Nachdem in der vergangenen Woche unbekannte Täter die Spendenbox einer Moscheegemeinde ausgeräumt und mehrere Korane in Brand gesteckt haben, ist es heute früh in Bielefeld erneut zu einem Brandanschlag auf eine Moschee gekommen.
Weiterer Brandanschlag auf eine Moschee in Bielefeld. Nach Angaben der Polizei Bielefeld haben der oder die Täter vor dem Anschlag am Außenbereich der Moschee angebrachte Videokameras beschädigt bzw. den Aufnahmewinkel der Kameras verändert. Vermutlich zwischen 5.40 Uhr und 7.20 Uhr in der früh haben sich dann der oder die Täter gewaltsam durch ein Fenster im Tiefparterre Zutritt zum Gebetsraum der Muslime verschafft. In dem Gebetsraum wurden mehrere Bücher, darunter auch Exemplare des Koran, aufeinandergestapelt und angezündet.
Die anlässlich der Brandstiftung vom 11.08.2014 eingerichtete Kommission aus Brandermittlern und Ermittler des Staatsschutzes haben die Ermittlungen auch im aktuellen Fall übernommen. Die Ermittler schließen im aktuellen Fall eine politisch-motivierte Tat nicht aus. Sie prüfen sogar einen Zusammenhang mit dem früheren Brand in einer Moschee vergangene Woche. Dort hatten die gleichen Ermittler jedoch einen politisch-motivierten Hintergrund der Tat ausgeschlossen. Auch dort hatten unbekannte Täter Korane aufeinandergestapelt und in Brand gesteckt.
Kritik an Ermittlern durch BIG
Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld (BIG) hatte erst am gestrigen Montag eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie die Ermittler kritisierten. Die Ermittler hätten spekuliert, dass der Brand vor einer Woche nur eine Ablenkung eines einfachen Einbrechers gewesen sei. Gleichzeitig kritisierte das BIG, dass die Ermittler davon ausgingen, dass es sich um keine fremdenfeindliche Tat gehandelt habe. „Mit anderen Worten, dass Verbrennen der Korane und Verteilung dieser im Gebetsraum, um die ganze Moschee in Brand zu setzen, sei keine fremdenfeindliche Tat. Im Angesicht der NSU Skandale ist diese Vorgehensweise für uns unverständlich“, heißt es in der Erklärung.
Was die Moscheegemeinde vor Ort ebenfalls zu tiefst enttäuscht habe, sei die Tatsache, dass bisher nicht einmal eine Hand voll Solidaritätsbekunden mit der Gemeinde vorliegen würden. „Die Muslime vor Ort sind daher besorgt, dass dieses Schweigen die Täter für weitere Taten motiviert. Jeder Rassismus, jede Fremdenfeindlichkeit kommt nur zu Stande, wenn die Mehrheit schweigt. Genau das macht der Gemeinde Angst. Sie fühlen sich allein gelassen“, heißt es in der Erklärung des BIG.
Muslime entsetzt und schockiert
Nach dem heutigen Anschlag zeigte sich der Vorsitzende des BIG, Cemil Şahinöz, schockiert, aber auch in den Ängsten der Bielefelder Muslime bestätigt. Aus seiner Empörung über frühere Beschwichtigungsversuche machte der Muslim kein Geheimnis.
Ich habe gestern noch in unserer Presseerklärung gesagt: "Es wird zu viel geschwiegen. Schweigen führt zu weiteren Taten."
— Cemil Sahinöz (@Cemil_Sahinoez) August 19, 2014
Der Islamratsvorsitzende und aktuelle Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Ali Kızılkaya, erklärte gegenüber IslamiQ, dass er sich bereits auf dem Weg nach Bielefeld befinde, um die Gemeinde aufzusuchen und seine Anteilnahme und Solidarität zu zeigen. Kızılkaya sagte: „Zwei Anschläge binnen einer Woche in Bielefeld. Ich bin schockiert und entsetzt. Jetzt müssen wir schauen, wie wir die Muslime vor Ort unterstützen können.“
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, hatte bereits ein Treffen mit dem Vorsitzenden des BIG für heute angekündigt. Nach dem Bekanntwerden eines erneuten Anschlags fragte Mazyek auf Twitter: „Deutschland, wo bleibt deine Empörung?“