Hoher Besuch an der Universität Tübingen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kam zum Gespräch und stärkte dem Zentrum für Islamische Theologie (ZITH) den Rücken. Das ZITH gebe dem Islam eine Stimme – gegen Verzerrung durch Fanatiker und auch gegen Vorurteile.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Dienstag (07.10.2014) auf persönlichen Wunsch hin die beiden theologischen Fakultäten der Universität Tübingen sowie das Zentrum für Islamische Theologie (ZITH) besucht. Zum Auftakt seines Besuches wurde der Regierungschef von Wissenschaftlern und Studierenden im Zentrum für Islamische Theologie (ZITH) begrüßt.
„Der Landesregierung ist es wichtig, dass die Muslime unseres Landes in Baden-Württemberg eine Heimat haben und hier zugleich eine lebendige und reflektierte islamische Theologie gefördert wird. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass auch Gymnasiallehrkräfte für islamischen Religionsunterricht ausgebildet werden. Gerade vor dem Hintergrund aktueller weltpolitischer Ereignisse bin ich froh, dass wir mit dem ZITH ein Zentrum haben, das dem Islam eine Stimme gibt – gegen die Verzerrung durch Fanatiker und auch gegen Vorurteile“, sagte Kretschmann.
Der Rektor der Universität, Professor Bernd Engler, sagte, seit der Gründung des Zentrums für Islamische Theologie 2012 habe sich in Tübingen ein hervorragender Dialog zwischen christlichen und islamischen Wissenschaftlern etabliert: „Wir haben hier einen Ort, an dem Muslime sich mit ihrem eigenen Glauben wissenschaftlich auseinandersetzen können“, sagte Engler: „Zugleich ist das ZITH in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Ausgangspunkt für den interreligiösen Dialog geworden.“
Nach dem Besuch des ZITH kam der Ministerpräsident im Theologicum der Universität mit Wissenschaftlern und Studierenden der evangelischen Theologie, der katholischen Theologie sowie der islamischen Theologie zusammen. Hier präsentierten Vertreter der drei Theologien das interdisziplinäre Projekt „Gottesbilder als Deutungskonzepte von Erfahrung und ihre Orientierungskraft angesichts der Herausforderungen der (post)säkularen Gesellschaften in Europa“. In dem Forschungsprojekt, an dem christliche und muslimische Theologen beteiligt sind, geht es unter anderem um die Frage, inwieweit Christentum und Islam in den heutigen europäischen Gesellschaften Orientierung bieten können.
Das ZITH hatte als erstes Zentrum zum Wintersemester 2011/2012 in Deutschland einen regulären Vorlesungsbetrieb aufgenommen und war nach eigenen Angaben das erste islamisch-theologische Zentrum an einer deutschen Universität. Durch die enge Kooperation mit den beiden christlichen Theologien sowie der Judaistik und der Orientwissenschaft am Standort Tübingen verfügt es zudem über ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal.
Das ZITH bildet derzeit 135 Studierende in drei Studiengängen aus, darunter auch islamische Religionslehrer für allgemeinbildende Schulen. Eine Ausbildung von Imamen wird vom ZITH angestrebt.