Auf einer Veranstaltung in Osnabrück hat Altbundespräsident Christian Wulff zu mehr Aufgeschlossenheit in der Begegnung mit anderen Religionen aufgerufen. Deutschland könne mit seiner Geschichte als Vorbild für ein Miteinander der Religionen dienen.
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat dazu aufgerufen, der religiösen Vielfalt in Deutschland mit selbstbewusster Aufgeschlossenheit zu begegnen. „Allerdings wird es schwierig, Brücken zu bauen, wenn man kein festes Fundament hat. Wir brauchen dazu ein klares Bekenntnis der eigenen Werte“, sagte er am Donnerstagabend (20.11.2014) bei einer Veranstaltung zum „Tag der Religionen“ in Osnabrück. Dort sprach er in der evangelisch-lutherischen Marienkirche zum Thema „Religionsfreiheit ohne Grenzen?“.
Deutschland kann laut Wulff aufgrund seiner Geschichte als Vorbild für ein Miteinander der Religionen dienen – „gerade wegen unserer historischen Verwirrungen in Deutschland zwischen Christen und Juden in den vergangenen Jahrhunderten, die im Zivilisationsbruch des Holocaust mündeten“. Dabei dürfe man aber nicht so auftreten, als hätte man die Weisheit mit Löffeln gegessen. Denn um aus den eigenen Irrungen herauszufinden, habe es der Hilfe von außen bedurft.
Wulff räumte ein, dass es im alltäglichen Miteinander der Religionen auch Konflikte gebe. „Die Burka passt nur schlecht in unsere freie, offen geprägte Gesellschaft.“ Zugleich bekräftigte der ehemalige Bundespräsident seinen Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“. Vor der damaligen Rede am 3. Oktober 2010, dem 20. Jahrestag der Deutschen Einheit, habe er einen Brief von einer Muslimin bekommen. Auf ihre Frage, ob sie nicht auch zu Deutschland gehöre, habe er ihr geantwortet: „Ja, natürlich seid ihr auch willkommen.“
Wulff bekundete Entsetzen über die „barbarischen Taten“ der Terrorgruppe IS. „Ich sehe die Bedrohung, dass wir einen islamischen Totalitarismus bekommen, der die Welt aus den Angeln hebt.“ Allerdings dürfe man diesen Missbrauch der islamischen Religion nicht den Millionen friedlicher Muslime anlasten. „Weltweit will die große Mehrheit von ihnen Frieden.“ (KNA)