Rechtsextreme Inhalte im Netz nehmen zu. Darauf macht die länderübergreifende Stelle für den Jugendschutz im Internet, jugendschutz.net, in ihrem Jahresbericht 2013 aufmerksam. Mit perfiden Strategien greifen Rechtsextreme auch im Netz Islam und Muslime an.
Unverhohlener Rassismus wird im Social Web schnell zum Selbstläufer. Dabei gilt: Je anstößiger, provokanter und poppiger ein Beitrag ist, desto eher verbreitet er sich schneeballartig und auch über rechtsextreme Kreise hinaus. Diese Erkenntnisse präsentierte jugendschutz.net, die länderübergreifende Stelle für den Jugendschutz im Internet, heute bei der Vorstellung des jüngsten Berichts „Rechtsextremismus online 2013“ in Berlin.
„Während in den vergangenen Jahren subtile Propaganda vorherrschte, stoßen wir mittlerweile regelmäßig auf Darstellungen, in denen Juden, Muslime, Sinti & Roma oder Homosexuelle ohne Umschweife zu Menschen zweiter Klasse degradiert werden“, so Stefan Glaser, stellvertretender Leiter von jugendschutz.net. Vor allem das russische Netzwerk VK oder der US-Dienst Tumblr (Yahoo) unternehmen laut Glaser zu wenig, um diese Inhalte von ihren Plattformen zu verbannen.
Perfide Strategie: Islam in die Nähe von Extremismus rücken
Muslime werden laut Bericht per se auf als Bedrohung dargestellt. Sie werden mit Extremismus und terroristischer Gewalt in Verbindung gebracht. Gleichzeitig verfolgen die Rechtsextremisten das Ziel den Rassismus zu kaschieren und nicht offenkundig werden zu. Derartige Beiträge sind „in höchstem Maße emotionalisierend.“ Die Rechtsextremisten arbeiten dabei auch mit Slogans wie „Maria statt Scharia“ und schrecken auch vor dem Einsatz von grausamen Darstellungen nicht zurück.
So instrumentalisierten laut Jahresbericht die Macher von Facebookseiten zur Thematik „Christenverfolgung“ drastische Bilder aus Splatterfilmen (Horrorfilme mit exzessiven Gewaltdarstellungen) für antimuslimische Hetze. Dem eigentlichen Kontext entrissen und mit entsprechender Botschaft versehen, diffamierten sie Muslime als „gewalttätig“ und „potenzielle Vergewaltiger“. Die Bilder dienten vielfach als Begründung für die Abwertung aller Angehörigen des Islam.
Schwesig: Wir müssen Kinder und Jugendliche schützen
„Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, die zahlreichen positiven Aspekte des Internets zu nutzen“, betont die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig. „Aber sie dürfen dabei nicht stetig Gefahr laufen, mit Hass und Gewalt konfrontiert zu werden. Wir müssen Kinder und Jugendliche vor rechtsextremer Onlinepropaganda schützen“, so Schwesig.
Für Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, ist eine kontinuierliche internationale Zusammenarbeit wichtig. „Das Gros der Inhalte wird über ausländische Dienste eingestellt, daher müssen Strategien gegen Hass im Netz auch international ansetzen.“ Initiativen wie das International Network Against Cyber Hate (INACH) böten hier einen guten Ansatzpunkt; die bpb will diese internationale Netzwerkarbeit daher weiterhin fördern.
Martin Ziegenhagen, Leiter der Online-Beratung gegen Rechtsextremismus, verdeutlicht den großen Beratungsbedarf: „Bei uns landen die Menschen, die von den perfiden Machenschaften der Rechtsextremen – online wie offline – direkt betroffen sind. Darunter sind auch immer häufiger Jugendliche.“ Eine enge Zusammenarbeit mit jugendschutz.net sei wichtig, um diejenigen effektiv unterstützen zu können, die konkrete Hilfe benötigen.
Hintergrund
jugendschutz.net unterstützt die Jugendministerien der Länder und die Kommission für Jugendmedienschutz. Die länderübergreifende Stelle drängt seit Gründung 1997 auf die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und sorgt dafür, dass Anbieter problematische Inhalte rasch ändern oder löschen.