Die Schura Bremen warnt vor einer Zunahme anti-muslimischer Ressentiments in der Gesellschaft. Die Religionsgemeinschaft ruft Medien und Politik zu mehr Verantwortung und der Absage an „fortwährende Schmähungen“ auf. Gleichzeitig fordert die Schura eine separate Erfassung anti-muslimischer Straftaten.
Als ein Zeichen für die Zunahme anti-muslimischer Ressentiments bewertet die Religionsgemeinschaft Schura Bremen den Anstieg von Übergriffen auf muslimische Einrichtungen und Moscheen in Deutschland. „Leider ist es in weiten Teilen der Gesellschaft üblich geworden, die Muslime und den Islam für politische und soziale Missstände verantwortlich zu machen“, teilte die Schura am Freitag (10.10.2014) in Bremen mit.
Mehr als die Hälfte der Deutschen lehnten Muslime ab. Dies sei das Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Leipzig. Im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt seien die Übergriffe auf Moscheen um das Doppelte gestiegen. 78 Anschläge seien seit Beginn des Jahres 2012 bis zum heutigen Zeitpunkt registriert worden.
„Die aktuellen Ereignisse in Delmenhorst – in der Nacht zum Opferfest wurde von Unbekannten ein Schweinekopf vor der Mevlana Moschee abgelegt – sind lediglich eine Fortführung der Schmähungen islamischer Religionsgemeinden“, erklärte die Schura. Man begrüße, dass die Sicherheitsbehörden in alle Richtungen ermittelten und fremdenfeindliche bzw. islamfeindliche Motivationen nicht von vornherein ausschlössen. „Die Schura Bremen fordert mit Nachdruck die Ermittlungsbehörden auf, den oder die Täter schnellstmöglich zu identifizieren.“
Zudem warnte die Schura Bremen vor der Gefahr, dass sich anti-muslimischer Rassismus als „Mainstream“ verfestige. „Die Islamophobie, die sich seit Jahren kontinuierlich in den Köpfen vieler Menschen verankert, darf sich nicht fortsetzen. Sie hat in der Tat nichts mit Religion zu tun, sondern ist eine Form von ausgrenzendem Rassismus; eine Religionisierung verschiedener Themen als Zuweisung zu einer Gruppe.“ Die Politik und die Medien trügen im Besonderen Verantwortung dafür, dass die Muslime in Deutschland nicht pauschalisierend stigmatisiert und nur noch unter dem Sicherheitsaspekt betrachtet würden.
Die Schura Bremen fordert die Bremer Politik auf, dem Beispiel Nordrhein-Westfalens zu folgen und anti-muslimisch motivierte Straftaten künftig separat zu erfassen. Sie machte auch darauf aufmerksam, dass es in Niedersachsen ähnliche Bestrebungen gebe. „Eine bessere Beobachtung und Erfassung islamfeindlicher Straftaten durch Fachabteilungen ist vonnöten und außerdem der Schutz muslimischer Einrichtungen durch den Staat“, sagte die Schura.
Zudem spiele die mediale Vermittlung eine entscheidende Rolle: „Mit alten Feindbildern wird moderne Propaganda betrieben. Die Medien konstruieren mittels unreflektierter Berichterstattung und Agenda-Setting eine eigene Realität, welche die Wirklichkeit ersetzt.“ Die Schura Bremen fordert daher eine „differenzierte statt polarisierende Berichterstattung“ und appelliert an das Bewusstsein der Menschen, politische Geschehnisse von religionsrechtlicher Realität zu unterscheiden.