Jahrelange Städteausgrabungen in der türkischen Stadt Ahlat haben die wichtigsten Kunstgüter Anatoliens zutage gebracht. Auf diese Ausgrabungen bauen die Unikate der Bitlis Eren Universität, die im Tagungszentrum des Schloss Schönbrunn ausgestellt werden.
Feuer, Wasser, Luft und Erde. Aus diesen Elementen des Lebens formten die Türken die Keramikkunst im 8. bzw. 9 Jahrhundert im mittelasiatischen Raum, im heutigen Gebiet der Uiguren. Die Çini-Kunst wurde schließlich während der Epoche der Seldschuken nach Anatolien gebracht und dort weiterentwickelt. Ihren Höhepunkt fand die Keramikkunst im Osmanischen Reich, wo sie für dekorative Verzierungen und architektonische Gebäude verwendet wurde.
Zu den wichtigsten Zentren der Keramikkunst in der Epoche der Seldschuken zählte vor allem die Stadt Ahlat. In den Werkstätten der Stadt wurden im 11. und 16. Jahrhundert Künstler ausgebildet, die später im gesamten geografischen Raum der Seldschuken in der Çini-Kunst, aber auch in der Stickerei tätig waren und geschätzt wurden. Ein anschauliches Zeugnis dieser Zeit sind die drei bis vier Meter hohen Grabmäler und die Kuppeln in den Friedhöfen von Ahlat. Jahrelang geriet die Çini-Kunst allerdings Vergessenheit, bis Ausgrabungen dazu führten, dass die Forschung und Lehre fortgesetzt wurde.
Die Vergangenheit in die Zukunft tragen
Die im Jahre 1960 begonnenen Städteausgrabungen brachten viele Erkenntnisse über die Çini-Kunst und verdeutlichten die Bedeutung dieser Kunstart. Durch Initiative der Gemeinde wurde die Keramikkunst schließlich in Volksbildungszentren gelehrt. Später entwickelte sich daraus eine Ausbildung mit einem akademischen Grad, die heute an der Bitlis Eren Universität erlangt werden kann. Auf dieser Basis wird die Çini-Kunst von Studenten und Künstlern erlernt und produziert.
Die im Rahmen der Lehre der Bitlis Eren Universität entstandenen Kunstwerke kommen nun nach Wien. Dort, wo das österreichische Kaiserhaus ihre Sommermonate verbrachte, werden Unikate, die auf Grundlage von Motiven der Vergangenheit gezeichnet und speziell hergestellt werden, ausgestellt.
Interessierte können die Ausstellung „Von der Ausgrabung bis zur Fertigung Çini Kachel- u. Keramikkunstwerke aus Ahlat 25. August bis zum 31. August im Schloss Schönbrunn Tagungszentrum besuchen.