Eine neue Analyse von Medienberichten zeigt: Islam und die Muslime werden schlecht dargestellt und von der Gesellschaft schlechter beurteilt als beispielsweise Banker, Politiker und Journalisten. Schuld ist auch die Terrororganisation IS.
Die führenden deutschen Medien haben im vergangenen Jahr weit mehr über den Islam berichtet als über die beiden christlichen Kirchen zusammen. Allerdings sind die Berichte über die Muslime dabei so negativ, dass die am Dienstag (2014.12.13) in Rapperswil veröffentlichte Analyse des Instituts der Medienforschung „Media Tenor“ von einem „Tiefpunkt des Ansehens“ spricht. Schuld daran sei auch der IS.
Terror, Kriege und internationale Konflikte – damit verbunden aber auch die Religion selbst – seien seit Jahren die prägenden Themen der Berichterstattung über den Islam. „Der ‚Islamische Staat‘ katapultiert das Medien-Image des Islam in einen katastrophalen Zustand“, erklärt Christian Kolmer, Leiter Politik bei Media Tenor. Das mache Islam und Muslime zur einzigen gesellschaftlichen Kategorie, die schlechter beurteilt wird als Banker, Politiker oder Journalisten. „Wie das Image des Islam sich aus diesem absoluten Tiefstand erholen soll und in welchem Zeitraum das möglich ist, muss alle Kräfte der Integration mit größter Sorge erfüllen“, fasst Kolmer die Analyse zusammen.
Im Vergleich der beiden großen Kirchen analysieren die Medienforscher einen deutlichen Vorsprung der Katholiken: Über die katholische Kirche berichten die Medien laut der Mitteilung zehnmal so häufig wie über die evangelische. Zudem sei die Bewertung dank Papst Franziskus deutlich positiver. Mit Blick auf die evangelische Kirche spricht Mediatenor von einer „schwachen Präsenz“ in den Medien. Zugleich habe in einzelnen Monaten auch die Kritik dominiert, etwa als im März auch die evangelische Kirche in die Diskussion um die Kirchensteuer hineingezogen wurde.
Mediatenor hat für die Studie nach eigenen Angaben zwischen dem 1.12.2013 und 15.12.2014 alle 265.950 Berichte über Akteure sowie 5.141 Berichte über den Islam, die katholische und evangelische Kirche in 19 deutschen TV-, Radio- und Printmedien ausgewertet. (KNA/iQ)