Großbritannien

Weiteren muslimischen Organisationen droht Kontenschließung

Nachdem bereits drei muslimischen Organisationen die Konten durch die HSBC-Bank geschlossen wurden, scheint anderen Organisationen in Großbritannien das gleiche Schicksal zu drohen. Darauf macht ein Finanz- und Sicherheitsexperte aufmerksam. Hinter den Kontenschließungen stecken Risikobewertungen durch internationale Akteure.

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08
2014
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Die Finsbury Park Moschee im Norden von London, der Ummah Welfare Trust (UWT) und die Cordoba Foundation erhielten am 22. Juli 2014 einen Brief der HSBC-Bank, in denen ihnen mitgeteilt wurde, dass ihre Konten nach zwei Monaten geschlossen würden. Die muslimischen Organisationen seien der Bank zu „risikoreich“, so die offizielle Begründung der HSBC. Die Betroffenen sehen in dem Schritt jedoch einen islamfeindlichen Hintergrund. Sie riefen mittlerweile Muslime zum Boykott der HSBC-Bank auf.

Nach einem Bericht der britischen Zeitung The Guardian könnten die jüngsten Kontenkündigungen jedoch nur der Beginn einer ersten Welle von Schließungen einzelner Konten muslimischer Organisationen sein. Der Finanz- und Sicherheitsexperte Tom Keatinge erklärte gegenüber der Zeitung, dass der gesamte Bankensektor dazu gezwungen werde, einen vorsichtigen Ansatz zu wählen, um Geldwäsche und Terrorunterstützer besser zu identifizieren. Das Resultat dieser Schritte sei jedoch, dass, obwohl die Schuld nicht bewiesen sei, bestimmten Organisationen ihre Konten gekündigt würden.

Keine Islamophobie, sondern Risikoeinschätzungen

Dabei spiele auch eine Rolle, dass sich die Banken für eine genaue Betrachtung ihrer Kunden keine Zeit nehmen wollten. Es sei einfacher einen unbequemen Kunden das Konto zu kündigen, als intensiv seine Geldeingänge und Ausgänge zu überprüfen. Das Verhalten der Banken werde zwar als islamfeindlich ausgelegt, sei aber letztendlich nur ein Resultat von Kostenabwägungen und Risikoeinschätzungen, so der Experte gegenüber der Zeitung.

Der Ummah Welfare Trust und die Cordoba Foundation sehen hinter den Kontenkündigungen der HSBC dennoch andere Gründe. Beide Organisationen hatten sich für den Gaza-Streifen starkgemacht und erhielten erst kurz darauf die Kündigungen. Aber auch andere Banken in Großbritannien waren in der Vergangenheit mit ähnlichen Schritten gegenüber muslimischen Organisationen aufgefallen. So hatte 2012 die Großbank UBS das Konto des britischen Ablegers der weltweit aktiven Hilfsorganisation Islamic Relief geschlossen.

Banken bleibt kaum etwas anderes übrig

Interessant ist auch eine Einschätzung der Financial Action Task Force (FATF), einer internationalen Organisation, die sich dem Kampf von Terrorfinanzierungen widmet. Diese sagt, dass Non-Profit-Organisationen grundsätzlich „ungeschützt für Missbrauch durch Terroristen und terroristische Netzwerke“ seien. Solche Einschätzungen helfen natürlich dabei, dass dann unbescholtene Organisationen im Voraus vorverurteilt werden und ihnen die Konten gekündigt werden, weil sie den Banken zu risikoreich erscheinen.

Die Regierung in Großbritannien mischt sich trotz des wohl immer größer werdenden Problems in die Angelegenheit nicht ein. Es sei Sache der Privatwirtschaft. Banken könnten sich nun Mal aussuchen, welche Kunden sie haben wollen und welche nicht.