Charlie Hebdo

Muslime reagieren auf den Anschlag in Paris

Sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland verurteilen Muslime die Morde von Paris aufs Schärfste. In Freitagsgebeten wurde das Thema angesprochen. Es ist eine Mahnwache für Montag geplant.

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In den rund 2.300 Moscheen des Landes haben Muslime in Frankreich an diesem Freitag der Opfer des Anschlags auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ gedenkt. Islamvertreter unter Führung des französischen Islamrates CFCM hatten an die Imame des Landes appelliert, in ihren Freitagspredigten Gewalt und Terrorismus zu verurteilen und eine Schweigeminute für die Opfer einzulegen.

In einem Interview des Rundfunksenders i-Tele vom Donnerstagabend betonten der Vizepräsident des Islamrates, Anouar Kbibech, und der Präsident der Vereinigung der islamischen Organisationen Frankreichs (UOIF), Amar Lasfar, es sei notwendig, «laut herauszuschreien», dass all dies nichts mit dem Islam zu tun habe.

Deutschlands Muslime gegen Terror

Auch in Deutschland haben bei den Freitagsgebeten die Muslime in allen Moscheen in Niedersachsen und Bremen den Terroranschlag von Paris verurteilt. „Im Islam heißt es, Du sollst nicht töten», sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Muslime in Niedersachsen, Avni Altiner, in Hannover. „Wir sind alle entsetzt.“ Er hoffe, dass die Mörder von Paris schnell gefasst werden. „Wir alle spüren einen tiefen Schmerz und Furcht, weil wir Angst haben, dass so etwas auch nach Deutschland schwappen kann.“

Mit scharfen Worten haben sich die Islamischen Gemeinden in Hamburg von dem Terroranschlag in Paris distanziert und mit den Opfern ihr Mitgefühl ausgesprochen. „Wir erklären in aller Deutlichkeit, dass sich niemand bei einem Angriff auf unbewaffnete Zivilisten und Polizisten auf den Islam berufen kann, ganz gleich aus welchem Anlass», heißt es in einer am Freitag verbreiteten Mitteilung der SCHURA, des Rates der Islamischen Gemeinden. „Wir verabscheuen die Tat und verurteilen sie aufs Schärfste. Sie hat uns erschüttert und als Muslime besonders betroffen gemacht.“

In einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag haben islamische Religionsgemeinschaften und migrantische Zivilorganisationen die Morde von Paris verurteilt. „Wir verurteilen die Tat nicht nur auf Schärfste, sondern wollen gleichzeitig dazu aufrufen, sich nicht einschüchtern oder auseinanderdividieren zu lassen“, heißt es in der Presseerklärung, die IslamiQ vorliegt. Der gesellschaftliche Zusammenhalt könne sich nur auf die Basis eines gemeinsamen demokratiekonformen Konsenses stützen, der Rücksicht und Solidarität, Akzeptanz und gegenseitigen Respekt nähre. In der gemeinsamen Pressekonferenz betonte der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kızılkaya, dass der Anschlag keine religiöser Akt, sondern ein Akt gegen die Religion gewesen sei.

Zentralrat der Muslime ruft zur Mahnwache auf

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) ruft für Montag zu Mahnwachen gegen Gewalt und für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland auf. Gemeinsam mit anderen islamischen Religionsgemeinschaften sei eine solche Veranstaltung am Brandenburger Tor geplant, teilte der ZMD am Freitag in Köln mit.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft von Extremisten hüben wie drüben auseinandergerissen wird, denn beide haben das Ziel,Hass und Zwietracht zu stiften“, sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek. „Dagegen müssen wir als Muslime und Nichtmuslime in der Mitte der Gesellschaft für die Demokratie zusammenstehen und Gesicht zeigen.“ (KNA/dpa/iQ)