HIMA

Umweltschutz von Muslimen für die ganze Welt

Welche Rolle spielt der Schutz der Umwelt für Muslime? Wie engagieren sich junge Muslime in diesem Bereich? Was kann jeder Einzelne für eine bessere Umwelt tun? Unser Gespräch mit HIMA e.V. zu diesen und anderen Fragen.

23
11
2014

Auch für Muslime spielt das Thema Umweltschutz eine wichtige Rolle. Organisationen wie Hima e.V. fördern dabei die nötige Auseinandersetzung mit der islamischen Umweltethik. Wir sprachen mit Ilham El-Qasem über die Arbeit der Organisation und das Thema Umweltschutz aus islamischer Perspektive. El-Qasem ist bei Hima für den Bereich Projekte verantwortlich. Sie hat einen B.A. in Geschichte / Germanistik und einen M.A. in Medienkulturanalyse. Zur Zeit lebt sie mit ihrem Mann zusammen in Norwegen und macht dort eine Grundausbildung zur Schneiderin und Designerin.

IslamiQ: Frau El-Qasem, welcher gesellschaftlichen und religiösen Aufgabe hat sich HIMA gewidmet? Welche konkreten Ziele verfolgt der Verein?

Ilhaam El-Qasem: Hima e.V. ist ein Verein der es sich auf die Fahne geschrieben hat, Muslime sowohl auf praktischer als auch theoretischer Ebene für den Themenkomplex Islam und Umwelt, bzw. Islam und Umweltschutz zu sensibilisieren. „Hima“ bedeutet „Schutz“ und der Begriff wurde zur Zeit des Propheten benutzt für den sogenannten „grünen Gürtel“ um die Stadt Medina, eine Art Naturschutzgebiet, für das spezielle Regeln galten. Außerdem möchte Hima auch Nichtmuslimen diesen Diskurs näher bringen und vor allem den interreligiösen Dialog in dem Bereich stärken.

 

IslamiQ: Worin unterscheidet sich HIMA von anderen Umweltschutzvereinen? Was zeichnet HIMA aus?

Ilhaam El-Qasem: Hima zeichnet sich durch ein religiöses Profil aus: Ein bewusster Rückbezug auf die islamischen Quellen, Koran und Sunnah, sowie Fiqh-Bestimmungen, sind für unsere Arbeit maßgeblich. Wir versuchen das Thema als etwas klassisch islamisches anzugehen: So wie Muslime sich zum Beispiel für Waisenkinder engagieren und ihre Inspiration direkt aus Ahadithen ziehen, so ist auch das Thema Umweltschutz für uns ein ganz natürlicher Aspekt unserer Religion und Praxis als Muslime. Das haben viele Muslime vergessen, und wir wollen mit Allahs Erlaubnis und Hilfe, daran erinnern.

 

IslamiQ: Wie wichtig sind die Themen Umwelt, Natur und Tierschutz aus Ihrer Sicht im Islam? Worauf berufen Sie sich bei Ihrem Engagement?

Ilhaam El-Qasem: Diese Themen haben einen festen Platz im Islam und sind somit sehr wichtig. Es gibt unzählige Verse im Koran, die die Umwelt und die Wunder in der Natur und Tierwelt beschreiben – in der Schöpfung der Welt spiegelt sich Allahs Jamal und Jalal, Seine Schönheit und Seine Majestät, wider. Auch die Wunder, die Er Seinen Propheten gab sind sehr stark in der Natur verankert – das Teilen des Meeres für Moses, die Erscheinung einer Kamelstute aus dem Felsen für Salih oder die Spaltung des Mondes für Muhammad, Allahs Frieden und Segen auf ihnen allen, sollte uns doch deutlich machen, dass Allah in der Natur für uns ein Gleichnis für so vieles gegeben hat.

Und so finden wir viele Ahadith, die beschreiben wie der Prophet mit Tieren umging, sogar mit ihnen sprach, wie er vor der Verschwendung von Wasser warnte, oder wie der Baumstumpf, von dem er nicht mehr die Khutba gab bitterlich weinte bis der Prophet ihn tröstete – subhanAllah. Keiner kann an der sinnenhaften, tiefen Bedeutung von Natur und Tierwelt zweifeln, wenn man diese Hadithe gelesen hat. Und deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass sich viele Richtlinien im Fiqh niedergeschlagen haben.

Der Mensch wird auch deutlich im Koran gewarnt vor dem Unheil dass zu Wasser und Land erscheinen wird, aufgrund dessen was die Hände der Menschen vorausgeschickt haben – das müssen wir als Muslime ernst nehmen.

 

IslamiQ: Umweltschutz war unter Muslimen und in Moscheen in Deutschland lange Zeit kein relevantes Thema. Worauf ist das vielfach kritisierte Desinteresse und fehlende Bewusstsein von Muslimen für solche Themen zurückzuführen?

Ilhaam El-Qasem: Muslime in Deutschland haben viele Themen um die sich gekümmert werden muss: die erste Generation hat für Moscheen gesorgt, möge Allah sie belohnen. Die zweite und dritte hat um Anerkennung gekämpft, um Bildung und Organisationen zu ermöglichen.  Wir erleben oft, dass wenn Muslime zu unseren Vorträgen oder Veranstaltungen kommen, sie sehr schnell die Wichtigkeit des Themas erkennen. Daher gehen wir nicht von einem „Desinteresse“ aus, sondern eher davon, dass Muslime sich um viele Themen kümmern und sie vielleicht einfach noch nicht über das Thema Umweltschutz aus islamischer Sicht nachgedacht haben. Hier setzen wir an und wollen helfen: Muslime haben ein großes Potential, und wir wollen es wecken inshaAllah.

 

IslamiQ: Wie hat sich das muslimische Bewusstsein für solche Themen in den letzten Jahren Ihres Engagements entwickelt? Lässt sich ein Trend beobachten?

Ilhaam El-Qasem: Ein Trend ist eindeutig zu erkennen – wir beobachten natürlich, dass auch die geschätzten Geschwister von Nour Energy sehr gut ankommen, das macht Hoffnung, oder etwa der Fair Trade Laden in der Moschee in Frankfurt. Vor allem junge Menschen sind schnell für das Thema zu begeistern. Und als 2013 der Tag der offenen Moschee dann unter das Motto „Islam und Umwelt“ gesetzt wurde, waren wir natürlich sehr froh alhamdulillah.

 

IslamiQ: Mit welchen konkreten Projekten versuchen Sie Menschen zu sensibleren und aufzuklären und Ihren Beitrag zum Umwelt- und Tierschutz beizutragen?

Ilhaam El-Qasem: Hima klärt mit Vorträgen an Unis und Moscheen auf, organisiert Fair-Trade-Bio Brunches, und organisiert hin und wieder lokal Wanderungen. Auch auf dem jährlichen Meeting der Muslimischen Jugend Deutschland (MJD) hat Hima mit Kleinkindern Wanderungen im Wald angeboten. Vor allem mit der Green Up Kampagne haben wir versucht konkret Moscheen ins Boot zu holen mit einem Plan, wie die Moschee grüner werden kann.

 

IslamiQ: Was können Sie muslimischen Gemeinden/ Moscheen und Verbänden empfehlen im Hinblick auf Umweltschutz? Wie kann das Thema auch in ihrer Arbeit stärker in den Fokus gerückt werden?

Ilhaam El-Qasem: Moscheen können sehr sehr leicht zu mehr Umweltbewusstsein beitragen: Viele Moscheen haben Sonntags-Schulen für Kinder, hier können sie z.B. das Thema Umwelt spielerisch thematisieren. Die Moschee kann anfangen Müll zu trennen und kann sogar Geld sparen indem sie Sparlampen anbringt. Wenn die Moschee einen Garten hat oder auch nur eine kleine Grünfläche können dort Blumen, Obst und Gemüse angebaut werden. Außerdem kann auch der Imam das Thema in einer Freitagspredigt ansprechen – für eine Moschee gibt es fast grenzenlos Ideen, wie das Thema angegangen werden kann, und zwar sowohl für kleine als auch für große Budgets. Wenn Muslime das Thema als etwas Natürliches im Islam begreifen, wird es einfach sein Dinge umzusetzen. Die meisten Schranken hat der Mensch typischerweise im Kopf, da sind wir Muslime keine Ausnahme.

 

IslamiQ: Welche alltäglichen Handlungsempfehlungen haben Sie für unsere Leser, um umweltbewusster zu leben?

Ilhaam El-Qasem: Jeder Einzelne kann schnell etwas bewirken indem er/sie weniger verbraucht – Müll ist eins der massivsten Umweltprobleme der heutigen Zeit, vor allem Plastik und Elektromüll machen der Umwelt und ergo dem Mensch zu schaffen. Außerdem sollte man versuchen darauf zu achten, dass die Lebensmittel die man kauft keinen zu langen Weg hinter sich haben: Kartoffeln aus Südamerika machen Umwelttechnisch wirklich wenig Sinn. Oft ist es auch gut, Dinge nicht unbedingt neu sondern gebraucht zu kaufen – das ist ein guter Weg die Umwelt zu entlasten. Wer mehr Tipps möchte kann uns gerne kontaktieren.

Der Link zur Hima-Homepage mit vielen weiteren Infos und Tips: http://www.hima-umweltschutz.de/

Leserkommentare

Mehmed sagt:
Erstmal möchte Ich allen danken die sich zum Thema Umwelschutz einbringen. Wir Muslime müssen lernen uns nicht unter Wert zu "verkaufen" klar Ist das wir da noch viel Luft nach oben haben, aber das was wir machen muß auch deutlich nach außen getragen werden. Möge Allah cc uns Recht leiten....
15.11.19
0:29