Das Fotobuch „Hidden Islam“ des italienischen Fotografen Nicoló Degiorgis zeigt, wo Muslime in Italien beten. Weil den Muslimen im Land offiziell nur acht Moscheen zur Verfügung stehen, müssen sie kreativ sein.
Supermärkte, Hinterhöfe, leere Fabrikgebäude. In diesen Räumlichkeiten beten Italiens Muslime. Auf den ersten Blick unscheinbar, verwandeln sich verschiedene Orte zu Gebetsräumen. In Italien ist die freie Religionsausübung gewährleistet. Das ist gut für die 1,3 Millionen Muslime, die in dem Land leben, der Haken dabei ist: es existieren offiziell nur acht Moscheen.
Die meisten Muslime in Italien sind aus Afrika oder Pakistan und Indien. Viele von ihnen arbeiten als Straßenverkäufer. Auch gibt es eine kleine Minderheit, die gut gebildet ist. Sie selbst oder ihre Eltern stammen aus Nordafrika, aus den Maghrebstaaten. Einige von Ihnen haben das Magazin „Yalla Italia“ gegründet.
Offensichtlich fehlt es aber den Muslimen in Italien an Gebetsräumen, vor allem für das Freitagsgebet und die Festgebete. Wie in anderen Ländern Europas ist auch in Italien ein Moscheebau mit vielen Komplikationen und Gegenwind verbunden. Aus dieser Knappheit entstehen kreative Lösungen, die auch in anderen Ländern in Europa vereinzelt durchgeführt werden. Man betet in Turn-, Lager- und Fabrikhallen, in Garagen oder in Supermärkten.
Im Fotobuch „Hidden Islam“ werden jene Orte, die zu Gebetsräumen umfunktioniert wurden, von Nicoló Degiorgis festgehalten. Von 2009 bis 2013 fotografierte er die Räume, in denen sich Muslime zum Gebet treffen. Das Buch besteht aus Klappbildern, die zunächst in schwarz-weiß ein unscheinbares Gebäude zeigen. Klappt man das Bild auf entdeckt man ein farbiges Foto, das den Innenraum zeigt. Bunte Gebetsteppiche liegen auf dem Boden, manchmal gibt es Bücherregale oder eine improvisatorische Gebetsnische für den Vorbeter.
Wohnhaft in Nord-Italien sind die Probleme der Muslime Degiorgis nicht fremd. In der Region hat die rechtsextreme Partei „Lega Nord“ eine große Wählerschaft, nicht zuletzt wegen ihrer anti-islamischen Ressentiments. Der Fotograf forscht gleichzeitig an der Universität Trieste über das Thema Immigration und gibt Kurse in der Vollzugsanstalt in Bolzano über Fotografie. Mit dem Buch gewann er den „Rencontres d’Arles“ Award.
„Hidden Islam“ beinhaltet eine detaillierte Karte von Nord-Italien und ein Vorwort von Martin Parr, dem renommierten Fotografen. Das Buch aus dem Rohrhof Verlag kann seit September auf der Internetseite des Verlags bestellt werden. (fc)