In Berlin wurde das fünfzehnjährige Bestehen des Potsdamer Rabbinerseminars Abraham Geiger Kolleg in einem Festakt gewürdigt. Eingeladen waren Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft. Das Kolleg gilt als das erste nach der Shoah in Europa gegründete Rabbinerseminar.
Das Potsdamer Rabbinerseminar Abraham Geiger Kolleg hat seine Gründung vor fünfzehn Jahren in einem Festakt gefeiert. An der Veranstaltung nahmen Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft teil. Der Anlass mache „Mut und Hoffnung“, vor allem angesichts des Hasses der Juden in Deutschland im vergangenen Jahr entgegen geschlagen sei, sagte die ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, bei dem Festakt am Dienstagabend (25.11.2014) in Berlin. Das Kolleg mit seinem Rektor und „Visionär der Zukunft“, Rabbiner Walter Homolka, sei heute ein gefestigtes Institut und trage wesentlich zum jüdischen Erbe in Deutschland bei.
Brandenburgs Kultusministerin Sabine Kunst (parteilos) würdigte die Arbeit des Kollegs: „Das Abraham Geiger Kolleg ist nicht nur für den wertvollen Dienst der Ausbildung für die jüdische Religionsgemeinschaft liberaler Prägung von herausragender Bedeutung. Das Institut trägt über seine Funktion als theologische Ausbildungsstätte hinaus dazu bei, dass der intellektuelle und gesellschaftliche Diskurs in unserem Land bereichert wird. Ich bin dankbar, dass diese wichtige Arbeit in Deutschland, in unserer Region möglich geworden ist.“
Die Ständige Vertreterin der Kultusministerkonferenz, Heidi Weidenbach-Mattar, würdigte die Arbeit des Kollegs, dass die jüdische Kultur in Deutschland vorangetrieben habe. Jeder in Potsdam Ausgebildete stärke jüdisches Leben weiter, sagte Weidenbach-Mattar.
Der Vorsitzende des Verbands der Judaisten Deutschlands, Giuseppe Verdi, betonte, dass die Wiederkehr der jüdischen Theologie und Rabbinerausbildung in Deutschland eng mit dem Kolleg verknüpft sei. In seinem spontanen Grußwort hob der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hervor, welche Freude es für Muslime sei, die Vielfalt religiösen Lebens in Deutschland wachsen zu sehen. Das Abraham Geiger Kolleg biete eine große Chance, den interreligiösen Dialog fortzusetzen und zu intensivieren. „Auf dass wir uns gegenseitig befruchten“, sagte Mazyek.
Dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Thomas Rachel (CDU), wurde bei dem Festakt die Abraham-Geiger-Plakette verliehen. Knobloch bezeichnete ihn in ihrer Laudatio als stillen Vermittler zwischen den Religionen und Förderer der jüdischen Theologie. Rachel hob in seiner Dankesrede hervor, dass Antisemitismus nie wieder einen Platz in Deutschland finden dürfe. Der interreligiöse Dialog sei essenziell.
Das nach dem Rabbiner Abraham Geiger (1810-1874) benannte Kolleg ist das erste Rabbinerseminar, das nach der Schoah in Kontinentaleuropa neu gegründet wurde. Seit 1999 werden dort Geistliche für jüdische Gemeinden in ganz Europa unentgeltlich ausgebildet. Rektor ist der jüdische Religionsphilosoph Walter Homolka. Seit der ersten Ordinationsfeier 2006 in Dresden zählt das Kolleg bisher 26 Absolventen. Sie arbeiten heute in Europa, aber auch in Südafrika und in den USA. (KNA/iQ)