Kultusministerium

Islamunterricht soll ausgebaut werden

Das bayerische Kultusministerium plant die Ausweitung des islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. In Thüringen wird auf Forderung der Muslime nun auch über die Einführung von Islamunterricht diskutiert.

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01
2015
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Das Kultusministerium will den Islamunterricht an bayerischen Schulen deutlich ausweiten. In den kommenden fünf Jahren soll es an mehr als 100 weiteren Schulen die Möglichkeit geben, statt christlichen Religions- oder Ethikunterrichts den Islamunterricht zu besuchen. Ziel sind bayernweit 400 Schulen.“Der Islamische Unterricht in Bayern ist keinkonfessioneller Regionsunterricht“, hieß es in einer Ministeriumsmitteilung vom Mittwoch in München. Er findet im Rahmen eines Modellversuchs in staatlicher Verantwortung statt und basiert“auf dem Fundament des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung“, wie das Ministerium betonte.

Rund 94 000 Kinder und Jugendliche an allgemeinbildenden Schulen in Bayern sind Muslime. Im vergangenen Schuljahr besuchten aber nur 11 500 Schüler an 261 Schulen den Islamunterricht.177 Grundschulen in Bayern bieten nach Ministeriumsangaben deutschsprachigen Islamunterricht an, 78 Mittelschulen, vier Realschulen und nur zwei Gymnasien. Die meisten der Schulen sind in Großstädten. Künftig soll es auch auf dem Land mehr Angebote geben.

Der Präsident des bayerischen Lehrerverbandes BLLV, Klaus Wenzel, begrüßte die Pläne des Ministeriums. „Wir haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass der Bedarf wesentlich höher ist. Umso mehr erkennen wir an, dass das Kultusministerium nun handelt“, sagte er – und forderte bessere Ausbildungsmöglichkeiten für Islamlehrer. Nach Ministeriumsangaben gibt es 65 Lehrerstellen für Islamunterricht in Bayern. An der Uni Erlangen-Nürnberg, der bislang einzigen entsprechenden Ausbildungsstätte in Bayern, studieren derzeit lediglich 40 Lehramtsanwärter das Fach.

Muslime in Thüringen fordern auch Islamunterricht

Der Erfurter Imam Abdullah Dündar hat sich für islamischen Religionsunterricht an Thüringer Schulen ausgesprochen.“Es fehlt muslimischen Kindern, Religion zu lernen“, sagte der Vorsteher der Erfurter Moscheegemeinde gestern abend bei einer Podiumsdiskussion in Erfurt. Das Thema Islam sei im Unterricht an Thüringer Schulen deutlich unterrepräsentiert.

Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke) zeigte sich offen für den Vorschlag. Schon bei den rot-rot-grünen Koalitionsverhandlungen sei darüber nachgedacht worden, muslimischen Unterricht einzuführen. Bisher habe es die Notwendigkeit hierfür aber nicht gegeben, sagte sie mit Blick auf die derzeit geringe Zahl der Muslime in Thüringen. Allerdings könnten die steigenden Flüchtlingszahlen die Situation schnell ändern. Die Asylbewerber kämen zum Großteil aus muslimisch geprägten Ländern. Beim raschen Anwachsen ihrer Zahl müsse gehandelt werden. Klaubert betonte, jeglicher Religionsunterricht an Schulen müsse staatlich anerkannt sein.

Im Freistaat leben nach Angaben des paritätischen Wohlfahrtsverbandes zurzeit etwa 7800 Muslime – dies entspricht einem Anteil von weniger als 0,4 Prozent an der Bevölkerung. Dieser Anteil könnte sich demnächst erhöhen: Das Migrationsministerium rechnet 2015 mit 9 000 Asylbewerbern – im vergangenen Jahr waren es etwa 6 000. (dpa/iQ)