Neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Islam erhofft sich ein neues Forschungsprojekt an der Universität Heidelberg. Der Ägypten-Spezialist Lajos Berkes wird zahlreiche aus dem siebten und achten Jahrhundert stammende Dokumente untersuchen, die zur großen Papyrussammlung der Universität gehören.
Neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Islams erhofft sich ein neues Forschungsprojekt an der Universität Heidelberg. Dabei will der Ägypten-Spezialist Lajos Berkes zahlreiche aus dem siebten und achten Jahrhundert stammende Dokumente untersuchen, die zur großen Papyrussammlung der Universität gehören.
Bislang sind die Schriftstücke nicht entziffert oder wissenschaftlich untersucht worden. „Das Interesse der Wissenschaft galt lange nur dem klassischen Altertum. Ich möchte nun die spannende Zeit des Übergangs vom multikulturellen zum muslimischen Ägypten untersuchen“, sagte Berkes am Montag in Heidelberg.
Bis zur arabischen Eroberung Ägyptens in der Mitte des siebten Jahrhunderts gehörte das ursprünglich von Alexander dem Großen eroberte Land am Nil zum römischen Reich. „Wobei ab dem vierten Jahrhundert das Christentum eine bedeutende Wirkung ausübte“, so Berkes. Mit der Eroberung durch muslimische Truppen habe dann die langsame Entwicklung von einer Gesellschaft mit altägyptischen, griechischen, römischen und christlichen Traditionen hin zu einem arabischsprachigen und muslimischen Land begonnen.
Wie Ägypten muslimisch wurde
Bei den nun von Berkes in den Blick genommenen Dokumenten in griechischer und koptischer Sprache handelt es sich unter anderem um Briefe, Verträge, Quittungen und Zahlungslisten. „Die Papyri dokumentieren zum Beispiel, wie allmählich Araber und Muslime in den ägyptischen Städten und Dörfern auftauchten. Sie zeigen aber auch das Verhältnis zwischen den arabischen Herrschern und ihren Untertanen und bezeugen detailliert die Verwaltung des früharabischen Staates und deren Wirkung auf die lokale Bevölkerung. So mussten beispielsweise christliche Gemeinden Seeleute für Angriffe gegen Byzanz oder verschiedene Handwerker für den Bau von Moscheen in Jerusalem oder Damaskus stellen“, erläuterte Berkes.
Das Forschungsprojekt, bei dem mehrere Hundert Dokumente untersucht werden sollen, ist auf drei Jahre angelegt. Neben wissenschaftlichen Fachpublikationen ist geplant, die Ergebnisse in einer Ausstellung zu präsentieren. Zudem sollen rund 30 besonders aussagekräftige Papyri ediert werden. (KNA)