Die Unesco lehnte die Bewerbung des deutschen Schützenwesens als Weltkulturerbe aufgrund der Ausgrenzung eines muslimischen und türkeistämmigen Schützenkönigs ab. Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften lehnt die Vorwürfe ab.
Die Debatte um den muslimischen Schützenkönig von Werl wird nun zum Hindernis für die Aufnahme des Schützenwesens in das immaterielle Weltkulturerbe. In einem Schreiben der Unesco heißt es, dass „wegen der schroffen und ausgrenzenden Reaktionen“ auf einen „nicht biodeutschen Maßstäben“ entsprechenden Schützenkönig eine offene Traditionspflege nicht bestätigt werden könne. Somit sei die Bewerbung zunächst zurückgestellt worden. Die Kommission verstehe zudem nicht, warum eine religiöse Öffnung der Schützenvereine den christlichen Gründungszweck gefährden könne.
Für den Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BDHS)
äußerte Vorstandssprecher Rolf Nieborg Unverständnis gegenüber der Unesco. „Die haben nicht verstanden, dass wir seit über 800 Jahren christliche Werte vertreten“, sagte er den Zeitungen. Außerdem habe er sich über den Tonfall geärgert.
Der Fall sorgte im vorigen Jahr deutschlandweit für Aufregung: Der türkischstämmige Mithat Gedik hatte bei den Schützen in Werl-Sönnern den Vogel abgeschossen. Weil er Muslim ist, hatte ihn der katholische Dachverband BHDS zunächst aber nicht als Schützenkönig anerkannt und ihm die Teilnahme am Bezirksschützenfest untersagt. Die Werler Schützen stellten sich hinter ihren muslimischen König.
Laut Satzung des BHDS dürfen die katholischen Mitgliedsvereine nur Christen aufnehmen. Gedik ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, hat eine katholische Frau und katholisch getaufte Kinder. Später erhob der BHDS zwar keine Einwände mehr gegen die Königswürde Gediks, lehnte aber eine Ausübung des Amtes auf Bezirksebene weiter ab. (KNA/iQ)