Jüdisches Museum Berlin

Neuer Direktor Schäfer will Erneuerung

Der neue Direktor des Jüdischen Museums Berlin, der Judaist Peter Schäfer, will Konzeption und Ausrichtung des Museums erneuern. Neben dem Themen Jüdisches Leben und Antisemitismus soll künftig auch das Verhältnis zwischen Islam und Judentum stärkere Beachtung finden.

02
09
2014
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Das 2001 eröffnete Jüdische Museum Berlin steht vor einer tiefgreifenden Neukonzeption. Der am Montag eingeführte neue Direktor Peter Schäfer (71) will Dauerausstellung und Akademie von Europas größtem jüdischen Museum in den kommenden Jahren erneuern, wie er in einem Interview des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) ankündigte.

So erwägt der Judaist und Nachfolger von Gründungsdirektor W. Michael Blumenthal (88), die jüdische Religion, das Thema Antisemitismus sowie das Verhältnis von Judentum und Islam stärker zu akzentuieren. Das Jüdische Museum führt in die deutsch-jüdische Geschichte der vergangenen 2.000 Jahre ein und hat jährlich über 700.000 Besucher. Bekannt ist es auch durch seine ungewöhnliche Architektur in Form eines aufgebrochenen Davidsterns, die Daniel Libeskind konzipierte.

Keine Äußerungen zur Tagespolitik

Das Museum äußere sich nicht zur Tagespolitik, betonte Schäfer mit Blick auf den Gaza-Krieg der vergangenen Wochen und antisemitische Reaktionen darauf. Die Akademie sei jedoch ein „wunderbares Forum“, um etwa über Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart vertieft zu diskutieren. Als weitere mögliche Schwerpunkte des Akademieprogramms nannte er den Staat Israel und seine heutige Wahrnehmung sowie den Einfluss deutscher Exiljuden in ihren neuen Heimatländern. Mit Blick auf die Sonderausstellungen des Museums sagte der neue Direktor, deren Bandbreite sollte „unbedingt bleiben“. Als eines seiner „Lieblingsthemen“ nannte er den „Golem“. Nach jüdischer Überlieferung ist es ein künstliches Wesen in Menschengestalt, das als Retter der Juden auftrat.

Einer der führenden Judaisten

Der in Hückeswagen (Nordrhein-Westfalen) geborene Schäfer ist einer der führenden Judaisten für die Zeit der Antike und des frühen Mittelalters. Er lehrte unter anderem an den Universitäten Tübingen und Köln, der Freien Universität Berlin sowie der Princeton University (USA). Schäfer erhielt die höchste wissenschaftliche Auszeichnung in Deutschland, den Leibniz-Preis. Geehrt wurde er zudem durch den „Mellon Award“, die höchste Ehrung für Geisteswissenschaftler in den USA. Schäfer gehört der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an.

Gegenüber dem RBB äußerte sich Schäfer auch zu seinem anfänglichen Studium der Katholischen Theologie in Bonn. Es habe es nach fünf Semestern abgebrochen, weil er es „nicht mehr ertragen konnte“. Als einen Grund führte er an, dass er Hebräisch nur als tote Sprache erlernt habe. Er sei deshalb nach Jerusalem gegangen, „um lebendige Juden in Israel kennenzulernen“. Dort sei er mit dem Fach „Jüdische Studien“ in Kontakt gekommen und habe sich „sofort darin verliebt“. (KNA)