Die islamischen Religionsgemeinschaften behandeln in ihren Freitagspredigten die Themen: Toleranz und Nachsicht, die Botschaft des Propheten für alle Menschen sowie die kleine Pilgerfahrt.
Die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) ruft in ihrer heutigen Hutba zu Toleranz und Nachsicht auf. Der Islam gründe sich auf „Werte der menschlichen Zivilisation wie Gerechtigkeit, Gleichheit, Liebe, Frieden, Toleranz und Nachsicht“. Sie sollten dem Menschen im Leben als Orientierung und Kompass dienen. Die sozialen und wirtschaftlichen Probleme in der islamischen Welt, aber auch ihre geistliche Rückständigkeit und Entfremdung vom Islam, seien vielerorts die Ursache für das Missverständnis über die Religion des Islam als starres Dogma anstelle einer Religion der Toleranz und des Fortschritts. Daher sei die wichtigste Aufgabe der Muslime, ihren Glauben richtig zu verstehen und die zentralen Prinzipien des Islams, wie eben Frieden, Gerechtigkeit und Toleranz zu verinnerlichen, um schließlich die Probleme in den muslimischen Ländern beheben zu können.
Anlässlich der jüngsten terroristischen Ereignisse in Frankreich, die das Bild des Islam bei vielen Nicht-Muslimen verzerren würden, ruft die DITIB dazu auf,die Nachbarschaft und das Zusammenleben mit Andersgläubigen zu schützen, und den bestehenden Vorurteilen gegenüber Muslimen mit Toleranz und Nachsicht zu begegnen. Abschließend wird ein Gedicht von Yunus Emre zitiert:“Ich bin nicht gekommen um der Klage willen; Meine Sache ist die Liebe. Die Herbergen von Freunden sind die Herzen; Ich bin gekommen, um Herzen zu gewinnen.“
Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) thematisiert in der heutigen Freitagspredigt „die Botschaft des Propheten Muhammad“, unter dem Gesichtspunkt, dass sie für alle Menschen gelte und als Inspiration wirke. Hierfür wird der 28. Vers aus der 34. Sure aus dem Koran zitiert: „Doch wir haben dich zur gesamten Menschheit nur als einen Freudenboten und Warner entsandt. Jedoch verstehen es die meisten Menschen nicht.“ Die Botschaft des Propheten bestünde darin, den Menschen zu vermitteln, dass man durch Frömmigkeit und tugendhaftem Handeln ins Paradies eintrete. Dabei pflegte der Prophet seine Lehren mit Güte und Barmherzigkeit zu verbreiten.
Anlässlich der verunglimpfenden Muhammad-Karikaturen, die kürzlich in einem französischen Satire-Magazin veröffentlicht wurden, verweist die IGMG darauf, dass der Prophet auch zu seinen Lebzeiten Beleidigungen und Angriffe ertragen habe. Daher dürfe man als Muslime auf diese Provokation nicht unbedacht und aggressiv reagieren. Selbstverständlich sei es das Recht eines jeden Muslims aus Liebe zu seinem Propheten, diese Karikaturen zu kritisieren und dagegen zu protestieren. Denn so wie die Würde der Menschen heute geschützt werden müsse, so müsse auch die Würde des Propheten geschützt werden. Als Muslime gehöre man der Gemeinschaft des Propheten der Barmherzigkeit an und diesen müsse man sich zum Vorbild nehmen. Die beste Reaktion auf die Provokation durch die Karikaturisten sei es, ein tugendhaftes und friedliebendes Leben im Sinne des Propheten zu führen und damit allen Vorurteilen über Muslime zu trotzen.
Der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) wiederum thematisiert in der heutigen Freitagspredigt das Thema „Umra“-Pilgerfahrt. Die Hadsch (große Pilgerfahrt) zähle zu den Grundpfeilern des Glaubens und sei daher für jeden Gläubigen eine Pflicht. Nach verschiedenen Rechtsschulen sei die kleine Pilgerfahrt (Umra) ebenfalls verpflichtend für die Muslime oder werde zumindest empfohlen. In Sure 2 Vers 196 heißt es im Koran: „So vervollständigt sowohl den Hadsch als auch die Umre für Allâh.“ Wörtlich bedeute das Wort „Umrah“ Besuch und werde im Islam als Gottesdienst zur Sühne seiner Sünden verstanden. Um die Pilgerfahrt zu vollziehen müsse man ein Gewand namens Ihrâm tragen, die Kaaba in der heiligen Stadt Mekka umrunden, die Hügel Safâ und Marwa sieben Mal auf und ab laufen und schließlich mit dem abschneiden der Haare die Pilgerfahrt beenden. Da die Erfordernisse der Umra geringer seien als bei der Hadsch, werde diese als „kleine Pilgerfahrt“ bezeichnet. Außerdem könne die Umra im Gegensatz zur Hadsch zu jeder Zeit des Jahres vollzogen werden, wobei eine Pilgerfahrt im gesegneten Fastenmonat Ramadan empfohlen wird. Ein Muslim könne die Pilgerfahrt für sich selbst oder für kranke, vergreiste oder sogar verstorbene Angehörige, vollziehen. Hierbei verweist die VIKZ auf die eigene Pilgerfahrtsorganisation und legt seinen Mitgliedern nahe, diese religiöse Pflicht wahrzunehmen.
Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland, gibt einen Überblick und notiert erwähnenswerte Berichte aus den Redaktionen der Medien zum Thema Freitag und Muslime.