Interview mit Ünal Ünalan

„Die muslimische Jugend ist eine Bereicherung für die Gesellschaft.“

Die Jugendorganisation der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş gehört zu den größten muslimischen Jugendorganisationen in Europa. Wir sprachen mit Ünal Ünalan, dem neuen Vorsitzenden der IGMG-Jugendorganisation, über seinen persönlichen Hintergrund und die künftige Ausrichtung der Jugendarbeit.

19
10
2014

In der Führungsebene der Jugendorganisation der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) hat es einen Wechsel gegeben. Ünal Ünalan ist der neue Vorsitzende der Jugendorganisation. Wir sprachen mit ihm über seine Person und seine Ziele als neuer Vorsitzender einer der größten muslimischen Jugendorganisationen in Europa.

IslamiQ: Herr Ünalan, können Sie sich für unsere Leser kurz vorstellen?

Ünal Ünalan: Ich wurde als Ältestes von fünf Kindern im Bezirk Şarkışla, in der von der anatolischen Kultur stark geprägten Provinz Sivas, geboren. Nach meiner Grundschulzeit besuchte ich – auf besonderen Wunsch meines Großvaters – das religiöse Gymnasium (Imam-Hatip-Schule). Während meiner Schulzeit nahm ich mehrmals an Koranrezitationswettbewerben teil und belegte in drei aufeinanderfolgenden Jahren schulintern und auf Bezirks- und Provinzebene den ersten Platz.

Ich habe an der Uludağ-Universität in Bursa an der Fakultät für Islamische Theologie studiert. Während meines insgesamt fünfjährigen Studiums moderierte ich – auf Vorschlag des in der Türkei sehr bekannten Prof. Dr. Mehmet Emin Ay – Sendungen der Radiostation Marmara Davet FM. Zugleich erhielt ich nach bestandener Aufnahmeprüfung drei Jahre Unterricht in professioneller Stimmbildung am Konservatorium der Region Busra.

Während meiner Studienjahre konnte ich sowohl im religiösen als auch im Bereich der islamischen Künste vom Unterricht hervorragender Gelehrter und Experten profitieren.  Bereits damals war ich in leitender Position in Jugendorganisationen aktiv. Dieses vom Bewusstsein sozialer Verantwortung getragene Engagement in verschiedenen Einrichtungen und Vereinen, ebenso wie meine aktive Teilnahme an kulturellen und wissenschaftlichen Aktivitäten haben mich sehr geprägt. Diese Erfahrungen wirken bis in die Gegenwart.

Neben meiner Arbeit in der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş gehe ich derzeit gemeinsam mit dem Kalligrafen Mustafa Cemil Efe meiner Leidenschaft der Schönschrift nach. Die Kalligrafie genießt ja einen hohen Stellenwert im Bereich der islamischen Kunst. Dank seiner Unterstützung hoffe ich, bald die Idschâza (Lehrerlaubnis) auf diesem Gebiet zu erhalten.

Mein Leben in Deutschland begann nach meinem Universitätsexamen, als ich über die Millî Görüş nach Stuttgart kam.

 

IslamiQ: Welche Aufgaben haben Sie bisher innerhalb der IGMG übernommen?

Ünal Ünalan: Ich habe auf zahlreichen Ebenen unserer Gemeinschaft die Gelegenheit erhalten, aktiv zu werden. Während meiner ersten Jahre in Deutschland war ich zunächst als Erzieher und Vertretungslehrkraft in der Stuttgarter Kuba-Moschee tätig: Es folgte eine dreijährige Tätigkeit als Leiter der Bildungsabteilung des Regionalverbands Württemberg, in dem ich dann zum Vorsitzenden der Jugendorganisation ernannt wurde. In diesen Jahren konnte ich meinen Kontakt zu den Jugendlichen intensivieren und gemeinsam mit meinen Kollegen viele Projekte starten. So hatten wir beispielsweise die Idee, als Jugendorganisation die Planung und Koordination der Umra zu übernehmen, parallel zur Organisation der Hadsch durch die Zentrale. Wir kümmerten uns um die Formalitäten und konnten schließlich mit einer Gruppe von etwa 200 Jugendlichen diese gesegnete Reise antreten.

Auf Vorschlag des damaligen Vorsitzenden der IGMG-Jugendorganisation, Mesud Gülbahar, wurde ich zunächst zum Leiter der Bildungsabteilung der Jugendabteilung und drei Jahre später zum Vorsitzenden des Regionalverbands Württemberg berufen.

 

IslamiQ: Ein großer Teil der in der Jugendorganisation aktiven Mitglieder sind die Nachkommen der sogenannten „Gastarbeiter“-Generation. Inwieweit betrachtet die neue Generation von Muslimen die europäischen Länder, in denen sie geboren und aufgewachsen sind, als ihre Heimat? Was sind die Ziele der Jugendorganisation in diesem Zusammenhang?

Ünal Ünalan: Aufgrund des Arbeitskräftemangels in den 50er Jahren kamen zahlreiche Muslime aus der Türkei nach Deutschland und andere Länder Europas – hauptsächlich aus finanziellen Erwägungen. Nach ihrer Ankunft hatten sie mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen, so etwa die Sprache, Kultur und Integration.

Aber die Kinder und Enkelkinder dieser Menschen wurden hier geboren und leben als Teil dieser Länder. Diese Generation hat nicht nur die Sprachprobleme überwunden und nimmt aktiv an der Gesellschaft teil. Unsere Jugendlichen fühlen sich hier auch zugehörig; ihre Beiträge stellen einen wichtigen Wert für diese Gesellschaft dar, der nicht unterschätzt werden sollte.

Insbesondere das Verantwortungsbewusstsein unserer Jugendlichen für gesellschaftliche Anliegen, ihr wachsender Bildungserfolg oder die Tatsache, dass sie nach ihrer Ausbildung hier und nicht woanders ihren Lebensunterhalt bestreiten, sind Zeichen hierfür.

 

IslamiQ: Was sollte Ihrer Meinung nach das Ziel von muslimischen Jugendlichen sein?

Ünal Ünalan: Die muslimische Jugend, die in Europa aufwächst, sollte sich im Rahmen der Gemeinschaft den Glauben und ihre eigene kulturelle Identität bewahren und diese ausleben. Sie sollte zudem die Bildungsmöglichkeiten nutzen, die ihnen von der Gesellschaft, in der sie leben, angeboten werden. Wir möchten eine Jugend, die als Teil der Gesellschaft ihren Beitrag leistet. Die muslimische Jugend ist eine Bereicherung für die Gesellschaft.

 

IslamiQ: Was sind die Projekte, die Sie als Vorsitzender der Jugendorganisation weiterführen möchten? Welche neuen Projekte planen Sie?

Ünal Ünalan: Getreu dem Motto: „Jugendlich ist, wer sich für seinen Glauben und seine Werte einsetzt“ verfolgen wir eine Jugendarbeit, die Talente fördert und die europäischen Jugendlichen erreicht. Wir wollen eine Jugend stärken, die die Zuverlässigkeit unseres Propheten als wichtigste Sunna auslebt, nützliche Dienste für die Gesellschaft leistet, sich der Zeit und des Ortes, in der sie lebt, bewusst ist.

Als Jugendorganisation führen wir daher eine Vielzahl von Projekten, auch in Kooperation mit anderen Organisationen und Abteilungen der IGMG, durch. Zu nennen wären etwa Bildungsangebote, Aktivitäten für Schüler, Angebote für Studierende, Informationsveranstaltungen, Sport-Events, Reisen und vieles mehr. Und natürlich werden wir die laufenden und erfolgreichen Projekte unserer Jugendorganisation, die vor meiner Zeit durchgeführt wurden, selbstverständlich fortsetzen.

Leserkommentare

Hakki Cevik sagt:
Esselamual.. vr vb, im Namen unserer Gemeinde, der Zentralmoschee in Reutlingen, wünschen wir unserem Ex-Reigionalverbandsleiter und dem jetzigen neuen Haupt-Jugendleiter in unserer IGMG-Zentrale, Herrn Ünal Ünalan alles erdenklich erfolgreiche und gesundheitliche in seiner Zukunft. Vesselamual.. vr vb & Dua Hakki Cevik Zentralmoschee Reutlingen
02.11.14
4:42
Kritika sagt:
L.S Täglich berichten neutrale Nachrichtendienste über Gräueltaten, die Mohammedaner sowohl an Andersgläubige (im Islamjargon Ungläubige) als auch an ihren Glaubensbrüder begehen. Mohammedaner schrecken nicht einmal davor zurück, sich gegenseitig mit tödlicher Gewalt zu bekämpfen und sich gegenseitig tödliche Granaten in einer mit Menschen besetzten Moschee zu werfen. Das Unterrichten von Jugendlichen in eine Religion, von der eine solch starke Gewaltbereitschaft ausgeht, hält Kritika für sehr bedenklich. Kritika meint: ohne Islam wäre die Welt bedeutend friedlicher. Gruss, Kritika
17.09.16
22:32