Frankreich

Anschlag auf Satiremagazin „Charlie Hebdo“

In Paris wurde ein Anschlag auf das islamkritisches Satiremagazin „Charlie Hebdo“ verübt, bei dem mehrere Menschen starben und verletzt wurden. Politiker, Medienvertreter, und Muslime verurteilen die Tat und bekunden den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl.

07
01
2015

Bei einem Anschlag auf das islamkritische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris sind mindestens zwölf Menschen getötet und vier schwer verletzt worden. Zwei vermummte Männer mit Schnellfeuerwaffen überfielen am Mittwochvormittag die Pariser Redaktion der Satirezeitung. Die Täter sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiter auf der Flucht.

Staatspräsident Francois Hollande erklärte, es handele sich ohne Zweifel um die Tat von Terroristen. Die Angreifer sollen Medienberichten zufolge bei ihrem Überfall mehrfach „Allah ist groß“ gerufen haben. Augenzeugen berichteten zudem, die Täter hätten „Rache für den Propheten“ skandiert.

Diverse Politiker, Medien und gesellschaftliche Vertreter verurteilen diese Tat und bekunden ihre Solidarität mit den Opfern des Anschlags. So beispielsweise die Französische Bischofskonferenz. Sie äußerte sich entsetzt und rief zum Frieden auf. „Die Barbarei dieses Mordanschlags verletzt uns alle“, erklärten die Bischöfe in Paris. „Nichts rechtfertigt eine solche Gewalt.“ Besonders in der jetzigen Situation sei die von Vielfalt geprägte Gesellschaft aufgerufen, auf ein brüderliches Miteinander zu achten und den Frieden zu wahren.

Deutsche Politiker und Gesellschaftsvertreter empört

Der Anschlag auf die Pariser Redaktion hat auch in Deutschland für Empörung und Entsetzen gesorgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in einem Telegramm an Hollande, diese „abscheuliche Tat“ sei nicht nur ein Angriff auf die Franzosen, sondern auch „ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur“. Bundespräsident Joachim Gauck reagierte mit Bestürzung. In einem Kondolenzschreiben an den französischen Staatspräsidenten schreibt Gauck von einem abscheulichen Überfall. „Es gibt nichts, was ein solches Verbrechen rechtfertigen könnte.“ Es gelte nun, sich „unermüdlich“ für Freiheit, Menschenrecht und Demokratie einzusetzen.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sprach von einem Anschlag auf das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit. „Es ist unfassbar, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Land eine Satirezeitschrift in den Fokus von Fanatikern geraten kann, die mit brutalsten Mitteln versuchen, islamkritische Standpunkte zu unterdrücken», erklärte der DJV-Vorsitzende Michael Konken. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) sprach von einem schwarzen Tag für die Pressefreiheit. Journalisten und Medien dürften sich nicht einschüchtern lassen.

Französische Muslime verurteilen den Anschlag

Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland verurteilen diverse Vertreter muslimischer Religionsgemeinschaften den blutigen Anschlag auf die Redaktion. Der in Frankreich bekannte Imam Hassen Chalghoumi hat die Angriffe auf das französische Satiremagazin scharf kritisiert. „Die Barbarei der Angreifer hat nichts mit dem Islam zu tun“, betonte der aus Tunesien stammende Imam beim Besuch des Tatorts dem französischen TV-Sender BFMTV. Auf Hass könne man nicht mit Gegenhass antworten. „Die Journalisten sind die Märtyrer der Freiheit.“

Auch die islamische Religionsgemeinschaft „Union des Organisations Islamiques de France (UOIF)“ bekundet auf ihrer Internetseite ihr tiefes Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer und der gesamten Redaktion und verurteilt diese Anschläge als kriminell und brutal.

Der Dachverband der Muslime in Frankreich erklärte: „Dieser schrecklich barbarische Akt ist auch ein Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit“. Verbandspräsident Dalil Boubakeur sagte, vor dem Hintergrund dieses „nationalen Dramas“ müsse die islamische Gemeinde Frankreichs sich vor möglichen Manipulationen durch Extremisten hüten. In einer international angespannten Lage, die durch den Wahn von Terroristen geprägt sei, die sich zu Unrecht auf den Islam beriefen, rufe der Verband „alle den Werten der Republik und der Demokratie Nahestehenden“ auf, Provokationen zu vermeiden und kein Öl ins Feuer zu gießen.

Stimmen aus Deutschland

In Deutschland reagierten ebenfalls verschiedene muslimische Religionsgemeinschaften und Vertreter mit Mitgefühl für die Opfer und scharfer Kritik für die Tat. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) spricht von einem Anschlag auf die Menschheit. „Dies ist niederträchtig und absolut inakzeptabel. […] Unser aller Schöpfer gebietet die Achtung seiner vielfältigen Schöpfung. Die Unverletzlichkeit des Menschen, seiner Würde und seiner Orientierung ist darin zentral“, erklärt die Religionsgemeinschaft in ihrer Pressemitteilung.

Auch die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) zeigt sich empört über die Anschläge. „Das Attentat in Paris erschüttert und schockiert uns […] Wir verurteilen diesen grausamen Anschlag aufs Schärfste“, so IGMG Generalsekretär Mustafa Yeneroğlu.

Der Vorsitzende des Islamrates Ali Kizilkaya twitterte kurz nach Bekanntwerden der Tat: „Ich verurteile den brutalen Anschlag in Paris auf schärfste. Und spreche den Angehörigen mein tiefstes Beileid aus.“ Es gelte nun den gesellschaftlichen Frieden nicht zu gefährden und zusammenzuhalten, so Ali Kızılkaya gegenüber IslamiQ.

Attentat „schärfste Form der Gotteslästerung“

Das Attentat auf das Pariser Satiremagazin ist auch nach Auffassung des Münchner Forums für Islam die „schwerste Form der Gotteslästerung“. Der Prophet Muhammad würde sich „von solchen barbarische Akten wie heute in Paris geschehen distanzieren und sie schärfstens verurteilen“, sagte der Vorsitzende des Forums und Penzberger Imam Benjamin Idriz am Mittwoch. „Unsere Anteilnahme gebührt den Angehörigen der Opfer, unser Mitfühlen den Verletzten.“ Meinungsfreiheit sei ebenso zu schützen wie Religionsfreiheit. Die Täter „gehören nicht zu Europa und sie gehören nicht zum Islam“, so Idriz.

Der muslimische Schriftsteller Navid Kermani fand abschließend folgende Worte für diese Tat: „Das ist nicht nur ein Anschlag auf eine Zeitschrift und auch nicht nur auf die Kunst. Das ist ein Anschlag auf ein Europa, das den Menschen ungeachtet ihres Geschlechts, ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung Würde, Freiheit und gleiche Rechte zuspricht – auch und zumal den Muslimen.“ Trotz des Anschlags dürften die Europäer den Terroristen nicht auf den Leim gehen. Sie müssten die Freiheit hochhalten.

«Es ist wichtig, dass wir jetzt die Nerven behalten», schließt sich der Erlanger Jura-Professors Mathias Rohe an. Denn die Terroristen wollten mit ihren Anschlägen staatliche Repressionen provozieren, um ihren Fanatismus zu rechtfertigen. «In diese Falle dürfen wir nicht laufen», warnte er. (KNA/dpa/iQ)

Leserkommentare

Peter sagt:
Hoffentlich erinnern sich all die muslimischen Vertreter, die jetzt die Meinungsfreiheit so hoch ansehen, daran, wenn wieder einmal Karikaturen veröffentlicht werden. Dieselben Verbandsvertreter, die jetzt schockiert sind, haben selbst den Brand entfacht bzw. sich zumindest daran beteiligt. Immer dann nämlich, wenn sie die Meinungsfreiheit in Frage gestellt haben, indem sie sich laut über Karikaturen empört haben, von denen sie sich beleidigt gefühlt haben. Damit haben sie die islamistischen Terroristen bestärkt, das Richtige zu tun.
07.01.15
21:19
Bint Adam sagt:
Ich habe Mitgefühl mit den Familien und Angehörigen der Opfer. Als Muslimin denke ich nicht, dass es angebracht oder irgendwie sinnvoll ist mit derartiger Gewalt gegen Menschen vorzugehen, die sich gerne über unsere Religion oder unseren Propheten (sas) lustig machen. Man kann sehr wohl diese Art von "Kunst" oder "Karikatur" schlecht finden (und das tue ich) und gleichzeitig die Zeichner und Redakteure *nicht* angreifen. Ich denke wir als Muslime müssen uns nicht provozieren lassen. Was da geschieht ist, dass wir uns zunächst in unserem Niveau herunterlassen (denn niveauvoll sind diese Karikaturen in der Regel nicht) und sie schlicht und einfach ignorieren. Das ist nämlich die effektivste Bestrafung, die diese Art von "Kultur" erfahren kann. Sie landet nach nach paar Tagen als Auslegepapier im Mülleimer, und das war's. Mein Gefühl gegenüber solchen Zeichnungen ist: Ablehnung und Ärger. Aber diese Gefühle sind nicht die bestimmenden Elemente meiner Handlungen. Das bestimmende Element meiner Handlungen sind Koran und Sunnah. Und im Leben des Propheten (sas) gab es immer wieder Beleidigungen seiner Person. Wir müssen aus seiner Sirah lernen, wie er (sas) damit umgegangen ist. Mit Bedacht und kühlem Kopf. Die Antwort war nicht Mord, Aufruf zum Mord oder Ähliches sondern: dieses niveaulose Verhalten zu ignorieren, die Gefährten zur Ruhe aufzurufen und sich weiterhin auf das Wichtigste (nämlich im Falle des Propheten die Verkündigung des Islam) zu konzentrieren. Auch wir müssen uns fragen, ob unsere Gemeinde keine größeren Probleme hat, als irgendwelche schlechten Karikaturen...und ob es intelligent ist, sich zu Taten hinreißen zu lassen, die ganz klar gegen die Prinzipien unserer Religion verstoßen.
08.01.15
11:53
Martin sagt:
Aus dem Kommentar von Bint Adam lese ich heraus, dass letzlich die 12 Opfer selbst Schuld sind, da sie die Muslime provoziert hätten. Provozieren sollen Karikaturen in der Tat, nämlich zur Reflexion, also zum Nachdenken.
08.01.15
15:58
Ute Diri-Dost sagt:
Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen und ist zu verurteilen und die Täter sind zu bestrafen..D ie Frage ist,wer sind die Hintermänner dieses Verbrechens?Und was soll damit bezweckt werden? Warum erwähnt niemand die Opfer der Flüchtlinge auf Grund der Kältewelle und den miserablen Zuständen in den Lagern in Syrien,Palästina im I rak und anderswo?Sie übersteigen weitaus die Zahle der Opfer in Frankreich!iWarum kümmert das niemanden?Warum wird verschwiegen,dass nach dem Vorfall Anschläge auf Moscheen stattfanden?Warum auf einmal soviel Getöse?der normale Mensch kann sich seinen Teil dabei denken.
08.01.15
18:15
Bint Adam sagt:
@Martin Sie haben mich gänzlich falsch verstanden. Deswegen wiederhole ich meine Aussagen gerne nochmal: 1. Ich habe Mitgefühl mit den Familien der Getöteten. 2. Ich finde die gegen den Propheten gerichteten Karikaturen nicht gut. Und ich denke, das kann auch keiner von mir verlangen. 3. Trotzdem denke ich nicht dass Mord die "Lösung", oder die richtige Reaktion von uns Muslimen ist. Für diejenigen, die selbst Muslime sind und das Leben unseres Propheten studieren (sog. Sirah) ist auch klar warum. Zu seinen Lebzeiten hat der Prophet nie derartige Reaktionen auf die Verspottung seiner Person selbst gezeigt oder andere dazu aufgerufen. 4. Ich glaube, dass es in unserer Gemeinde dringendere Probleme gibt, denen wir uns zuwenden sollten, anstatt unsere Energie oder auch nur Aufmerksamkeit den Karikaturen zuzuwenden. Mir ist unverständlich, wie Sie DARAUS lesen, dass die in Paris ums Leben gekommenen Menschen "selbst schuld" sein sollen... Ja, ich finde manche ihrer Zeichnungen nicht gut, aber meine Religion lehrt mich, das von Gott gegebene Leben zu achten.
09.01.15
13:14
Komische Ansichten sagt:
Terror ist von Menschen gemacht. Es kann jeden treffen und ist von der Religion komplett freizusprechen. Einerseits finde ich das Muslime Karikaturen, negative Berichte, Wahrnehmungen und Haltungen als Spiegelbild ihrer eigenen Handlungen betrachten sollten. Andererseits bin ich auch der Meinung, dass Aussagen auch gegen DIESE Menschen gerichtet werden sollten. Der Prophet ist ein Mensch gewesen und schon lange tot. Er ist für das Handeln der Muslime genauso wenig verantwortlich wie Jesus oder Moses für das der Christen bzw. Juden. Was zählt ist doch die Gegenwart, denn daran wird man gemessen. Was Meinungsfreiheit angeht sind alle Länder extrem schizophren. Es gibt sie nur als Grundrecht und nicht als angewendetes Recht. Traut sich irgendjemand die Wahrheit oder seine Meinung über die vielen Wirtschaftskriege weltweit kundzutun? Köhler hat es das Amt des Bundespräsidenten gekostet. Das Schema ist doch überall das Gleiche. Wer eine unbequeme Meinung hat, der wird abgesägt. Trotzdem frage ich mich was bitteschön der Prophet mit den Muslimen von heute zu tun hat. Wird Luther für das Vergehen der Amerikaner karikikiert? Nein, auf die Idee kommt niemand obwohl er nichtmal Prophet war, wohl aber den Protestantismus begründet hatte. Und wie sieht es mit seiner Judenhetze aus? Dies wird gern unter den Tisch gekehrt. Es passt nämlich grad nicht in das politische Konzept der Amerikaner. Nach Luther würde sich Protestant und Judenfreund sein ausschließen. Da ist man aber bereit die Tatsachen so zu verdrehen und Geschichten so zu dekonstruieren, dass eine neue Legitimität nach außen geschaffen wird, solange man sich den Finanzmarkt teilen kann. Grundsätzlich kann und darf man niemandem absprechen ein Muslim zu sein, solange er sich selbst dazu bekennt. Es ist nicht die Aufgabe der Menschen sondern allein Gottes Recht. Albern erscheint es also mal wieder sich als Muslim in die Ecke drängen zu lassen und zu behaupten 'diese oder jene Menschen seien keine Muslime'. Feststellen kann man höchstens dass ihre offenkundigen Taten durch nichts im Islam legitimiert werden können. Mehr nicht und man muss diese Menschen auch nicht erklären oder sie von religiösen Standpunkt her beurteilen, denn dann sollte man alle anderen Menschen ebenfalls auf diese Art behandeln. Unterm Strich bleibt hier der Verlust von Menschenleben. Wenn man gerecht sein könnte und sich auf die unantastbare Würde des Menschen berufen würde, so ist der Tod der 12 Opfer genauso zu bedauern und als barbarisch zu bezeichnen wie der sogenannte 'Kolateralschaden' den man unter den Zivilisten jenseits der OECD-Staaten verantworten müsste. Ich denke z.B. konkret an die Erschießung irakischer Schulkinder durch italienische Soldaten, begleitet durch ihr abartiges Gelächter. DAS ist für mich der Inbegriff jeglicher Barbarei. Als Muslim bringt man dieses oder andere westliche Verbrechen weder mit Jesus noch mit dem Christentum, ja nichteinmal mit dem Papst in Verbindung, was auch ein Merkmal von Fortschritt ist. Warum wird das Leben der 12 Franzosen (worunter sich auch Muslime befanden) als wertvoller erachtet als das von hunderten, tausenden und zigtausenden unschuldiger Opfer von militärischen Anschlägen? Warum wird nicht begriffen das Terrorismus alle betrifft und jeder in irgendeiner Weise seinen Beitrag dazu geleistet hat, dass es ihn gibt? Würden unsere Politiker sich mehr mit den Gründen und Ursachen von Terrorismus besschäftigen müssten sie zugeben dass sie für einen Großteil dieser Entwicklung die Verantwortung tragen. Daher liegt es nahe zu proklamieren "Wir verhandeln nicht mit Terroristen". Vielleiicht müsste man noch in Klammern hinzufgen "...es sei denn sie bringen uns Wählerstimmen ein".
11.01.15
9:45
Volker sagt:
Antwort auf "Komische Ansichten sagt": Das sind wirklich sehr komische Ansichten und mir scheint, daß hier auch noch Lügen verbreitet werden sollen: Sie reden von der Erschiessung irakischer Schulkinder durch italienische Soldaten - waren Sie dabei ? Oder haben Sie in salafistischen Kreisen gefakte Propagandavideos gesehen, die dazu dienen sollen, Menschen für IS zu begeistern ? Und wenn es solche Verbrechen tatsächlich gegeben haben sollte, dann werden solche Menschen wenigstens in Europa als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt und verschwinden lebenslang hinter Gittern. Was ist dagegen mit der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram, die gerade erst 2000 Unschuldige, darunter viele Kinder, in Nigeria ermordet hat ? Die verurteilt niemand. Und wenigstens in einem Punkt haben Sie recht: Es wird sehr viel über die Toten in Paris gesprochen und viel zu wenig über die 11 Toten in Dijon (islamistischer Hintergrund) und die 2000 Toten in Nigeria !
13.01.15
16:28
Andreas sagt:
Wir dürfen nicht in die Falle gehen von euren und unseren Toten zu sprechen. Jeder Tote ist ein Toter zu viel. Man kann die Toten nicht gegeneinander ausspielen. Leider wird es immer jemanden geben, der angesichts einer aktuellen Tötung daherkommt und fragt, warum gerade über diese Toten berichtet wird, aber über diese oder jene Toten nicht berichtet wurde. Jede Tötung von Menschen ist zu verurteilen, egal von wem sie begangen wird und egal wer die Opfer sind.
14.01.15
11:57
Am sagt:
Lieber Volker, Während die irakischen Schulkinder von den italienischen Soldaten erschossen wurden, hielt es einer ihrer Kameraden in einem Handyvideo fest. Die Nachricht wurde aufgrund ihrer Abartigkeit sogar in den seriösen Sendern des öffentlich rechtlichen Rundfunks zur besten Sendezeit, sprich die Tagesschau, gemeldet. Diese Tat wurde auch von offizieller Seite aus nicht bestritten, aber das wars dann auch. Ich gehe mal stark davon aus dass sie für ihre Taten verurteilt wurden. Für italienische Soldaten gilt hierbei dasselbe EU-Recht was Kriegsverbrechen angeht, wie für die anderen europäischen Länder. Anders siehts bei den Amerikanern und ihrer Klausel, bzw. Bonus-Recht aus, nach dem international niemand das Recht hat amerikanische Soldaten für ihre Kriegsverbrechen anzuklagen. Unglaublich, nicht wahr? Ich hoffe, dass sie diese Behauptung nicht stehen lassen werden und sich sogleich daran machen sie zu entkräften. Dann hat es wenigstens etwas genützt, wenn sie Informationen kritisch hinterfragen können. Aber das ist nicht das Thema. Die geistige Zwickmühle in die viele Menschen heute geraten (auch Muslime falls sie auf die Betonung dieses Umstandes Wert legen) ist jene, die aus der mangelnden Unterscheidungsfähigkeit hervorgeht. Terrorismus, politische Ideologien usw. sind Konstrukte, was soviel bedeutet wie 'vom Menschen gemacht'. Eine Religion wie der Islam versteht sich als das übergeordnet Erhabene. Das heißt sie würde jedem vom Menschen konstruierten Vergleich widerstehen. Kriege und Differenzen im Allgemeinen herrschen nicht weil das Übel all dessen in der Religion wurzelt, sondern weil sie jeder menschlichen Beziehung immanent sind. Darum sollte ganz strikt getrennt werden. Zur Veranschaulichung: Die Forderung an die Muslime weltweit sie mögen, nein sie sollen sich gefälligst von den Terroristen distanzieren impliziert zweierlei. Erstens wird davon ausgegangen das Terroristen und Muslime eine Einheit, ein Kollektiv bilden. Dieser von außen an die Muslime herangetragene Denkfehler vieler Nicht-Wissende reduziert die Beziehung Terrorist-Muslim auf das Merkmal Islam. Die Sicht der Muslime weist diesem "in-Beziehung-setzen" aber garkeinen religiösen Wert zu. Deswegen sind die Muslime in der Vergangenheit auch kaum hörbar gewesen in der westlichen Hemisphäre, wenn mal wieder ein Anschlag verübt wurde. Sie sehen überhaupt keine Beziehung zu den Terroristen. Extremisten sind Personen, die politische und weltliche Ziele verfolgen, keine Religiösen. Die Einsicht dass es mal wieder um die primitivsten aller Machtkämpfe geht ist dabei das Entscheidende. Zweitens erfordert eine Distanzierung eine Grenzziehung um jene Unerwünschten auszuschließen bzw. sich von ihnen zu distanzieren. Die hier zugrundeliegende Unterstellung besagt: vorher war man eine Einheit und 'nicht distanziert' und jetzt aber soll eine Differenz markiert werden, indem ein Teil dieser Einheit abgespalten und abgestoßen wird. Also drängt man hier wieder die Terroristen zu den Muslimen. Die Muslime wundern sich, warum sie dafür herhalten müssen wenn man nicht weiß in welche Sparte die Terroristen zu stecken sind. Warum analysiert man das Verhalten und die Beweggründe dieser Täter nicht um zu erkennen, dass ihr Antriebsmotor eben nicht die Religion, ist sondern rein weltliche Motive? Terroristen gibt es überall, in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen auf den Kapitalmärkten, auf Makro- und auf Mikroebene. Warum dieser neurotische Zwang jede noch so minimale Andeutung zum Islam mit Terrorismus in Verbindung zu bringen? Es gibt Terror überall. Auf der Arbeit, durch den Nachbarn (endet übrigends manchmal auch blutig), international (wenn Staaten sich nicht einigen können und Zivilisten mit einer permanenten, latenten Angst leben müssen, zu einem unvorhersehbaren Zeitpunkt in ein willkürliches Szenario hineingezogen zu werden, dann geht diese zermürbende Art auf die Ursprungsbedeutung des Wortes zurück), Terror im Stile der Mafia, Lobbyisten-Terror usw. Das sind alles Bühnen des Terrorimus mit unterschiedlichem Couleur. Nur weil einzelne Terroristen sich auf den Islam, Christentum, Judentum etc. beziehen, heißt es noch lange nicht das davon auch was drinne ist. Man ist offensichtlich bereit eine ganze Religion mit der Tat Einzelner in eine Waagschale zu legen um sie zu diffamieren. Muslime verurteilen jede Art von Mord. Weil sie nämlich auch Menschen sind. Dieses Merkmal wird ihnen gerne oft aberkannt. Aber nein sie sind keine Aliens oder befinden sich in einer anderen Dimension als die Merheit der Erdbewohner. Jeder Mord ist zu verurteilen, ausnahmslos. Was ich aber feststelle ist die Tatsache, dass besonders in Europa die Morde jener die sich auf den Islam berufen aus der Menge herausgegriffen werden und beispiellos betonend in den öffentlichen Diskurs gebracht werden. Diese Abstufung ist meines Erachtens ein Verbrechen, denn es verhöhnt die Opfer wenn unterschieden wird zwischen jenen, deren Tod Platz in den Nachrichten gefunden hat und jenen deren gleiches Schicksal verschwiegen wird, demnach zwischen wertvollem und wertlosen oder minderwertigen Leben entschieden wird. Lieber Volker vielleicht können wir uns vorerst darauf einigen, dass der Mord an Kindern das menschenverachtendste Verbechen darstellt. Allein die Tatsache ihrer Unschuld, die in keiner Relation zum krankhaften Verhalten selbsternannter Erwachsener steht, ist für mich ein Indiz der Umkehrung moralischer Werte in der heutigen Zeit.
14.01.15
14:30