Internationale Konferenz „Maqāṣid al‐Sharīah“

Konferenz zu Zielen der Scharia erfolgreich abgeschlossen

Die Veranstalter der internationalen Fachtagung „Maqāṣid al‐Sharīah. Die Ziele der Scharia und die Herausforderungen der Gegenwart“ in Paderborn ziehen ein positives Fazit. Fachleute aus verschiedenen Teilen der Welt hatten über Möglichkeiten einer innermuslimischen Erneuerung des Verstehens der Scharia diskutiert.

13
10
2014

In Paderborn ging gestern (12.10.2014) die internationale Tagung „Maqāṣid al‐Sharīah. Die Ziele der Scharia und die Herausforderungen der Gegenwart“ zu Ende. Fachleute aus Pakistan, Katar, Kanada, den USA, Indonesien und verschiedenen europäischen Staaten diskutierten über das Wochenende über Möglichkeiten einer innermuslimischen Erneuerung des Verstehens der Scharia. Unter den Referenten waren muslimische wie nichtmuslimische Rechtswissenschaftler, Theologen und Vertreter aus der Praxis. Insgesamt nahmen etwa 130 Fachleute und Studierende an der Tagung teil.

„Die Tagung hat gezeigt, auf welch hohem Niveau in der gesamten Islamischen Welt über die Scharia diskutiert wird“, so Prof. Dr. Klaus von Stosch, Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften an der Universität Paderborn (ZeKK). „Zugleich wurde deutlich, dass wir durch eine Besinnung auf die letzten Werte und Ziele der Scharia einen wichtigen Beitrag dazu leisten können, um den scheinbaren Widerspruch zwischen Scharia und Menschenrechten zu überwinden.“

Ein Traum in Erfüllung gegangen

Auch sein Mitarbeiter und Mitveranstalter, der muslimische Rechtswissenschaftler und Theologe Idris Nassery, freute sich: „Ich bin überglücklich, dass wir so hochkarätige Wissenschaftler hier in Paderborn zusammenbringen konnten. Für mich ist dadurch ein Traum in Erfüllung gegangen.“ Ähnlich begeistert äußerten sich viele andere Teilnehmer der Tagung. „Jetzt müssen wir die hier in Paderborn begonnene Diskussion an den verschiedenen Standorten für Islamische Theologie weiterführen und auch besser in der Öffentlichkeit sichtbar werden,“ so Nassery weiter. „Die Scharia muss endlich wieder in ihrer ursprünglichen Wortbedeutung verständlich werden: als Weg zur Quelle und damit als Weg zu Gott.“

Wie wenig überzeugend eine rein wörtliche Befolgung traditioneller muslimischer Regeln ist, machte Prof. Dr. Jasser Auda (Doha/ Katar) deutlich, indem er darauf verwies, dass zur Zeit des Propheten nicht nur er selbst, sondern auch seine Gegner die Kleidung getragen haben, die heute vielen als typisch muslimisch gilt. Oder – so Auda – „glaubt etwa irgendjemand, dass die Gegner Muhammads im 7. Jh. Cowboyhut und Jeans getragen haben?“ Die verschiedenen überlieferten Regeln müssten in ihren historischen Kontext eingeordnet und von den Grundaussagen der normativen muslimischen Texte her relativiert werden.

Kritische Auseinandersetzungen und Diskussionen

Streit entzündete sich an seiner Bemerkung, dass Frauen besser zur Erziehung kleiner Kinder geeignet seien als Männer. Prof. Dr. Aeyesha Chaudry (British Columbia/ Kanada) machte demgegenüber unmissverständlich deutlich, dass sie findet, dass sich ihr Mann genauso gut um ihre Kinder kümmern könne wie sie. „Ich glaube, dass Gott Männer und Frauen gleich geschaffen und mit gleichen Rechten ausgestattet hat“ – so die engagierte muslimische Feministin. Ob das dann aber wirklich bedeute, dass Frauen und Männer nicht nur – wie alle Anwesenden meinten – die gleiche Würde haben, sondern ob sie auch wirklich gleich sind, wurde kontrovers und lebhaft diskutiert.

Derartige lebendige Diskussionen fanden immer wieder auf der Tagung und auch am späten Abend unter den Teilnehmern statt. Einig waren sich alle über die gute Organisation der Tagung und wie gut sich die Universität Paderborn als Gastgeber präsentiert hat. Entsprechend freute sich auch von Stosch, der die Tagung als einen weiteren wichtigen Schritt ansieht, „um die Universität Paderborn zu einem Standort islamischer Theologie zu machen.“ Und Prof. Dr. Ebrahim Moosa (Notre Dame/ USA) betonte ausdrücklich, wie sehr er sich über die Entwicklung in Paderborn freue: „Die Voraussetzung, um nun auch ein Studienprogramm in Islamischer Theologie zu machen, könnten kaum besser sein. Das muslimische Team um Dr. Muna Tatari macht in Paderborn schon jetzt großartige Arbeit.“

Leserkommentare

Ute Diri-Dost sagt:
Können Männer Kinder gebären und auf natürliche Weise stillen?Nein,also sind sie biologisch gesehen nicht gleich und somit auf spezifische Funktionen ausgerichtet,was aber keine Wertung beinhaltet.Allah bewahre uns vor dem Genderwahn!Was mich nur wundert,was dise ganze Tagung bezwecken soll,Muslime mischen sich ja auch nicht in kirchliche Angelegenheiten ein.Und was die muslimische Kleidung angeht,so sollte sie die Blössen bedecken und nicht der spezifischen Kleidung Andersgläubiger wie Pristern oder Nonnen ähnel,insofern besteht kein Widerspruch in der Scharia und der heutigen Zeit,denn der Islam ist für alle Zeiten und alle Menschen ausgerichtet.
13.10.14
19:15
Asadullah sagt:
Was soll man von dieser Konferenz halten? Die Pharisäer der heutigen Zeit? Oder ist unter ihnen der Mujtahid des Jahrhunderts? Wollen sie zwanghaft die Scharia uminterpretieren, damit Islam und Menschenrechte vereinbar sind? Wird Homosexualität, Schweinefleisch usw. auch bald legitimiert, da es nach deren Vorstellungen nicht den Maqasid widerspricht? Wer sind die Verantwortlichen und Finanziers diese Veranstaltung? Muslime oder Kuffar oder beides? Könnte es eine Konferenz geben wo man darüber diskutiert, dass es einen muslimischen Zentralstaat von der Sahara bis nach Indonesien geben muss und alle Gesetze sich nach Koran und Sunnah orientieren müssen?
14.10.14
11:06