Muslimische Entdeckungen und Erfindungen

Râzî und Kindî – zwei muslimische Forscher der Chemie

In diesem Beitrag der IslamiQ-Artikelserie “Muslimische Entdeckungen und Erfindungen” geht es um die beiden Wissenschaftler Râzî und Kindî, die unersetzliche Werke auf dem Bereich der Chemie veröffentlichten.

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2015
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Der Begriff Chemie stammt vom arabischen “el-Kimya”. Chemie war für die muslimischen Gelehrten des Mittelalters mehr als eine mysteriöse Beschäftigung und glich eher unserem heutigen Verständnis von Chemie. Muslime waren bis ins 17. Jahrhundert als Autoritäten in diesem Bereich anerkannt. Ihre Vorreiterrolle auf diesem Gebiet hatten sie länger als 200 Jahrhunderte inne. Im Folgenden sollen zwei dieser Gelehrten vorgestellt werden, die durch ihre Errungenschaften besonders hervorgetreten sind.

Razi (865-925)

Abû Bakr Muhammad ibn Zakariyya ar-Râzî war ein iranischer Wissenschaftler, der in den Bereichen Medizin, Chemie, Alchemie, und Pharmazie viele Entdeckungen machte, die bis heute von großer Bedeutung sind. Râzî war ein Universalgelehrter, der als erster bei der Heilung von Masern und Windpocken chemische Verfahren für medizinische Zwecke einsetzte.

Râzî entwickelte die Chemie zu einer Wissenschaft. Die Instrumente, die er bei seinen Experimenten benötigte, stellte er selber her und führte an schwer schmelzenden Metallen, wie Eisen, Experimente durch. Ferner analysierte er Körperflüssigkeiten und schrieb gar ein ganzes Buch über Harn.

Der Universalgelehrte Râzî schlug den Weg Dschâbirs ein und schrieb, dass die Elemente nicht aus Luft, Wasser, Erde und Feuer bestehen, sondern aus der Verbindung von Atomen hervorgehen. Daher wird Râzî als der Vater der experimentellen Chemie bezeichnet. Die chemisch hergestellten Medikamente erprobte Râzî zunächst an Tieren. Opium und Heroin setzte er bei seinen Versuchen bei Tieren als Anästhesie-Mittel ein.

Râzî, der 230 Werke verfasste, ist der Autor des Buches, „Geheimnis der Geheimnisse“, das sich mit der Chemie befasst. In diesem Buch erläutert er chemische Elemente und ihre Verwendung. Er beweist darin, dass er in der Kategorisierung natürlicher Elemente ein größeres Wissen besitzt als frühere Chemiker, inklusive Dschâbir. Natürliche Elemente teilt Râzî in drei Kategorien, erdig, pflanzlich und tierisch, ein. In seinem Buch beschreibt er seine Experimente, die einzelnen Schritte und die verwendeten Instrumente detailliert. Aus diesem Buch geht hervor, dass die Verfahren, wie Destillation und Kristallisation, bereits seit länger als 1100 Jahren angewandt werden.

Darüber hinaus baute er das erste Labor im heutigen Sinne und setzte den Grundstein für die moderne Chemie. Außerdem wurden 20 Geräte und Apparate, die bis heute in der Chemie eingesetzt werden, von Razi entwickelt.

Kindî (801-873)

Da sehr viele der Werke Kindîs ins Lateinische übersetzt wurden, liegen uns heute die meisten seiner Werke nicht in arabischer, sondern in lateinischer Sprache vor. In einem seiner Schriften nahm er eine Unterteilung von Medikamenten nach ihrer Stärke und Qualität vor. Er widerlegte die Theorie, dass man aus unedlen Metallen wertvolle Metalle herstellen kann. Sein Werk „Buch der Parfüms und Destillationen“ ist im Gebiet der Chemie von hoher Bedeutung.

Die Errungenschaften und Entdeckungen der Muslime verbreiteten sich in der gesamten Welt. Râzîs Werke wurden neben dem Lateinischen auch in andere Sprachen übersetzt. Der Italiener Gerard of Cremona übersetzte beispielsweise Râzîs Buch „Kategorisierung von Salzen und Sulfate“ ins Italienische.

Im 13. Jahrhundert machten bedeutende europäische Wissenschaftler wie Albertus Magnus und Roger Bacon Gebrauch von den Werken Râzîs. Insbesondere Bacon erachtete das aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzte Buch „Chemie“ für sehr aufschlussreich und bedeutsam.

Die Übersetzung der Werke muslimischer Gelehrte ins Lateinische begann Mitte des 12. Jahrhunderts. Dschâbirs Buch „Liber Claritatis“ wurde Ende des 13. Jahrhunderts übersetzt. Auch sein Buch „Summa perfectionis magisterii“ und vier weitere Werke wurden im 13. Jahrhundert übersetzt. Diese Arbeiten wurden im 15. und im 17. Jahrhundert in einem Band unter dem Namen „Summa“ veröffentlicht. Im Mittelalter galt dieses Buch als Grundlektüre im Gebiet der Chemie. Mehrere Jahrhunderte lang waren diese Werke unersetzlich.