Schmähbriefe, Vorwürfe und auch Drohungen: Was passiert, wenn man sich gegen Demonstrationen der Pegida engagiert? Man wird diffamiert und beleidigt. Ein Bericht von Christian Wölfel (KNA).
Burkhard Hose spricht von einer Welle – auch wenn es keine zehn Zuschriften waren, die den katholischen Hochschulseelsorger von Würzburg erreichten, nachdem er am vergangenen Montagabend gegen eine Demo der „Patrioten Europas gegen Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) demonstriert hatte. Die ersten vier Mails waren schon da, als Hose nach Hause kam. Und alle im gleichen Ton, wie er berichtet: Der Islamisierung Deutschlands leiste er Vorschub. Dabei müsste ein katholischer Priester doch das christliche Abendland verteidigen.
Hose, der sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus engagiert und dafür dieses Jahr mit dem Würzburger Friedenspreis geehrt wurde, hat so etwas in so kurzer Zeit noch nicht erlebt, wie er selbst sagt. Die Zuschriften seien nicht standardisiert gewesen. „Die waren schon auf meine Person zugeschnitten.“ Und sie seien beleidigend gewesen. Die pauschale Angstmache vor dem Islam scheint zu funktionieren, wenn man hört, was der Hochschulpfarrer aus den Schreiben zitiert: Warum etwa Menschen, die sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder machten, als Nazis beschimpft würden. Besorgte Bürger seien es eben, so der Tenor, die nun von Hose bekämpft würden.
Auch an die Diözese gehen Schreiben, in denen sich selbst ernannte „rechtschaffene Bürger“ über das Engagement des Geistlichen beschweren. Andere wiederum sehen sich nach dem Protest des Hochschulseelsorgers in ihrer Entscheidung zum Austritt aus der Kirche bestätigt oder sprechen von einer „Zeitgeistkirche“, die sich selbigem und den Mächtigen anpasse. Eine Rhetorik, wie sie sich auch auf manchen privaten katholischen Plattformen im Internet findet. Der Hochschulseelsorger verortet die Absender aber vor allem in der rechten bis rechtsextremen Ecke.
Leute aus diesem Spektrum sieht Hose auch hinter Pegida am Werk. So hätten sich bei der Aktion der „Patrioten“ am vergangenen Montag 25 Personen in Würzburg versammelt, darunter jeweils mindestens zwei Funktionäre von der NPD und der AfD, berichtet der Pfarrer. Ihnen standen 250 Gegendemonstranten gegenüber, darunter der Geistliche, der jedoch Wert darauf legt, den Zug der Pegida-Anhänger nicht blockiert zu haben.
Aber es gebe dann auch andere, durchaus kritische Schreiben, berichtet Hose. In denen Angst zum Ausdruck komme, die er verstehen könne. Ängste, wenn etwa ein Flüchtlingsheim in nächster Umgebung eröffnet werde, müssten auch formuliert werden können. Sie könnten dann mit Aufklärung überwunden werden. Pegida dagegen suggeriere, als einzige Kraft die Ängste ernst zu nehmen. „Sie verstärken aber die Ängste.“
Pegida versucht, in Würzburg Fuß zu fassen. Burkhard Hose will das wie viele andere nicht zulassen. „Wir bekommen keine Dresdner Verhältnisse“, sagt der Hochschulseelsorger, kurz bevor er sich erneut aufmacht, auf einer Gegendemonstration zu sprechen. Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt habe das erst in einem Gespräch deutlich gemacht. Und das breite Engagement vieler Ehrenamtlicher für Flüchtlinge, gerade auch im Bistum Würzburg, spreche auch eine andere Sprache. „Das ist die beste Gegenwehr, diesen Kurs müssen wir weiterverfolgen“, ist der Pfarrer überzeugt. (KNA)