Kirchenvermögen

Reiche und reichere Kirchen

Nach dem Limburg-Skandal üben sich die katholischen Bistümer in finanzieller Offenheit. Volle Transparenz gelingt (noch) nicht allen. Von den Beträgen können islamische Religionsgemeinschaften und Moscheegemeinden nur träumen.

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2015
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Die katholische Kirche in der Transparenzoffensive: Nach dem Wirbel um den Finanzskandal von Limburg legen immer mehr Bistümer Rechenschaft über ihr Vermögen ab. Das gilt auch und gerade für – lange geheime – Schattenhaushalte wie die Bischöflichen Stühle oder Versorgungswerke. Viele versuchen auch, den genauen Umfang ihrer Besitztümer genau zu ermitteln, und hinterfragen ihre Entscheidungsstrukturen in finanziellen Angelegenheiten. Noch liegen nicht alle Zahlen vor. Fest steht aber schon jetzt: Die katholische Kirche ist milliardenschwer, wie eine Übersicht der Deutschen Presse-Agentur mit Angaben aus allen Diözesen zeigt:

AACHEN: Im Frühjahr 2015 soll es erstmals einen Finanzbericht geben. Vorher könne zu Einzelaspekten keine Auskunft gegeben werden, hieß es. Nach Angaben aus dem Vorjahr beträgt das Vermögen des Bischöflichen Stuhls 9 Millionen Euro.

AUGSBURG: Die Diözese verfügte Ende 2013 über 236,5 Millionen Euro Eigenkapital. Sach- und Finanzanlagen, also auch die Immobilienwerte, summierten sich auf 387,7 Millionen Euro. Einen Schattenhaushalt gibt es nicht. Das Haushaltsvolumen 2014 beträgt 331 Millionen Euro.

BAMBERG: Das Diözesanvermögen beträgt 370 Millionen Euro. Davon sind 230 Millionen Euro zweckgebundene Rücklagen. Grundbesitz ist nicht mit eingerechnet. Der Erzbischöfliche Stuhl verfügt über 1,5 Millionen Euro, die zum Teil in Wertpapieren angelegt sind. Der Haushalt 2014 hat ein Volumen von 155,9 Millionen Euro.

BERLIN: Das Haushaltsvolumen des Erzbistums betrug 2012 rund 206,5 Millionen Euro. Das Anlagevermögen summierte sich auf 383,7 Millionen Euro, darunter waren Grundstücke und Gebäude im Wert von 120,5 Millionen Euro. Hinzu kommen 96,8 Millionen Euro Umlaufvermögen. Das Eigenkapital betrug 169,7 Millionen Euro.

DRESDEN-MEISSEN: Das Bistum hat keinen Schattenhaushalt, der reguläre Etat umfasste zuletzt um die 60 Millionen Euro. 2015 soll erstmals ein Geschäftsbericht mit detaillierten Angaben zu Vermögen und Mittelverwendung veröffentlicht werden.

EICHSTÄTT: Das Vermögen des Bischöflichen Stuhls umfasst 4,5 Millionen Euro, davon 1,7 Millionen Euro Stammvermögen, das nicht angetastet werden darf. Auch das Bischofshaus gehört dazu. Der Bistumshaushalt liegt bei 155 Millionen Euro.

ERFURT: Das Bistum will bis Herbst 2015 sein Vermögen erfassen und dann darlegen, wie es verwendet wird. Der Haushalt umfasst 57,85 Millionen Euro.

ESSEN: Das Ruhr-Bistum berichtete 2014 erstmals über das Vermögen des Bischöflichen Stuhls: Es beträgt rund 2,3 Millionen Euro, verfügbar sind aber nur ein Zehntel. 2015 sollen auch der Haushalt des Domkapitels und Rücklagen aus dem bistumseigenen Versorgungswerk offengelegt werden. Der Wert der Immobilien wird ermittelt.

FREIBURG: Der Haushalt umfasst in diesem Jahr 551 Millionen Euro und 2015 rund 562 Millionen Euro. Das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls besteht vor allem aus Immobilien. Der Wert wird von der Erzdiözese auf 39,5 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen Anteile an Unternehmen sowie Forderungen in Höhe von 17,5 Millionen Euro.

FULDA: Das liquide Vermögen wurde vom Bistum zuletzt auf 456 Millionen Euro beziffert. 190 Millionen Euro davon sind für Verpflichtungen wie Pensionen eingeplant, 145 Millionen Euro stecken in einem Baufonds. Das Immobilienvermögen wird bewertet und soll dann erstmals veröffentlicht werden. Haushalt 2014: 131 Millionen Euro.

GÖRLITZ: Das mit 28 500 Katholiken kleinste Bistum hat weder große Immobilienvermögen noch Firmenbeteiligungen. Es gibt auch keinen Schattenhaushalt. Für 2015 sieht der Etatansatz rund 16,2 Millionen Euro vor. Künftig soll mit dem Haushalt auch die Ausstattung des Bischöflichen Stuhls im Amtsblatt veröffentlicht werden.

HAMBURG: Die Gesamtrücklage des Erzbischöflichen Stuhls beträgt 35 Millionen Euro. Zum Vermögen des Erzbistums gehört unter anderem ein Pensionsfonds für die Priesterversorgung im Umfang von 79,7 Millionen Euro. Noch nicht bewertet sind etliche Grundstücke und Immobilien.

HILDESHEIM: Das Anlagevermögen betrug Ende 2013 rund 202 Millionen Euro. Rückstellungen von 147,3 Millionen Euro standen zu dem Zeitpunkt Verbindlichkeiten von 21,5 Millionen Euro gegenüber. Das bilanzielle Eigenkapital lag bei 66,3 Millionen Euro.

KÖLN: Erzbistum und Erzbischöflicher Stuhl verfügen über Immobilien im Wert von 612 Millionen Euro. Die Hälfte entfällt auf 31 Schulen. Der Finanzplan des mitgliederstärksten deutschen Bistums umfasst dieses Jahr rund eine Milliarde Euro. Anfang 2015 soll ein von Wirtschaftsprüfern bestätigter Jahresabschluss mit Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlicht werden.

LIMBURG: Als Konsequenz aus dem Skandal um Ex-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst legte das Bistum im Juli erstmals sein Vermögen offen. Es umfasst unter anderem 730,2 Millionen Euro Finanzanlagen und 80,3 Millionen Euro Sachanlagen, vor allem Immobilien. Der Bischöfliche Stuhl weist rund 92 Millionen Euro aus, das Domkapitel kommt auf 4,4 und eine Stiftung auf 31 Millionen Euro.

MAGDEBURG: Die Diözese bezeichnet sich als «armes Bistum». Das Haushaltsvolumen liegt 2014 bei 28,2 Millionen Euro. Der Bischöfliche Stuhl verfügt über rund 200 000 Euro als Sozialfonds für Härtefälle. Vermögenswerte in Form von Immobilien etc. wurden noch nicht veröffentlicht: «Wir arbeiten daran», sagte ein Sprecher.

MAINZ: Das Bistum verfügte 2013 über 823,3 Millionen Euro Gesamtvermögen, darunter 732,2 Millionen Euro Finanzanlagevermögen. Noch nicht berücksichtigt ist der Wert bestimmter Immobilien und technischer Anlagen, deren Bewertung soll 2015 erfolgen. Der Bischöfliche Stuhl hat kein Geldvermögen. Ihm gehören einige Grundstücke und Anteile am Gemeinnützigen Siedlungswerk.

MÜNCHEN-FREISING: Das Gesamtvermögen ist unbekannt und soll erst in einigen Jahren beziffert werden können. Dem Erzbistum gehören allein 5000 Hektar Wald und rund 7000 Gebäude, darunter 1200 Kirchen. Der Etat 2014 hat ein Volumen von knapp 700 Millionen Euro. An Pfründen, Pacht und Zinsen nahm die Diözese mehr als 20 Millionen Euro ein.

MÜNSTER: Der Haushalt hat ein Volumen von 418,6 Millionen Euro. Das Geldvermögen des Bischöflichen Stuhls umfasst 3 Millionen Euro. Hinzu kommen Immobilien, deren Wert ermittelt und 2015 veröffentlicht werden soll. Das Mitspracherecht des Kirchensteuerrates bei der Mittelverwendung wurde ausgeweitet.

OSNABRÜCK: Der Haushalt für 2014 umfasst 147,4 Millionen Euro. Die Finanzanlagen des Bistums beliefen sich Ende 2013 auf 122,8 Millionen Euro. Pensionsfonds hatten zu dem Zeitpunkt ein Volumen von rund 170,3 Millionen Euro. Hinzu kommen 41,1 Millionen Euro allgemeine und 45,6 Millionen Euro zweckgebundene Rücklagen.

PADERBORN: Das Erzbistum hat 496 Millionen Euro Haushaltsvolumen. Zum Vermögen auch des Erzbischöflichen Stuhls liegen keine Angaben vor. Aktuell verschaffen sich die Verantwortlichen einen Überblick über Vermögenswerte wie Immobilien. Im Herbst 2015 sollen entsprechende Zahlen veröffentlicht werden.

PASSAU: Die Finanzmittel der Diözese – jüngst erstmals veröffentlicht – beliefen sich 2013 auf 280 Millionen Euro, die des Bischöflichen Stuhls auf knapp 190 Millionen Euro. Die Emeritenanstalt ist für die Versorgung der Geistlichen verantwortlich und verfügt über ein zweckgebundenes Vermögen von 98 Millionen Euro. Angaben zu Immobilien des Bischöflichen Stuhls sollen 2015 vorliegen.

REGENSBURG: Der Haushalt 2014 umfasst 350 Millionen Euro. Angaben über die Vermögenswerte des Bischöflichen Stuhls machte die Diözese nicht. Alle Vermögenswerte sollen 2015 Jahr nach einem einheitlichen Standard erfasst, bewertet und dann veröffentlicht werden.

ROTTENBURG-STUTTGART: Das aktuelle Haushaltsvolumen beträgt 360 Millionen Euro. 2013 verfügte das Bistum laut seiner Bilanz über 214,2 Millionen Euro Anlagevermögen sowie ein Umlaufvermögen von 43,5 Millionen Euro. Hinzu kommen unter anderem Vermögen diverser Stiftungen. Ein Großteil der Immobilien ist noch nicht bewertet.

SPEYER: Das Bistum veröffentlicht seit der Limburg-Krise nicht nur seinen eigenen Etat, der sich 2014 auf 134 Millionen Euro beläuft, sondern auch andere diözesane Haushalte. So hat der Bischöfliche Stuhl ein Vermögen von 47,9 Millionen Euro, das nicht angetastet wird. Das Domkapitel besitzt 9,5 Millionen Euro. 62,2 Millionen Euro hat eine Pfarrpfründestiftung auf der hohen Kante (Ende 2013).

TRIER: Das Bistum-Anlagevermögen betrug zuletzt 759,6 Millionen Euro, davon entfielen 543,2 Millionen Euro auf Finanzanlagen und 179,4 Millionen auf Immobilien. Das Vermögen des Bischöflichen Stuhls hat einen Bilanzwert von knapp 84 Millionen Euro. Hinzu kommen 38 Gebäude, für die gerade eine Marktbewertung läuft. Auch andere Vermögen sollen «nach und nach» öffentlich gemacht werden.

WÜRZBURG: Neben den regulären Haushalt (173 Millionen Euro) hat das Bistum Geld aus dem Bischöflichen Stuhl: Dieses Vermögen belief sich 2013 auf 356 Millionen Euro. Davon werden 263 Millionen Euro für die Sicherung der Priesterpensionen und die Zusatzversorgung weltlicher Mitarbeiter zurückgestellt. Über dieses Geld wacht ein Diözesanvermögensverwaltungsrat. (dpa/iQ)