Hat die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) Flüchtlinge ausgebeutet? Medien berichten, dass die Gemeinschaft nur gegen hohe Spendenzahlungen Bescheinigungen über die Zugehörigkeit ausgestellt haben soll. Diese sind bei Asylverfahren wichtig. Die Gemeinde weist die erhobenen Vorwürfe als „Verleumdung“ zurück.
Die „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ (AMJ) in Deutschland sieht sich schwerwiegenden Vorwürfen ausgesetzt. Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und die Sendung Report Mainz berichteten werfen ehemalige und aktuelle Mitglieder der Gemeinschaft vor, Bescheinigungen über die Zugehörigkeit zur Bewegung nur gegen hohe Spendenzahlungen ausgestellt zu haben. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) prüft nach eigenen Angaben ähnliche Vorwürfe. Dabei gehe es um mutmaßliche Schleusungen und zweifelhafte Bescheinigungen, so eine Sprecherin der Behörde. Man nehme die Vorwürfe sehr ernst, die zuständigen Entscheider seien sensibilisiert. Die Bescheinigungen der Ahmadiyya-Gemeinde dienen unter anderem bei Asylverfahren als Nachweis für den Flüchtlingsstatus. Die Ahmadiyya gilt als eine verfolgte religiöse Minderheit.
Die Ahmadiyya-Gemeinde weist die Vorwürfe von sich und spricht von einer Kampagne von Ahmadiyya-feindlichen Personen sowie Verleumdung durch die Medien. „Die Vorwürfe der Schleusung, Erpressung und des Betrugs gegen die Ahmadiyya Muslim Jamaat sind unhaltbar, entbehren jeder Grundlage und werden einer genauen Prüfung nicht standhalten“, erklärte die Gemeinschaft in einer kürzlich verbreiteten Stellungnahme. Diejenigen, die die AMJ kennen würden, wüssten, dass diese eine gesetzestreue und friedliche Gemeinde sei. „Loyalität zum Staat und Gesetz ist ein essentieller Bestandteil unseres Glaubens und stellt eine wichtige Grundlage unserer Lehre dar.“ In ihrer über 90jährigen Geschichte in Deutschland sei die Gemeinde zu keinem Zeitpunkt in solche Handlungen verwickelt gewesen. Die Verantwortlichen der AMJ haben für diesen Freitag (28.11.2014) zu einer Pressekonferenz eingeladen, in der sie zu den Vorwürfen ausführlich Stellung beziehen wollen.
Die Vorwürfe gegen die Ahmadiyya-Gemeinde könnten auch politische Folgen haben. Die AMJ gilt in Deutschland als wichtiger politischer Partner. Die sich selbst als „islamische Reformgemeinde“ bezeichnende Organisation hat nach eigenen Angaben 36.000 Mitglieder. Sie ist in Hessen und Hamburg als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt und besitzt damit den gleichen Status wie die evangelische und katholische Kirche in Deutschland. Der Glaube der Ahmadiyya-Gemeinde wird von den Hauptströmungen des Islam hingegen nicht akzeptiert. Die Ahmadiyya erteilt in Hessen Islamunterricht an Schulen und sitzt auch bei der Deutschen Islam Konferenz (DIK.