Islam-Debatte

Steinmeier warnt vor „einfachen Antworten“

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat angesichts weltweiter Krisen vor einer pauschalen Schuldzuweisung an Religionen gewarnt. Man müsse sich vor „einfache Antworten“ auf schwierige Fragen hüten.

03
02
2015

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat in der Debatte über die Rolle des Islam bei weltweiten Konflikten vor „einfachen Antworten“ gewarnt. Die Antworten seien komplex und lägen nicht auf der Straße, sagte der Außenminister am Montag bei einem Besuch in Nürnberg. „Das heißt: Obwohl wir Kriege und Krisen im Mittleren Osten beobachten, dürfen wir dies nicht als Kern und Gegenstand des muslimischen Glaubens betrachten“, warnte er.

Von Gegensätzen geprägte Debatte

Es sei falsch, Religionen für Fehlentwicklungen verantwortlich zu machen, „für die allein Menschen verantwortlich sind“. Daher sei es „unsere Verantwortung, jenen zu widersprechen, die in Dresden und anderswo im Umgang mit anderen Religionen nach ganz einfachen Antworten suchen“, sagte Steinmeier mit Blick auf die Pegida-Bewegung.

Lockrufe dieser Art hätten eines gemeinsam, so Steinmeier weiter. „Immer sind die anderen schuld.“ Die Debatte sei von Gegensätzen geprägt, als müsse sich die Demokratie vor dem Islam hüten und umgekehrt. Auch wenn die Welt mancherorts bedrohlich wirke, schließe das eine das andere nicht aus, betonte der Außenminister. „Es gibt eine Demokratie, die dem Islam Raum gibt und einen Islam, der der Demokratie Raum gibt. Unsere Herausforderung ist, den Beweis dafür anzutreten.“ Von seinen Mitmenschen wünsche er sich, dass „jeder im Hier und Jetzt für Versöhnung eintritt, auch wenn das anstrengend ist“. (KNA/dpa)

Leserkommentare

Bernd sagt:
Es muss aber dennoch auch untersucht werden, welche Rolle der Islam bei der Gewalt durch Islamisten spielt. Immerhin berufen die Islamisten sich auf den Koran und die Sunna und sehen sich selbst als Muslime. Insofern ist auch die Aussage, der Islam habe mit alledem nichts zu tun, falsch. Zudem müssen wir uns bei den Kriegen und der Gewalt in der arabischen Welt aber auch fragen, welche Rolle westliche Staaten dabei spielen. Es darf in der Diskussion keine Tabus geben. Aber natürlich auch keine Pauschalverurteilungen!
03.02.15
14:53
Andreas sagt:
Sicher kann man über die Rolle des Islam bei weltweiten Konfliken nachdenken. Ich glaube aber nicht, dass das zielführend ist. Vielmehr muss nach den Ursachen geforscht werden, weshalb vor allem junge Menschen begeistert in den Krieg ziehen. Die Religion dient dabei lediglich der Legitimation des eigenen Handelns. Das ist heute der Islam, kann aber morgen eine andere Religion oder Weltanschauung sein. Wir sollten also den Fokus von der Religion des Islam wegnehmen und mehr nach den Ursachen der Handelnden suchen. Natürlich machen es uns die Terroristen nicht leicht, unseren Blick zu verändern, behaupten sie doch unermüdlich, den einzig wahren Islam zu präsentieren. Aber genau das ist eben deren Strategie, uns allen Sand in die Augen zu streuen, damit wir in die falsche Richtung schauen.
04.02.15
17:22
Jürgen Uther sagt:
Lieber Bernd, ich bin selber Muslim, auch wenn der Name nicht dafür spricht, vor etwa einer Woche gab es in dieser Zeitschrift einen Artikel, der auf einen Brief von 120 Islamgelehrten verwies, die in diesem detailliert darlegen, das aus 24 Gründen der IS (Daesch) nicht den Islam vertritt und nicht in dessen Namen handeln darf. Ich verweise darauf, dass auch im Islam generell das Töten verboten ist, wie auch im jüdischen und christlichen Glauben, der Koran fordert das Rache und Bestrafung im Verhältnis stehen und gerecht sein muss, tut dies Daesch? Allein mit diesen vier Zeilen reicht der Widerspruch um begründet zu sein. Der Anteil der europäischen und amerikanischen Akteure dürfte grösser sein, denn eigentlich kann keiner die Urheberschaft der amerikanischen Geheimdienste und deren Verbündeter ernsthaft bestreiten.
27.11.15
20:09