Am Wochenende debattierten die Grünen über Reformen im Staat-Religionen-Verhältnis mit den Vertretern der großen Kirchen und des Islam. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeiffer, verteidigte das System der Kirchensteuer, in das man aber auch andere Religionen wie den Islam einbeziehen könne.
Vertreter der großen Kirchen und des Islam wollen am religiösen Bekenntnisunterricht in den Schulen festhalten. Das war ein Ergebnis des religionspolitischen Kongresses der Grünen am Wochenende in Düsseldorf. Außerdem sprach sich die Partei dafür aus, die Religionsfreiheit zu verteidigen und jeder Form von Gewalt im Namen irgendeiner Religion energisch entgegenzutreten. Darüber hinaus streben die Grünen weitgehende Reformen im Staat-Kirche-Verhältnis an. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeiffer, verteidigte vor den rund 250 Kongressteilnehmern das System der Kirchensteuer, in das man aber auch andere Religionen wie den Islam einbeziehen könnte.
Inhalte einer Religion könnten nur authentisch von Menschen vermittelt werden, «die auch in einer Beziehung dazu stehen», erklärte der Kirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland, Rafael Nikodemus. Auch die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bekannte sich zum konfessionellen Religionsunterricht. Zugleich seien „Formen des Miteinanders“ anzustreben, bei denen Schüler die Gemeinsamkeiten der Religionen entdecken sowie ihre Unterschiede „respektieren und wertschätzen lernen“.
Die Ministerin verteidigte die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an den Schulen in NRW. Ein Drittel der Schüler in NRW seien inzwischen Muslime. Nach Einführung des islamischen Bekenntnisunterrichts habe sie die Erfahrung gemacht, dass viele Eltern mit ihren Kindern jetzt auf Deutsch über ihre Religion redeten und auch vermehrt das Gespräch mit ihren Nachbarn suchten, um Vorurteile und Missverständnisse abzubauen.
Noch entschiedener als bisher wollen die Grünen für die Religionsfreiheit eintreten. Gerade in Zeiten, in denen „religiös verbrämte Terrorakte und islamfeindliche Massendemonstrationen“ die Schlagzeilen beherrschten, müssten Menschen- und Freiheitsrechte hartnäckig verteidigt werden, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin im NRW-Landtag, Sigrid Beer. Wer auch immer im Namen Gottes zu Gewalt aufrufe, missbrauche die Religion. Allerdings dürften auch nicht „Rattenfänger Stimmung gegen einzelne Glaubensgemeinschaften machen“.
Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer verteidigte als katholischer Gast die Kirchensteuer. Der Verwaltungschef des Ruhrbistums plädierte allerdings dafür, den staatlichen Kirchensteuereinzug für alle Religionsgemeinschaften zu öffnen. Dazu gehöre auch der Islam, wenn er die Voraussetzungen einer öffentlichen Körperschaft erfülle. (KNA)