Das kleine, aber in vielerlei Hinsicht pluralistische Belgien ist aktuelles Topthema der Nachrichten. Wie sieht die religiöse Landschaft in Belgien aus? Ein Überblick.
Historisch gesehen ist Belgien vom Katholizismus geprägt. Die römisch-katholische Kirche mit ihren acht Bistümern ist zahlenmäßig die größte und traditionsreichste Kirche, die gleichzeitig mit der Gründung des Staates 1832 anerkannt wurde. Das Oberhaupt ist der belgische Primas Kardinal Andre-Joseph Leonard, der dem Erzbistum Mecheln-Brüssel vorsteht. Nur rund acht bis zehn Prozent der belgischen Bevölkerung sind jedoch praktizierend römisch-katholisch, wenn auch etwa 75 Prozent der Glaubensgemeinschaft angehören.
Ebenfalls traditionsreich, dennoch zahlenmäßig weniger bedeutsam (etwa ein Prozent der Bevölkerung) ist die Protestantisch-Evangelische Kirche Belgiens. Ihre Anerkennung vom belgischen Staat wurde wie die der römisch-katholischen Kirche bei der Gründung Belgiens 1832 festgelegt und zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus. Neben der protestantischen Kirche, der reformierten Kirche und der Niederländisch-reformierten Kirche finden der Evangelikalismus, die Pfingstbewegung und andere Charismatische Bewegung auch in Belgien stets mehr Anhänger.
Seit der Gründung Belgiens ist auch das Judentum anerkannte Religionsgemeinschaft. Etwa 100.000 Juden lebten 1935 in Belgien, 26.000 wurden von der deutschen Besatzung deportiert, fast alle nach Auschwitz. Während die Mehrheit in Brüssel eher laizistisch eingestellt Juden sind, entwickelte sich in Antwerpen vorwiegend eine fromme Ausrichtung.
Das repräsentative Organ der Jüdischen Religion ist das Zentrale Israelitische Konsistorium. Das Konsistorium regelt innere Angelegenheiten, die den Glauben betreffen, andererseits ist es auch Ansprechpartner für die Regierung. Sämtliche Ernennungen müssen vom Königshaus wie der Regierung bestätigt werden, genauso wie die Anstellung des Rabbiners. Dafür finanziert der Staat einen Teil des Rabbinergehaltes und unterstützt die bauliche Erhaltung der Synagogen.
Muslime stellen zwar mit rund 900.000 Mitgliedern in Belgien eine Minderheit – in Brüssel sind sie mit mehr als einem Viertel der Gesamtbevölkerung jedoch die größte religiöse Gruppe. Der Großteil, etwa 90 Prozent, der Muslime sind Immigranten oder deren Nachkommen. Etwa ein Drittel sind türkischer, zwei Drittel marokkanischer Herkunft. Die «Exekutive der Muslime Belgiens» (Executif des musulmans de Belgique) ist das repräsentative Organ der Muslime gegenüber dem Staat. (KNA/iQ)