#NoKoegida

Eine Stadt stellt sich quer

Am Montagabend kam der Kölner Ableger der Pegida-Bewegung nicht von der Stelle. Dafür haben Tausende Gegendemonstranten gesorgt, die vom Bündnis „Köln stellt sich quer“ mobilisiert wurden.

06
01
2015
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Waren es 7.000, 10.000 oder noch mehr Demonstranten in Köln, die sich gegen die Kögida-Zug durch die Stadt gestellt? Eine genaue Zahl gibt es nicht. Vor dem LVR-Turm in Köln-Deutz und auf der Hohenzollernbrücke waren jedoch genug Menschen auf einem Fleck, um den kalten Temperaturen stundenlang kuschelig zu trotzen. Schon nach einer halben Stunde forderten die Demonstranten lautstark „Wir brauchen Platz“, denn der Platz um den LVR-Turm reichte langsam nicht aus, um den Zustrom von der Hohenzollernbrücke aufnehmen zu können.

„Köln stellt sich quer“ ist das breiteste Bündnis gegen Rassismus der Stadt Köln, das sich je formiert hat. In dem Bündnis haben sich Parteien, islamische Religionsgemeinschaften, Kirchen und Migrantenorganisationen zusammengefunden. Das Anti-Kögida-Publikum ist gemischt, es sind viele junge Leute, aber auch sehr viele ältere Menschen da.

„Ein wunderbares Zeichen“

Traurig und beschämend sei es, dass Kögida in Köln marschieren will, sagt ein Demonstrant, er ist mit dem Zug aus der Nachbarstadt angereist. „Es ist selbstverständlich, dass ich nach Köln gekommen bin, um dagegen zu demonstrieren“, versichert er.

Die Masse jubelt, als sie die Nachricht bekommt, dass um 18:30 Uhr der Dom das Licht abgeschaltet hat. „Das ist ein wunderbares Zeichen“, sagt eine ältere Demonstrantin. „Köln bleibt für einige Stunden dunkel, um uns alle vor dunklen Zeiten zu bewahren. Rassismus hat in dieser bunten Stadt keinen Platz.“

Neben Kölns amtierendem Oberbürgermeister Jürgen Rothers (SPD) und seinem Vorgänger Fritz Schramma (CDU) befanden sich auch andere Politiker und NGO-Vertreter unter den Demonstranten. Der Vorsitzende des Islamrats Ali Kızılkaya ist zufrieden: „Das ist eine großartige Demonstration und ein Zeichen dafür, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Wir müssen weiterhin rassistischer Stimmungsmache entgegentreten, ganz egal ob auf der Straße oder im persönlichen Umgang mit unseren Mitmenschen!“

Von der Bühne aus wird  die Polizei aufgefordert, den Marsch von Kögida von Deutz über den Rhein zum Roncalliplatz am Dom zu verhindern. Begleitet wird die Forderung mit kölschen Schlagern und Stücken von Bob Dylan, John Lennon und den Ärzten. Auf dem Ottoplatz, etwa 300 Meter entfernt, stehen die Kögida-Anhänger in Kleingruppen zusammen. Um 19.40 Uhr erklären die Veranstalter die Kögida-Demonstration dann plötzlich für beendet. Zu dem ursprünglich geplanten Marsch durch die Innenstadt kommt es nicht mehr. Beide Demonstrationen lösen sich langsam auf.

Gegendemonstration war voller Erfolg

Mehrere Bündnis-Partner bedankten  sich am Dienstag für die rege Teilnahme an der Gegendemonstration. Die Kölner GRÜNEN übten Kritik an der Einsatzstrategie der Polizei, die die Demonstranten auf „engstem Raum zwang“. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, bedankte sich auf seiner Facebook-Seite mit den Worten: „Deutschland kann anders – Tausend Dank“. Auch Mustafa Yeneroğlu, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) bedankte sich einer Pressemitteilung für den „gesellschaftlichen Ruck, der Mut macht und Hoffnung gibt“.

Nach eigenen Angaben wird PEGIDA keine Aufmarschversuche mehr in Köln unternehmen. Die Bewegung gab bekannt, dass sie sich auf Anti-Islam-Demos in Düsseldorf konzentrieren will.