In Mölln ist die Moschee Opfer eines Anschlags geworden. Eine Art Stinkbombe wurde gegen die Eingangstür der Moschee geworfen. Die Stadtverwaltung solidarisierte sich mit den Muslimen. Die Tat wurde jedoch zwei Wochen lang geheim gehalten – angeblich um Nachahmer zu verhindern.
Wenn Muslime an Mölln denken, dann kommt immer wieder die Erinnerung an den Brandanschlag vom 23. November 1992 in Erinnerung. Damals wurden zwei mehrheitlich von Türken bewohnte Häuser von rechtsextremen Tätern mit Molotowcocktails angegriffen und in Brand gesetzt. Beim ersten Haus gab es glücklicherweise keine Todesopfer, jedoch wurden neun Personen zum Teil schwer verletzt. Beim zweiten Haus kamen die zehn- und vierzehnjährigen Mädchen Yeliz Arslan und Ayşe Yılmaz sowie ihre 51-jährige Großmutter Bahide Arslan in den Flammen um. Noch während der Löscharbeiten gab es Bekenneranrufe bei der Polizei mit „Heil Hitler“ rufen.
Nun wurde bekannt, dass die Möllner Moschee, die zur Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) gehört, vor zwei Wochen (16./17.), Opfer eines Anschlags geworden ist. Die Täter haben anscheinend eine Art Stinkbombe mit Fäkalien, Farbe, Fleischresten und einer stark stinkenden Flüssigkeit gebastelt und dann gegen die Tür der Moschee geworfen. Mittlerweile ermittelt in dem Fall der Staatsschutz. Ein politisch motivierter Hintergrund der Tat wird nicht ausgeschlossen. Erinnerungen an den Hass gegenüber Türken werden jedoch wieder wach.
Stadtverwaltung zeigt sich solidarisch mit Muslimen
„Die Möllner Stadtvertretung verurteilt die Verunstaltung und beleidigende Sachbeschädigung der Möllner Moschee durch bisher unbekannte Täter auf das Schärfste. Die Stadtvertretung erklärt ausdrücklich ihre Solidarität mit den muslemischen Mitbürgern sowie dem Möllner Moscheeverein“, heißt es in einer einstimmigen Resolution der Möllner Stadtvertretung vom 28. August.
Auch Bürgermeister Jan Wiegels (SPD) zeigt sich solidarisch mit den Muslimen: „Gerade in einer Stadt wie Mölln müssen wir solchen Taten entschieden entgegen treten. Wir erklären uns solidarisch mit unseren muslemischen Mitbürgern und hoffen, dass die Täter bald ermittelt werden.“
Anschlag wurde geheim gehalten
Was die Stadtverwaltung jedoch nicht erwähnt. Der Vorfall wurde zunächst geheim gehalten, um Nachahmer zu verhindern. Es gibt zudem eine mögliche Verbindung zu einer Kunstplatte aus dem „Der Till heckt mit dem Nasreddin-Projekt“ vor der Möllner Bibliothek. Diese wurde auch verunstaltet. Ob ein Zusammenhang zwischen beiden Taten besteht, ist noch nicht gänzlich geklärt, wird aber von den Ermittlern vermutet.
Es bleibt allerdings ein fader Beigeschmack in dem Verhalten der Stadtverwaltung. Angesichts von mehreren Brandanschlägen auf Moscheen in der gleichen Woche, ergibt das Schweigen keinen Sinn. Es erinnert vielmehr an Verhalten aus der Vergangenheit.
Nach dem Brandanschlag von Mölln wurden nach neun Tagen die mutmaßlichen Täter festgenommen. Für den Bürgermeister der Stadt war die Sache damit beendet. Er hoffe, dass wieder „Normalität einkehrt“, erklärte Joachim Dörfler damals. Und die neonazistische Szene in Mölln? Soll es nie gegeben haben. Auch heute verliert man in Mölln kein Wort über die rechte Szene in der Stadt. Sie wird totgeschwiegen. (as)