Das türkische Religionsamt (Diyanet) gewinnt weiter an Bedeutung. Künftig ist das Amt direkt dem Ministerpräsidenten untergeordnet und nicht mehr einem seiner Vertreter. Beobachter werten dies als ein Zeichen für eine stärkere „Glaubensdiplomatie“.
Das türkische Religionsamt (Diyanet) ist künftig direkt dem neuen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu unterstellt. Dies spiegele die wachsende Verantwortung der Behörde wieder, sagte deren Leiter Mehmet Görmez laut türkischen Medienberichten vom Mittwoch. Bisher war das Religionsamt, das die 80.000 Moscheen in der Türkei verwaltet und für die Auslegung des Islam zuständig ist, einem der mehreren Stellvertreter des Regierungschefs zugeordnet. Nach seinem Amtsantritt in der vergangenen Woche zog Davutoğlu im Rahmen eines Neuzuschnitts der Verantwortungsbereiche im Kabinett die Aufsicht über das Religionsamt an sich.
In der türkischen Presse wurde der Schritt als Zeichen dafür gewertet, dass die Behörde künftig besonders in der Nahost-Politik der Türkei eine größere Rolle spielen solle. Der Zeitung „Hürriyet“ zufolge deuteten politische Kreise in Ankara die Entscheidung Davutoğlus für eine direkte Kontrolle über das Religionsamt als Signal einer stärkeren „Glaubensdiplomatie“ in der türkischen Außenpolitik. Behördenchef Görmez selbst sagte nach Medienberichten, das Religionsamt sei mit seiner Arbeit und seinen Prinzipien ein Vorbild für die ganze islamische Welt.
Das Religionsamt hatte zuletzt mit einer Konferenz in Istanbul auf sich aufmerksam gemacht, bei der es um eine Versöhnung zwischen schiitischen und sunnitischen Muslimen ging. Bei dem Treffen im Juli wandten sich die Teilnehmer mit Blick auf den Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“ im Irak und in Syrien zudem gegen Gewalt und Terrorismus im Namen des Glaubens. (KNA)