Ausstellung

Porträts aus dem Halbmond-Lager

Für die französischen Kriegsgefangenen im Halbmond-Lager wurde in Wünsdorf die erste Moschee Deutschlands gebaut. Eine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg dokumentiert ihr Leben und die Propaganda.

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09
2014
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15 Nahaufnahmen hängen seit dem 11. September an den Wänden des Historischen Museums in Frankfurt. Sie zeigen Kriegsgefangene, die aus Nord- und Westafrika stammen und in einem Gefangenenlager fotografiert wurden.

Während des Ersten Weltkriegs wurden an allen Fronten Soldaten aus Afrika zwangsrekrutiert, sie kämpften auf der Seite der Großmächte England und Frankreich. Dabei gerieten viele von ihnen in Gefangenschaft. In großen Lagern hielten die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn die Soldaten gefangen und hofften, dass sie Informationen über ihre Herkunftsfront preisgeben.

Wissenschaft und Propaganda

Die Gefangenlager, in denen größtenteils muslimische Soldaten gefangen waren, wurden „Halbmond-Lager“ genannt. Durch Vorträge von muslimischen Gelehrten und einer arabischen Propagandazeitung, versuchte man Einfluss auf die Gefangenen zu nehmen. Auf Wunsch des Istanbuler Muftis, aber auch um die Soldaten auf der Seite Deutschlands zu behalten, baute man in Wünsdorf auch eine eigene Moschee.

Das Gotteshaus war 1915 die erste Moschee zur freien Religionsausübung auf deutschem Boden. Erfolgreich waren die Bemühungen jedoch nicht. Zu groß waren die Differenzen zwischen den gefangenen Soldaten, die Moschee wurde 1925 abgerissen.

Die Kriegsgefangenen waren ebenfalls Untersuchungsgegenstand der Wissenschaft. Forscher vermaßen die Gefangenen, machten Gipsabdrücke und ließen sie singen. Für die Erkenntnisse über Rassenmerkmale und kulturelle Eigenarten, waren die Kriegsgefangenen im Lager eine gute Gelegenheit. Zeuge dieser Zeit ist heute nur noch der Friedhof mit etwa 1000 Gräbern der Soldaten, die in den Lagern umgekommen sind.

Momentaufnahmen der Kriegsgefangenen

Die Ausstellung „Gefangene Bilder. Wissenschaft und Propaganda im Ersten Weltkrieg“ zeigt Momentaufnahmen der Kriegsgefangenen, ihre Umgebung, Propagandabilder und –zeitschriften. Das Begleitprogramm, bestehend aus Filmen, Dokumentarfilmen, Diskussion, Vortrag und Rundgespräch soll das rassistisch geprägte Überlegenheitsgefühl während des Ersten Weltkriegs durchleuchten. In diesem Zusammenhang ist das Ziel der Ausstellung, auf die Ursprünge des heutigen Rassismus aufmerksam zu machen.

„Gefangene Bilder. Wissenschaft und Propaganda im Ersten Weltkrieg“ kann bis zum 15. Februar dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Historischen Museum Frankfurt, Fahrtor 2 besucht werden. (fy)