Aus Rücksicht auf religiöse Gefühle von arabischen Bankkunden, soll das Kreuz im Real-Madrid-Wappen auf den Kreditkarten eines Sponsors verschwinden. Hat der Vereinschef Geld über die Geschichte und Werte von Real Madrid gestellt?
Für Real Madrid, den spanischen Fußballrekordmeister und amtierenden Champions-League-Gewinner, läuft derzeit alles perfekt. Auch geschäftlich.
Erst vor wenigen Wochen unterschrieb Vereinspräsident Florentino Perez einen Millionen schweren Werbevertrag mit der National Bank des Emirats Abu Dhabi. Der arabische Sponsor wird in den kommenden drei Jahren schätzungsweise um die 100 Millionen Euro in die Kassen des ohnehin reichsten Fußballvereins spülen.
Doch bei vielen katholischen Fans der „Königlichen“ löst dieser Deal Empörung aus. Der Grund: Aus Rücksicht auf die religiösen Gefühle der muslimischen Bankkunden, deren Kreditkarten das Real-Madrid-Wappen zieren wird, hat der Verein das christliche Kreuz aus dem Clubwappen entfernen lassen.
Damit habe Vereinspräsident Perez „das Geld über die Geschichte und Werte des Vereins gestellt“, kritisiert Maria Isabel Moreno, die Sprecherin der katholischen Vereinigung „Enraizados“. Mit dieser Aktion nehme er vielleicht Rücksicht auf die religiösen Gefühle einiger Muslime, doch gleichzeitig schätze er damit die Gefühle Hunderttausender christlicher Real-Madrid-Fans gering. Die Laienvereinigung hat bereits mehr als 2.000 Unterschriften gegen die Verbannung des Kreuzes aus dem Vereinswappen gesammelt.
Und der Blick in spanische Internetforen zeigt, dass Moreno mit ihrem Protest keineswegs alleine da steht. So gibt es inzwischen einen eigens gegründeten Twitter-Hashtag #LaCruzDelEscudoNoSeToca (Das Kreuz im Wappen rührt man nicht an). Ein ironischer Vorschlag hier: Der Verein könnte ja auch gleich seinen Superstar Cristiano Ronaldo in Mohamed umtaufen. Immerhin bedeute der Name Cristiano „Christ“ und könnte ebenfalls die Gefühle muslimischer Fans verletzten.
Bedingt zeigt der Protest Wirkung. Das Kreuz werde nur auf den Kreditkarten der arabischen Bank und vielleicht auf Fanartikeln, die im Emirat und im arabischen Raum verkauft werden, nicht zu sehen sein, sucht „Real Madrid“ einen Kompromiss. In der übrigen Welt sowie auf den Trikots der Spieler werde das Kreuz seinen angestammten Platz über der Königskrone, den es immerhin seit 1920 hat, behalten.
Nicht zum ersten Mal ist Real Madrid bereit, sein christliches Wappen für Sponsorengelder aus dem arabischen Raum zu verschleiern. Vor zwei Jahren geschah Ähnliches bei der Planung eines Fußballvergnügungsparks mit Hotel in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bisher ist dieses Projekt allerdings nicht realisiert. (KNA)