Das Bundesamt für Naturschutz lädt verschiedene Religionsgemeinschaften ein sich gemeinsam für Naturschutz und Artenvielfalt zu engagieren. Auf einem zweitägigen Dialogforum in Bonn beraten Umweltexperten und religiöse Vertreter über eine künftige Zusammenarbeit.
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Religionsgemeinschaften in Deutschland wollen sich gemeinsam für Umweltschutz und Artenvielfalt engagieren. „Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus und Hinduismus vertreten alle die Haltung, dass Natur und Vielfalt des Lebens zu achten sind und Verschwendung zu vermeiden ist“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel am Mittwoch in Bonn. Diese Gemeinsamkeiten sollten genutzt werden, um das Thema stärker in der Gesellschaft zu verankern, so Jessel beim Dialogforum «Religionen und Naturschutz – Gemeinsam für biologische Vielfalt.“
Laut Jessel belegt die Naturbewusstseinsstudie ihrer Behörde von 2013 eine besonders starke Verbindung zwischen Religiosität und Naturbewusstsein. Auch sei ein Ziel der Nationalen Strategie der Bundesregierung zur Artenvielfalt, dass bis 2015 mindestens 75 Prozent der Bevölkerung der biologischen Vielfalt hohe Wertschätzung entgegenbringen. „Soweit sind wir noch lange nicht!“, sagte Jessel. Umso dringender seien Allianzen etwa mit den Religionen erforderlich.
Rund 90 Umwelt-Experten und Vertreter von ca. zehn Religionsgemeinschaften beraten im BfN über eine engere Zusammenarbeit zum Schutz der Natur. Zum Abschluss des Forums soll ein Memorandum verabschiedet werden.
„Das Dialogforum will Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften sowie Naturschutzakteuren aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis eine Plattform bieten, um sich über Gemeinsamkeiten in ihrer Haltung zur Natur auszutauschen, aber auch Unterschiede zu akzeptieren und anzuerkennen. Ziel ist es, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, wie sich Natur und biologische Vielfalt künftig gemeinsam schützen und erhalten lassen“, heißt es in einer Pressemitteilung des BfN.
Das Forum befasst sich ausgiebig mit der Relevanz von Natur und biologischer Vielfalt in den verschiedenen Religionen, die in einer großen Bandbreite vertreten sind: Thematisiert wird daher außerdem die Frage „Was erwarten Naturschützer von den Religionsgemeinschaften?
Der Vorsitzende des Interkulturellen Rates, Jürgen Micksch, verwies auf bereits geglückte Kooperationen der Religionen zum Thema Naturschutz, die es etwa an Schulen gebe. Denkbar sei eine Weiterentwicklung des christlichen Schöpfungstages zu einer interreligiösen Woche zu Fragen des Naturschutzes. Ebenso könnten Friedhöfe und die Umgebungen von Synagogen, Kirchen und Moscheen stärker im Sinne biologischer Vielfalt gepflegt werden.
Der griechisch-orthodoxe Metropolit in Deutschland, Augoustinos Labardakis, betonte, in seiner Konfession beginne das Kirchenjahr traditionell mit einem Tag der Schöpfung. „Der Naturschutz ist eine für mich heilige Sache“, so der Metropolit. „Wenn wir die Menschen bei dem Thema nicht mitnehmen, bleibt es in Berlin oder bei den leitenden Geistlichen, und die Sache ist erledigt.“ Umso mehr sei die Initiative des Bundesamtes zu begrüßen.
Der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Bekir Alboğa, betonte, auch dem Islam gehe es als Religion des Friedens um die Wahrung der Artenvielfalt. „Der Mensch ist Sachwalter Gottes auf der Erde. Das Bewusstsein dafür müssen wir mit Predigten und Projekten bei den Muslimen stärken“, unterstrich Alboğa. (KNA/iQ)