In diesem Beitrag der IslamiQ-Artikelserie “Muslimische Entdeckungen und Erfindungen” geht es um den Wissenschaftler Dschâbir ibn Hayyân, der als „Vater der Chemie“ bezeichnet wird.
Der Begriff Chemie stammt vom arabischen „el-Kimya“. Chemie war für die muslimischen Gelehrten des Mittelalters mehr als eine mysteriöse Beschäftigung und glich eher unserem heutigen Verständnis von Chemie. Muslime waren bis ins 17. Jahrhundert als Autoritäten in diesem Bereich anerkannt. Ihre Vorreiterrolle auf diesem Gebiet hatten sie länger als 200 Jahrhunderte inne. Im Folgenden soll einer dieser Gelehrten vorgestellt werden, die durch ihre Errungenschaften besonders hervorgetreten sind.
Dschâbir ibn Hayyân, dessen Geburtsdatum umstritten ist, wird als „Vater der Chemie“ bezeichnet. Auch wenn Dschâbir, der im europäischen Raum auch unter dem Namen „Geber“ bekannt ist, als Mediziner tätig war, so liegen keine medizinischen Schriften von ihm vor. Dschâbir wurde zudem als Vater der Alchemie bekannt. Seine größten Errungenschaften machte Dschâbir, der den Großteil seines Lebens in Kufa verbrachte, in der Chemie. Er entwickelte die experimentelle Forschung, die die Alchemie zur Chemie weiterentwickelte. In seinem berühmten Labor wurden 100 Werke von ihm gefunden, von denen 22 von der Chemie handeln.
Zu seinen Beiträgen zur Chemie zählen die Weiterentwicklung von chemischen Verfahren wie Kristallisierung, Destillation, Kalzination, Sublimation, Evaporation, Filtration und Oxydation sowie die Entwicklung von Instrumenten und Apparaten. Zudem entdeckte er die Schwefelsäure.
Er ordnete die Elemente in drei Kategorien ein: 1. Kategorie: Gase, dazu zählte er Arsen und Ammoniak, die beim Erwärmen vergasen. 2. Kategorie: Metalle: Gold, Silber, Blei, Kupfer, Eisen. 3. Kategorie: Elemente, die zu Staub werden, wie Stein. Mit dieser Kategorisierung legte er die Grundlage für die spätere Gliederung der Elemente in Metalle und Nicht-Metalle. Dschâbir schrieb über die „chemischen Elemente, die ohne ihre Besonderheiten zu verlieren, Verbindungen eingehen und zu winzigen Elementen werden, die nicht mehr mit dem Auge wahrnehmbar sind.“ Wenn man in Betracht zieht, dass Dschâbir diese Werke vor ca. 1250 Jahren verfasste, wird deutlich, dass er seiner Zeit weit voraus war.
Zu den wichtigsten Entdeckungen Dschâbirs gehören zahlreiche Säuren. Zu seiner Zeit war lediglich die Ethansäure, d. h. Essigsäure bekannt. Infolge von Experimenten entdeckte Dschâbir die Schwefelsäure, Salpetersäure, Nitro-Muriatische Säure. Diese Säuren bilden die Grundlage der heutigen Chemie. Dschâbir entwickelte ebenfalls die angewandte Chemie. Damit wurde er ein Vorreiter im Bereich der angewandten Wissenschaften. Hier entwickelte er Vorgänge wie Stofffärbung, Vergoldung, Herstellung von Haarfarbe, etc.
Während dieser Arbeiten löste er Gold auf und entdeckte das Goldwasser. Mit der Erfindung des Destilliergeräts erleichterte er den Vorgang der Destillation. Seine Arbeiten zur Herstellung von Stahl und die Raffination von Metallen trugen entscheidend zur Weiterentwicklung von grundlegenden chemischen Methoden bei.
In seinen Werken „Das große Buch der chemischen Merkmale“, „Gewichte und Größen“, „Chemische Bindungen“, und „Farben“ beschrieb Dschabir, der großen Wert auf experimentelle Wissenschaft legte, chemische Vorgänge und Apparate wie z.B. Öfen, die zum Kalzinieren und Destillieren verwendet wurden. Darüber hinaus befasste er sich mit Sulfiden und Quecksilber.
Dschâbirs Bücher wurden 200 Jahre nach seinem Tode bei der Zerstörung seines Hauses in seinem Labor gefunden. Unter den Trümmern wurden auch Mörser und Gold gefunden. Seine Werke und die Tatsache, dass er zahlreiche Säuren zum ersten Mal herstellte und die Bedeutung von experimenteller Chemie hervorhob, belegen, dass er zu Recht als Vater der Chemie bezeichnet wird.