Die Angriffe in Frankreich beschäftigten auch die islamische Welt. Politiker und Religionsvertreter verurteilten die Gewalt, Verbände riefen zu solidarischen Mahnwachen auf.
Nach dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ zeigt sich die muslimische Welt solidarisch mit Frankreich. Ägyptens Außenminister Samih Schukri reiste nach Regierungsangaben am Sonntag gemeinsam mit seinem libyschen Amtskollegen Mohammed al-Dairi von Kairo aus nach Paris zum Schweigemarsch für die Opfer. Arabische Institutionen und Zeitungen verurteilten die Gewalt.
Die überregionale saudische Tageszeitung „Al-Sharq al-Awsat“ titelte am Sonntag: „Die Welt zeigt Solidarität gegen den Terrorismus“. „Al-Hayat“, eine in London erscheinende panarabische Zeitung, schrieb: „Die Welt schaut […] nach Paris“. Bereits am Samstag beschrieb die ägyptische „Masry al-Youm“ die Jagd auf die Attentäter als Frankreichs „Rache für die Opfer“.
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte seinem Amtskollegen François Hollande bereits am Freitag „erneutes aufrichtiges Beileid im Namen Ägyptens“ ausgesprochen. Der irakisch-schiitische Politiker Muktada al-Sadr verurteilte die Angriffe als „nicht der Ethik des Islam“ entsprechend. Der Chef der schiitischen Hisbollah im Libanon, Hassan Nasrallah, sagte, Terroristen hätten dem Islam mehr geschadet als jeder andere in der Geschichte. „Sie haben den Propheten Gottes und die islamische Welt beleidigt“. In Indonesien verurteilte der Rat muslimischer Prediger (MUI) den Anschlag. „Das verstößt gegen humanitäre Werte und die islamische Lehre“, sagte MUI-Sprecher Muhyidin Junaidi.
Am Samstagabend trafen sich Dutzende marokkanische Journalisten vor der französischen Botschaft in der Hauptstadt Rabat. Mit Kerzen hielten sie nach Angaben der marokkanischen Nachrichtenseite „Menara“ eine Mahnwache in Gedenken an ihre französischen Kollegen ab. Die ägyptische Pressegewerkschaft hat unter dem Titel „Zur Verteidigung der Meinungsfreiheit und dem Wohl der freien Rede“ in der Hauptstadt Kairo ebenfalls eine Mahnwache für Sonntag angekündigt.
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu hat den Terror in Paris deutlich verurteilt und zugleich vor seiner Instrumentalisierung gewarnt. Terror könne nicht religiös, ethnisch oder konfessionell sein, sagte Davutoğlu nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag in Ankara vor seiner Abreise nach Paris. Terror – egal von wem und aus welchem Grund ausgeübt – sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Davutoglu wertete die Großkundgebung gegen Terrorismus in Paris am Sonntagnachmittag als starkes Zeichen gegen diejenigen, die den Anschlag zu einer Kampagne gegen die islamische Welt und vor allem gegen Muslime in Europa nutzen wollten. (dpa/iQ)