Christliche und muslimische Religionsführer

Gewalt von ISIS im Irak und Syrien verurteilt

Auf der Konferenz „United against Violence in the Name of Religion“ in Wien haben Vertreter verschiedener religiöser Gemeinden aus dem Mittleren Osten eine Deklaration gegen Gewalt im Namen der Religion verabschiedet.

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In einem Akt multireligiöser Solidarität haben am Donnerstag (20.11.2014) Führungspersönlichkeiten von christlichen, muslimischen und anderen Religionsgemeinschaften aus dem Mittleren Osten gemeinsam die Gewalt im Namen der Religion verurteilt. Vor dem Hintergrund des aktuellen ISIS-Terrors wurde zum Schutz der religiösen und kulturellen Vielfalt im Irak und in Syrien aufgerufen.

Bei der vom KAICIID Dialogzentrum in Wien veranstalteten Konferenz „United against Violence in the Name of Religion“ verabschiedeten Religionsführer der sunnitischen, schiitischen, christlichen, mandäischen und jesidischen Gemeinden des Mittleren Ostens zum ersten Mal eine gemeinsame Deklaration gegen Gewalt im Namen der Religion.

Wiener Deklaration

In ihrer „Wiener Deklaration gegen die Gewalt im Namen der Religion“ verurteilen Religionsführer verschiedenster Glaubensrichtungen aus den betroffenen Regionen den verbrecherischen Missbrauch der Religion zur Ausgrenzung, Unterdrückung, Verfolgung und Tötung von Menschen.

Gemeinsam stellen die Religionsführer fest, dass der aktuelle Konflikt im Irak und in Syrien die Anhänger jeder Religion betrifft. Mit einer Stimme weisen sie nicht nur die Gewalt im Namen der Religion zurück, sondern auch die Anmaßung von Gruppen wie ISIS, ihr Handeln mit den Lehren des Islam zu rechtfertigen. Verurteilt werden auch die schweren Menschenrechtsverletzungen im Irak und in Syrien, insbesondere jene gegen Christen, Jesiden und andere religiöse oder ethnische Gruppen

Betont wird, dass jede Person unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung das Recht auf menschliche und würdevolle Behandlung hat und dass Gräueltaten im Namen der Religion Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind. Ebenso prangert die Deklaration die Unterstützung oder Finanzierung von Terrorismus an. Vereint drücken die Religionsführer ihre Solidarität mit jenen aus, die unter den aktuellen Ereignissen leiden, und insbesondere mit all jenen, die aus ihren Häusern und aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Sie rufen die maßgeblichen politischen Kräfte und die internationale Gemeinschaft auf, nichts unversucht zu lassen, um diesen Menschen die Rückkehr in ihre Städte und Dörfer zu ermöglichen.

Lob aus der CDU/CSU-Fraktion

„Die Erklärung der führenden Vertreter der Religionsgemeinschaften aus Ägypten, Jordanien, Libanon und Saudi-Arabien ist ein ganz wichtiges Signal in den Bemühungen, den Einfluss der IS-Terroristen zurückzudrängen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt diese Erklärung ausdrücklich“, sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, in einer Stellungnahme zur Wiener Deklaration. Die Vertreter der Religionsgemeinschaften betonten zu Recht, dass niemand wegen seines religiösen Bekenntnisses verfolgt werden dürfe.

„Damit machen auch geistliche Führer der islamischen Welt klar, dass die Lehren des Islam keine Grundlage für das grauenvolle und menschenverachtende Vorgehen der sogenannten Dschihadisten bieten. Der „Islamische Staat“ wird delegitimiert. Solche Erklärungen sind genauso wichtig wie das militärische oder politische Zurückdrängen des IS“, sagte Kauder.

Es sei wünschenswert, wenn die Erklärung noch größere Aufmerksamkeit finden könne. Dazu könnten laut Kauder auch die muslimischen Verbände und Gemeinden in Deutschland beitragen. Die Erklärung sollte auch im Nahen und Mittleren Osten Gehör finden. „Im Bestreben, Gewalt im Namen der Religion zu ächten, sollten alle Glaubensrichtungen und politischen Akteure zusammenarbeiten. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist dazu bereit.“

Hintergrund

Unterstützer der Deklaration sind u. a. Gregory III. Laham – Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient, von Alexandrien und Jerusalem, Ignatius Youssef Younan – Patriarch der mit Rom unierten syrisch-katholischen Kirche von Antiochien in Beirut, Ägyptens Großmufti Sheikh Shawqi Ibrahim Allam, Sheikh Abdul al Karim Al Khasawneh – Großmufti des Haschemitischen Königreiches Jordanien, Sheikh Abd Al Latif Derian – Großmufti des Libanon, Isaac Barakat – Metropolit von Deutschland und Mitteleuropa in Vertretung von Yohanna X (Yazigi) – dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochia und dem gesamten Orient, Louis Raphael I Sako – Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, Anba Marcos – koptisch-orthodoxer Bischof von Shubra el-Kheima in Vertretung von Bischof Tawadros II., dem koptischen Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhls des heiligen Markus, Malek Al Shaar – Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche und Mufti von Tripoli und dem Nordlibanon.

An der Konferenz nahmen ferner hochrangige Vertreter der muslimischen Gemeinschaft im Irak, der Mandäischen Gemeinschaft im Irak, des Rats der hohen Gelehrsamkeit von Saudi-Arabien, der armenisch Apostolischen Kirche, der melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche, der Maronitischen Patriarchen von Antiochia, Alexandria und Jerusalem, der Protestantischen Gemeinschaft in Ägypten, der Evangelischen Gemeinschaft des Libanon und des Rats der Kirchen im Mittleren Osten und viele weitere teil.

Weitere Informationen zur Konferenz sowie zur Deklaration: http://religionsunite.org/