In einer gemeinsamen Erklärung haben Schweizer Juden und Muslime sich gegen Gewalt gestellt. Sie rufen zum Frieden auf und fordern ein Ende des Nahostkonflikts. Verurteilt wird auch Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit.
Schweizer Juden und Muslime haben im Nachgang zum mittlerweile beendeten Gazakrieg eine gemeinsame Erklärung gegen Gewalt veröffentlicht. Die Gemeinschaften rufen darin zum Frieden und zu einem Ende des Nahostkonflikts auf. Gleichzeitig wird an Juden und Muslime appelliert, Konflikte aus dem Ausland nicht in die Schweiz hineinzutragen.
Die Erklärung wurde vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG), der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS) sowie der Föderation Islamischer Dachorganisationen in der Schweiz (FIDS) und der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (KIOS) unterzeichnet. Sie verurteilen darin auch Judenfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit und Rassismus scharf.
Die Unterzeichner machen auch deutlich, dass es unterschiedliche Ansichten der Gemeinschaften zum Nahostkonflikt gibt. Die Gemeinschaften betonten jedoch, jeder habe das Recht seine Meinung frei zu äußern. Allerdings sei dies „keine Entschuldigung für Rassismus, Antisemitismus, Gewalt und andere Formen der Einschüchterung.“
Gesamte Erklärung im Wortlaut
IslamiQ dokumentiert im Folgenden die gesamte Erklärung im Wortlaut:
„Im Nachgang zu den kriegerischen Auseinandersetzungen in Israel und Gaza im letzten Sommer haben sich die jüdischen und muslimischen Dachverbände der Schweiz zu einem gemeinsamen Aufruf gegen Gewalt und für Frieden entschlossen.
Es gibt keinen Zweifel, dass Muslime und Juden unterschiedliche Ansichten über den israelisch- palästinensischen Konflikt haben. Wir, Juden und Muslime in der Schweiz, anerkennen, dass unsere Gemeinschaften über die Ursprünge, die aktuellen Gründe und die möglichen Lösungen unterschiedlicher Auffassung sind.
Dennoch herrscht zwischen uns in vielen Punkten auch Übereinstimmung. Der Tod von Zivilisten macht uns alle traurig. Der Missbrauch von Zivilisten und ziviler Einrichtungen ist inakzeptabel und widerspricht unseren religiösen Auffassungen. Wir sprechen uns zudem gemeinsam für ein baldiges Ende des Konflikts und für einen dauerhaften Frieden aus, der für alle gilt.
Trotz der schwierigen Lage im Nahen Osten wollen wir uns weiterhin für gute Beziehungen zwischen unseren Gemeinschaften in der Schweiz einsetzen. Wir dürfen Konflikte im Ausland nicht zu uns hinein lassen, sondern wollen stattdessen Friedensbotschaften in die Welt hinaustragen.
Während jeder das Recht hat, seine politische Meinung zu äussern, sei es bei einer Kundgebung oder in den sozialen Medien, so müssen wir doch immer achtsam sein, wie unsere Protestbekundungen vermittelt werden. Es kann keine Entschuldigung für Rassismus, Antisemitismus, Gewalt oder andere Formen der Einschüchterung geben, wenn solche Ansichten in den Medien, auf der Strasse oder im Internet verbreitet werden.
Wir verurteilen entschieden jede Ausdrucksweise von Juden- und Muslimfeindlichkeit und jede Form von Rassismus. Wir fordern muslimische und jüdische Gemeinschaften in der Schweiz dazu auf, ihre Bemühungen zu intensivieren, um die Zusammenarbeit und das gegenseitige Kennenlernen zu ermöglichen.
Wir brauchen einen konstruktiven Dialog, um unsere Meinungsverschiedenheiten einzudämmen und um ein möglichst breites Spektrum von Bereichen der Zusammenarbeit definieren zu können. Es gibt mehr Themen, die uns verbinden als solche, die uns trennen. In diesem Sinne sprechen wir uns auch für Hoffnung und Frieden in der Welt aus.“
Dies ist eine gemeinsame Erklärung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), der Plattform
der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS) sowie der Föderation Islamischer Dachorganisationen in der Schweiz
(FIDS) und der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (KIOS).