Zentralrat der Muslime in Deutschland

In NRW entsteht ein neuer Landesverband

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) gründet seinen zweiten Landesverband. Damit will die Religionsgemeinschaft ihre Basisbindung stärken. Doch es gibt auch scharfe Kritik am „Alleingang“.

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08
2014
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Die Neustrukturierung auf Länderebene schreitet beim Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) weiter voran. Am Samstag (30.08.2014) soll in Wuppertal ein Landesverband für Nordrhein-Westfalen gegründet werden. Dies gab die Religionsgemeinschaft am Donnerstag in Köln bekannt.

„Um dem föderalen System der Bundesrepublik Rechnung zu tragen aber auch die Anbindung der Basis – also der Moscheegemeinden – an den ZMD besser zu gestalten, und eine verbesserte regionale Handlungsfähigkeit zu schaffen, ist die Gründung von Landesverbänden unerlässlich“, erklärte Samir Bouaissa, Koordinator des Landesverbands NRW. Aiman Mazyek, Vorsitzender des ZMD, erklärte man betrachte sich als Teil Deutschlands und seiner Gesellschaft. Die Integration der Muslime sei eine Herzensangelegenheit und werde mit solchen Schritten weiter vorangebracht.

Zweiter Landesverband des ZMD

Nach Hessen ist es der zweite Landesverband, den der ZMD gründet. In Bayern, Berlin und Sachsen hat die Religionsgemeinschaft Landeslisten eingesetzt. Lange Zeit verzichtete der ZMD auf Landesverbände und hatte nur einzelne Mitglieder (darunter auch Dachverbände) aus verschiedenen Bundesländern als Verband vereinigt. Die Einsetzung von eigenen Landesverbänden geht auf eine neue Ausrichtung und auf ein neues Selbstverständnis zurück. Der ZMD will muslimischer Ansprechpartner für alle relevanten Stellen sein.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland ist eine Dachorganisation von derzeit 28 muslimischen Dachorganisationen und einiger Einzelmitglieder. Er war vormals als „Islamischer Arbeitskreis“ 1987 gegründet und umfasst heute mehr als 300 Moscheegemeinden. Die Zusammensetzung des ZMD bildet die ganze Vielfalt der Muslime in Deutschland ab.

Zur Gründungsversammlung werden Vertreter der verschiedenen Landtagsfraktionen in NRW erwartet. Nach Angaben des ZMD wird der NRW-Staatssekretär für Integration, Thorsten Klute (SPD), ein Grußwort halten. Ebenfalls eingeladen wurden auch Vertreter anderer Religionsgemeinschaften.

Kritik an Alleingang

Ob diese aber an der Gründungsversammlung teilnehmen werden, ist unklar. Zum einen wurden die Religionsgemeinschaften nur kurzfristig über die Gründungsversammlung informiert, zum anderen gibt es hinter vorgehaltener Hand kritische Stimmen zum „Alleingang“ des ZMD. Die Gründung eines eigenen Landesverbands stößt vor allem bei Befürwortern des sog. „Schura-Modells“ auf Ablehnung.

Statt eines großen Landesverbands der alle Muslime in einem Bundesland vertritt, bastele man wieder an einzelnen kleinen Verbänden, wird kritisiert. Man nehme sich so gegenseitig die Kompetenzen und Stärken. Eine Zusammenarbeit, aber auch mit einheitlicher Stimme zu sprechen, werde sich so schwieriger gestalten als bisher. Auch stifte die Neugründung von neuen Verbänden Verwirrung bei Ansprechpartnern wie Kommunen und Landesregierungen.

Eine „Einheit der Muslime“, die im Jahr 2003 nach einer Sitzung aller relevanten muslimische Organisationen in Seevetal als Ziel ausgegeben wurde, scheint unterdessen weiter in Ferne zu rücken. (as)