Der stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg Nils Schmidt, kritisiert die Aussagen mehrerer Unions-Politiker, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Die Ablehnung des Islam schüre Vorurteile gegen Muslime in Deutschland.
Baden-Württembergs Vize-Regierungschef Nils Schmid (SPD) sieht den Islam als Teil von Deutschland und wirft Teilen der Union vor, Stimmung gegen Muslime zu machen. Wenn Unions-Politiker behaupteten, Muslime gehörten zu Deutschland, aber der Islam nicht, sei das „völliger Unsinn“, so der Finanz- und Wirtschaftsminister am Mittwoch. „Schließlich wären Muslime ohne das Bekenntnis zum Islam keine Muslime.“ Diese sprachliche „Verrenkung“ sei nur dadurch zu erklären, dass die Union zerrissen sei und zugleich die gesellschaftliche Mitte und den rechten Rand bedienen wolle. „Doch wer Ressentiments bekämpfen will, kann sie nicht gleichzeitig schüren.“
CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf wollte sich kürzlich in einem Interview nicht der Aussage von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) anschließen, dass der Islam zu Deutschland gehöre. „Muslime gehören zu Baden-Württemberg“, sagte Wolf stattdessen. Auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte vor kurzem Merkels Aussage widersprochen. Muslime seien hier willkommen und könnten ihre Religion ausüben, erklärte Tillich: „Das bedeutet aber nicht, dass der Islam zu Sachsen gehört.“
Schmid, der mit einer Muslimin verheiratet ist, forderte die islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland auf, sie müssten schmerzhafte Fragen beantworten. Zum Beispiel mit Blick auf die Pariser Attentate: „Wie kann es sein, dass im Namen der Religion solche Gräueltaten verübt werden?“ Oder: „Warum folgen junge Menschen aus unserer Mitte extremistischen Rattenfängern und werden zu Mördern?“ Dennoch dürften Muslime nicht in Sippenhaft genommen werden. „Wer die Muslime in unserem Land unter Generalverdacht stellt, betreibt ungewollt das Geschäft der Terroristen. Deren Ziel ist es, Muslimen zu zeigen, dass sie hier nicht dazugehören. Unsere Aufgabe ist es, das Gegenteil zu beweisen.“(dpa/iQ)