Soziale Verantwortung

Moscheen sind Orte des Ge­bets, der Kul­tur und der Er­zie­hung

Ali Mete wirft in seinem Beitrag einen interessanten Blick auf die Konzeption und Arbeit von Moscheegemeinden. Moscheen in Deutschland haben seiner Meinung nach die Chance dem Vorbild der Prophetenmoschee zu folgen und sind Träger sozialer Verantwortung.

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2014
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Im Gegensatz zu der in der islamischen Welt zu beobachtenden Differenzierungstendenz, zu Funktionalitäten der Moscheen, haben die Moscheen in Deutschland aufgrund des Bedarfs der hiesigen Muslime die Chance, dem Vorbild der „Masdschid an-Nabawî“ folgend, als multifunktionale Zentren zum Einsatz zu kommen.

Die Moschee in der islamischen Geschichte

In einer Broschüre über die Moschee steht, dass eine Moschee weitaus mehr als ein architektonisches Kunstwerk ist. Sie symbolisiere die Geschichte, Lebensauffassung und Weltanschauung des Islams, weshalb man bei der Moschee von einer physischen Manifestation des Islams sprechen könne. Inwieweit dies auch für die heutigen Moscheen Deutschlands zutrifft, welche Eigenschaften und Funktionen eine deutsche Moschee hat, haben kann und auf welchen historischen und theologischen Grundlagen diese basieren, soll in diesem Beitrag erörtert werden.

Das Wort „Moschee“ wurde an das ägytisch-arabische „masgid”, im Hocharabischen „masdschid”, angelehnt, das wiederum vom arabischen „sudschûd“ abgeleitet wurde und den Ort der Niederwerfung meint. Der vorwiegend im Türkischen gebräuchliche Begriff „Dschâmî“, aus dem arabischen „dscham“ (versammeln, zueinander bringen), bezeichnete früher die zentrale Moschee einer Stadt, in der das wöchentliche Freitagsgebet abgehalten wurde. Mit dem Wachstum der Städte wurde während der Herrschaft der Umajjaden die Errichtung mehrerer Freitagsmoscheen erforderlich, so dass der Unterschied zwischen „Dschâmî“ und „Masdschid“ relativiert wurde. So kommt es, dass egal ob „Dschâmî“ oder „Masdschid“ genannt, in allen Moscheen Deutschlands das Freitagsgebet stattfindet. Im Koran und den Hadîthen wird jedoch nur der Begriff „Masdschid“ verwendet.

Die erste Moschee der Welt war die Kâba und wurde von Seiten des Propheten Adam erbaut. So heißt es im Koran: „Siehe, das erste für die Mensc­hhe­it er­rich­te­te Ha­us war das in Bak­ka (ge­me­int ist Mek­ka) – ge­seg­net und ei­ne Lei­tung für al­le Welt.“[3:96]

Da­rü­ber hi­na­us wird vom Ge­sand­ten Got­tes Mu­ham­mad (saw) über­li­e­fert, dass di­e ers­te Mosc­he­e auf der Welt di­e „Masds­chid al-Ha­râm“, al­so di­e Kâ­ba in Mek­ka und di­e Zwei­te di­e „Masds­chid al-Ak­sa“ in Kuds (Je­rus­la­em) se­i. ((Nach Buchârî, Anbijâ 40 und Muslim, Masâdschid 1-2)) Di­e ers­te von ei­nem Mus­lim zur Ze­it des Ge­sand­ten Got­tes er­rich­te­te Mosc­he­e ist, la­ut Ib­ni Hisc­hâm, ei­nem der wich­tigs­ten Bi­og­rap­hen Mu­ham­mads (saw), di­e – wenn auch private – Mosc­he­e Abû Bakrs in Mek­ka, di­e er vor­wie­gend für di­e Verrichtung der Ge­be­te und di­e Re­zita­ti­on des Ko­rans be­nutz­te. ((Ibni Hischâm, I, 367)) Obwohl sich di­e Baj­tul­lâh (das Haus Got­tes) in Mek­ka be­fand, muss­ten di­e ers­ten Mus­li­me auf solc­he al­ter­na­ti­ven Räum­lich­kei­ten auswe­ic­hen, um den Rep­res­sa­li­en zu ent­ge­hen, denen si­e vor der Aus­wan­de­rung aus­ge­lie­fert wa­ren.

Kei­ne die­ser Mosc­he­en hat­te je­doch di­e his­to­risc­he Vor­bildfunk­ti­on für di­e nach­fol­gen­den Mosc­he­en welt­we­it, so dass di­e „Masds­chid an-Na­ba­wî“, di­e Prop­he­ten­mosc­he­e, des­sen Er­rich­tung ei­ne der ers­ten Tätig­kei­ten des Ge­sand­ten Got­tes nach sei­ner An­kunft in Me­di­na war, zum Pro­totyp der Mosc­he­e wur­de.

Die Prophetenmoschee als Vorbild

Di­e „Masds­chid an-Na­ba­wî“ hat­te un­ter vielfältige Funk­tio­nen in­ne. Der Grund hi­er­für war nicht zu­letzt di­e Tat­sac­he, dass Mu­ham­mad (saw), des­sen Wohnstätte sich di­rekt bei der Mosc­he­e be­fand, die­se Funk­tio­nen in sich ve­re­in­te, wo­bei es selbs­tverständlich ist, dass heu­te nicht al­le Funk­ti­ons­mög­lich­kei­ten übe­rall aus­ge­übt wer­den kön­nen und müs­sen.

Wi­e ein­gangs schon erwähnt, be­ze­ich­net „Masds­chid“ den Ort der Nie­der­wer­fung, wo­mit auch die grund­le­gen­de Funk­ti­on ei­ner Mosc­he­e ge­nannt ist. Di­e Mosc­he­e ist der Ort des per­sön­lic­hen oder ge­me­ins­chaft­lic­hen Ge­bets, wi­e fol­gen­de Ver­se ver­de­ut­lichen:

„… In den Häusern, de­ren Er­rich­tung Al­lah er­la­ubt hat, da­mit dort Sei­nes Na­mens ge­dacht wer­de …“[24:36]

„… Und hätte Al­lah nicht di­e einen Mens­chen durch di­e an­de­ren ab­ge­wehrt, wären (vie­le) Klös­ter, Kirc­hen, Syna­go­gen und Mosc­he­en, in de­nen Al­lahs Na­me häufig ge­dacht wird, bes­timmt zers­tört wor­den. …“[22:40]

„Und als Wir das Ha­us zu ei­nem Ver­samm­lung­sort für di­e Mens­chen und ei­nem Asyl mach­ten und (sprachen:) »Nehmt Ab­ra­hams Stätte zum Ort des Ge­bets« und Wir Ab­ra­ham und Is­ma­el verp­flich­te­ten: »Rei­nigt me­in Ha­us für di­e es Um­wan­deln­den und da­rin Ver­we­ilen­den und di­e sich Beu­gen­den und Nie­der­wer­fen­den.«“[2:125]

Vi­el­le­icht um die­se urs­prüng­lic­he Ei­gens­chaft als Ort der Nie­der­wer­fung zu un­ters­tre­ic­hen, vi­el­le­icht aber auch, we­il das ge­me­in­sa­me Ge­bet di­e Ver­samm­lung not­wen­dig macht, wird im Ko­ran nur der Beg­riff „Masds­chid“ be­nutzt. Da­bei spie­len ne­ben dem fünf­ma­li­gen täglic­hen Ge­bet, di­e man auch al­le­in ver­rich­ten kann, di­e zwin­gend in der Ge­me­ins­chaft in ei­ner Mosc­he­e zu ver­rich­ten­den Ge­be­te am Frei­tag und an den bei­den Fe­ier­ta­gen ei­ne di­e Ge­me­ins­chaft­lich­ke­it för­dern­de Rol­le.

La­ut ei­nem Ha­dîth stellt der Ge­sand­te Got­tes den Er­werb von Wis­sen vor das Ge­den­ken Got­tes. ((Ibni Mâdscha, Mukaddima, 17)) Die­se und an­de­re Auss­prüc­he und Prak­ti­ken Mu­ham­mads (saw) wa­ren aussc­hlag­ge­bend da­für, dass di­e Mosc­he­e von An­fang an zur Ver­mitt­lung der Leh­re des Is­lams di­en­te. Während es da­bei zu An­fang vor­ran­gig um di­e Ver­mitt­lung von Ko­ran und Ha­dîth ging, wur­den später Dich­tung, Sprac­he und so­gar prak­tisc­he Me­di­zin Ge­gens­tand der Un­ter­wei­sung in der Mosc­he­e.

Man kann sa­gen, dass al­le be­deuten­den Per­sön­lich­kei­ten des Islams ih­re Aus­bil­dung in den Mosc­he­en an­ge­fan­gen und fort­ge­führt ha­ben. Die­se Tätig­ke­it wur­de ent­we­der in den Mosc­he­en oder den Ein­rich­tun­gen, di­e später an di­e Mosc­he­e an­ge­ba­ut wur­den, durc­hge­führt. Zu die­sen Ein­rich­tun­gen ge­hö­ren zwe­ifel­soh­ne di­e Bib­li­ot­he­ken, di­e frü­her nicht nur Büc­her be­züg­lich der Leh­re des Islams, son­dern vie­le an­de­re Fach­be­re­ic­he um­fass­ten.

Verschiedene Funktionen

Au­ßer die­sen bei­den zen­tra­len Funk­tio­nen als Ort des Ge­bets und der Er­zie­hung, di­e in der ei­nen oder an­de­ren Form in je­der Mosc­he­e vor­zu­fin­den sind, hat­te di­e Mosc­he­e je nach Ze­it, Ort und Ums­tand vers­chie­de­ne an­de­re Funk­tio­nen in­ne. Zu Lebzeiten des Ge­sand­ten Got­tes Zeitweise di­en­te si­e sogar als Ort der Rechts­sprec­hung, später wurden in ihr sta­at­lic­he Ak­te wi­e di­e An­tritt­srede ei­nes neu­en Herrs­chers ge­hal­ten und Dip­lo­ma­ten emp­fan­gen. Ze­it­wei­se di­en­te sie so­gar als Schatz­kam­mer.

Da di­e Mosc­he­e für im­mer mehr Auf­ga­ben ge­nutzt wur­de, setz­te ein Dif­fe­ren­zi­erungs­pro­zess ein, der nicht nur ei­ne räum­lic­he, son­dern auch in­halt­lic­he Tren­nung mit sich brach­te. Die­ser Pro­zess, der in vers­chi­ede­nen Re­gio­nen zu vers­chi­ede­nen Zei­ten be­gann, führ­te da­zu, dass di­e Mosc­he­e zum Ort der re­li­giö­sen Pra­xis re­du­zi­ert wur­de. Da­mit wird aber di­e Ganz­he­it­lich­ke­it der Leh­re gefährdet, denn der Is­lam ist nicht nur auf das jen­se­iti­ge Wohl, son­dern auf ein Gle­ich­ge­wicht zwisc­hen Di­es­se­its und Jen­se­its be­dacht. Gemäß der Tat­sac­he, dass der Is­lam ei­ne Har­mo­ni­e zwisc­hen Ge­is­ti­gem und Welt­lic­hem zu er­rich­ten ver­sucht, ist auch di­e Mosc­he­e der Ort, an dem welt­lic­hes und ge­is­ti­ges/re­li­giö­ses Le­ben statt­fin­det und ke­in sak­ra­ler Ra­um im Sin­ne ei­ner Kirc­he. Di­es ist auch der Grund da­für, dass di­e Mosc­he­e Zen­trum und Aus­gangs­punkt vie­lfältiger Auf­ga­ben war und im­mer noch se­in kann. Die­se Funk­tio­nen der Mosc­he­e konn­ten und ha­ben sich je nach Be­darf, Ze­it und Ort verändert, da di­e Mosc­he­e kei­ne Hei­lig­ke­it be­sitzt, son­dern eher prak­tisc­hen Zie­len di­ent. Di­e Mosc­he­e si­e je­doch im­mer noch die be­de­utend­ste un­ter den is­la­misc­hen Ins­ti­tu­tio­nen.

Di­e Mosc­he­e in der Ge­gen­wart

Im Ge­gen­satz zu die­ser Dif­fe­ren­zie­rung­sten­denz der Funk­ti­ona­litäten der Mosc­he­en, di­e in der is­la­misc­hen Welt zu beo­bach­ten ist, ha­ben di­e Mosc­he­en in De­utsc­hland auf­grund des Be­darfs der hi­esi­gen Mus­li­me die Chan­ce, dem Vor­bild der „Masds­chid an-Na­ba­wî“ folgend, als mul­ti­funk­tiona­le Zentren zum Ein­satz zu kom­men. Im Fol­gen­den soll des­halb auf die Auf­ga­ben und Pers­pek­ti­ven deutscher Mosc­he­en ein­ge­gan­gen wer­den.

Je­de Mosc­he­e in De­utsc­hland er­füllt min­des­tens drei Auf­ga­ben: Si­e ist Ort des Ge­bets, Ort der Kul­tur und Ort der Er­zie­hung.

Wi­e be­re­its erwähnt, die­nen Mosc­he­en in ers­ter Li­ni­e zur Ver­rich­tung der Ge­be­te, wo­zu das täglic­he fünf­ma­li­ge Ge­bet, das wöc­hent­lic­he Frei­tags­ge­bet und die bei­den Fe­ier­tags­ge­be­te zählen. Die­se wer­den aus­nah­ms­los in je­der Mosc­he­e in De­utsc­hland ver­rich­tet. Da der Is­lam auch auf das Di­es­se­its be­dacht ist, ha­ben al­le Got­tes­di­ens­te ei­nen welt­lic­hen Nut­zen. Es wird aus­drück­lich emp­foh­len, di­e täglichen Ge­be­te, di­e auch al­lei­ne zu­hau­se ab­ge­hal­ten wer­den kön­nen, ge­me­ins­chaft­lich in der Mosc­he­e zu ver­rich­ten. Das Frei­tags­ge­bet so­wi­e di­e Fest­tags­ge­be­te hin­ge­gen kön­nen nur in der Ge­me­ins­chaft ab­ge­hal­ten wer­den. Je­den­falls ist das täglic­he Ge­bet in der Ge­me­ins­chaft zu be­vor­zu­gen, so dass manc­he Gefährten des Ge­sand­ten Got­tes so­gar der Mei­nung wa­ren, dass di­e Ver­nachlässi­gung des ge­me­ins­chaft­lic­hen Ge­bets di­e Vernachlässi­gung der Sun­na des Ge­sand­ten Got­tes be­deu­te. ((Nasâî, Imamat, 50; Abû Dâwûd, Salât, 46)) Die­se An­sicht muss zwar auf­grund der Ent­fer­nung von Woh­nung, Ar­be­its­platz und Mosc­he­e in de­uts­chen Städten re­la­ti­vi­ert wer­den, doch ist es der Be­deu­tung des ge­me­ins­chaft­lic­hen Ge­bets zu ver­dan­ken, dass man zu al­len Ge­bets­zei­ten Mus­li­me in der Mosc­he­e an­tref­fen kann. Auf­grund die­ser Be­to­nung der Ge­me­ins­chaft ist di­e Mosc­he­e Aus­gangs- und Treff­punkt für al­le mög­lic­hen Ak­ti­vitäten ei­ner Ge­me­in­de.

Migrationsgeschichte und Lebensauffassung

Dass di­e Mosc­he­en in De­utsch­land auch kul­tu­rel­le Auf­ga­ben wahr­neh­men, hat ei­ner­se­its mit der Mig­ra­ti­ons­gesc­hich­te De­utsc­hlands und an­de­rer­se­its mit der Le­ben­sa­uf­fas­sung des Is­lams zu tun. Di­e gro­ße Mehr­he­it der Mus­li­me in Deutsc­hland sind Mig­ran­ten, di­e mit der Mosc­he­e ei­nen Treff­punkt ha­ben, an dem si­e auch ihr kul­tu­rel­les Le­ben fort­füh­ren kön­nen, an­ge­fan­gen von ein­fac­hen Gesprächskrei­sen, zwecks des­sen ein ge­son­der­tes Lo­kal vor­han­den ist, über Ve­rans­tal­tun­gen an Fe­ier­ta­gen wi­e dem Ra­ma­dan- oder dem Op­fer­fest bis hin zu Folk­lo­reg­rup­pen und Nähkur­sen. Auf­grund die­ser Funk­ti­on wer­den Mosc­he­en auch oft als „Mosc­he­eve­rei­ne“ be­ze­ich­net, was zwar dem rech­tlic­hen Rang als ein­fac­hem Ve­re­in ents­prec­hen mag, doch ei­ne Ve­ren­gung der Auf­fas­sung von ei­ner Mosc­he­e nach is­la­misc­hem Verständnis be­deu­tet. In die­sem Zu­sam­men­hang wird auch oft von Pa­ral­lel­ge­sells­chaf­ten gesproc­hen. Doch im Hinb­lick auf die För­de­rung kul­tu­rel­ler Ei­gens­chaf­ten, di­e ja im All­ge­mei­nen er­wünscht ist, gibt es kei­nen Un­terschi­ed zwisc­hen ei­ner Mosc­he­e und ei­nem Hei­mat­ve­re­in wi­e er in je­der Stadt an­zut­ref­fen ist. Wi­e im ers­ten Te­il die­ses Be­it­rags schon be­tont wur­de möch­te der Is­lam ein Gan­zes schaf­fen, wes­halb di­e re­li­giö­sen und kul­tu­rel­len Di­men­sio­nen des Le­bens nicht im­mer getrennt wer­den kön­nen.

In je­der Mosc­he­e fin­det re­li­giö­se Un­ter­wei­sung und Er­zie­hung statt. Di­e ältes­te Form die­ser Be­leh­rung ist di­e Pre­digt, di­e nicht nur un­mit­tel­bar vor dem Frei­tags­ge­bet ge­hal­ten wird, son­dern auch vor oder nach al­len Ge­be­ten oder zu di­ver­sen Ve­rans­tal­tun­gen statt­fin­den kann. Allerdings ist die Freitagspredigt von großer Bedeutung, weil sie alle Muslime anspricht und in ihr nicht nur religiöse Sachverhalte, sondern aktuelle soziale, politische und sogar wirtschaftliche Themen angesprochen werden können. Dabei muss jedoch auch stets der unmittelbare Bezug zur religiösen Grundlage hergestellt werden. Ebenfalls zur religiösen Unterweisung gehören die me­ist am Woc­he­nen­de und in den Schul­ferrien durc­hge­führ­ten Korankurse, an denen muslimische Kinder und Jugendliche jedes Alters teilnehmen und in denen sie das grundlegende Wissen erwerben, das zur Verrichtung der allgemeinen religiösen Pflichten erforderlich ist. Außerdem haben heutige deutsche Moscheen aufgrund der fehlenden Räumlichkeiten und finanziellen Mitteln, die für andere Ausgaben eingesetzt werden müssen, meist kleine Bibliotheken mit religiöser Literatur, wozu beispielsweise der Koran, seine Übersetzung, seine Auslegung, einige Hadîthsammlungen sowie die Lebensgeschichten einzelner Propheten gehören.

Wunsch nach sichtbaren Moscheebauten

Wie gesagt, werden diese Aktivitäten in ziemlich allen deutschen Moscheen angeboten. Aufgrund der Situation der Muslime, die Deutschland nun als ihre Heimat betrachten und dauerhaft hier leben möchten, hat sich ein Wandel im Denken der Muslime eingestellt. Dieser Tatsache entspricht der Wunsch der Muslime nach sichtbaren Moscheeneubauten, die zusätzliche Nutzung der Moschee als Ort der interreligiösen und interkulturellen Begegnung und die gewachsene Sensibilität in Sachen Bildung.

Zuerst ist festzuhalten, dass der Bau einer Moschee als solches ein Zeichen der Integration ist. Denn nur dort, wo Muslime die Möglichkeit bekommen ihre Moscheen im Sinne eines Gotteshauses, also eines Ortes des weltlichen und religiösen Lebens zu erbauen und zu betreiben, können sie sich heimisch fühlen. Nur wenn eine Moschee als Institution des Islams und nicht als (islamischer) (Kultur-)Verein Akzeptanz findet, kann sie ihre Wirkung entfalten.

Der gewachsene Bedarf über die Muslime und ihre Religion und das Bedürfnis der Muslime sich zu erklären, hat dazu beigetragen, dass sich immer mehr Moschee öffneten, sei es zum bundesweiten Tag der offenen Moschee, zu Iftâr-Essen, zu Dialogveranstaltungen oder im Rahmen kommunaler Zusammenarbeit. Die Kommunen – und nicht zuletzt die Parteien – haben dieses Potenzial erkannt und sind gewillt Muslime und deren Moscheen in immer umfassenderer Weise in die städtische Arbeit einzubinden.

Moscheen legen, dem Beispiel des Gesandten Gottes folgend, immer mehr Wert auf die Bildung und Erziehung ihrer Kinder. So wie die Prophetenmoschee auch ein Ort der Erziehung war, stellen Moscheegemeinden immer mehr Räumlichkeiten und Finanzmittel für die Unterrichtung der kommenden Generation bereit. Dabei werden neben den klassischen Inhalten, angefangen von der Rezitation des Korans bis zur Lebensgeschichte und Persönlichkeit des Gesandten Gottes, auch Nachhilfekurse, muttersprachlicher Unterricht, Deutschkurse, Computerkurse, usw. angeboten. Die Erziehung wird dabei immer mehr auch pädagogisch geschulten Muslimen überlassen, wodurch der Imâm in diesem Bereich eine eher nebensächliche Rolle spielt.

Folglich ist es also ein positives Anzeichen, wenn die deutschen Moscheen immer aktiver werden und sich zu multifunktionalen Zentren verwandeln. Damit folgen sie dem Vorbild des Gesandten Gottes und leisten einen unentbehrlichen Beitrag zur Integration der Muslime.

Quellen:

– İslam Ansiklopedisi, Türkiye Diyanet Vakfı, Bd. 7, S. 46-92

– Das Gebetshaus der Muslime, Prof. Dr. Cemal Tosun

– İslam Müessesselelerine Giriş, Muhammad Hamidullah, Beyan Yayıları, S.51-76

– Encyclopedia of the Orient (http://lexicorient.com/e.o/mosque.htm)

– Encyclopedia of Religion, Gale University, 2nd Edition, Bd. 9, Mosque, S. 6204-6210