Die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer plädiert für ein differenziertes und komplexes Islamverständnis. Man dürfe die gesamte Religion nicht auf einzelne Koranverse reduzieren.
Die Berliner Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer hat sich gegen ein eingeschränktes Islamverständnis gewandt. „Der Islam wird weithin nur noch als Religion gesehen, nicht als Kultur, die sich zwar mit dieser Religion verknüpft, in ihr aber doch nicht aufgeht“, so Krämer am Donnerstag.
Dementsprechend gälten als die authentischen Vertreter des Islam und der Muslime nur mehr Theologen, Juristen und Imame oder auch „Islamisten“ unterschiedlicher Couleur, nicht aber Intellektuelle, Künstler und „ganz normale“ Gläubige, „die zwar an Gott und den Propheten glauben, aber deswegen nicht jede Kleinigkeit ihres Lebens am Koran und dem Propheten ausrichten“.
„Der Koran ist in seiner Bedeutung für die Muslime unbestritten, aber der Weg zum Verständnis muslimischen Lebens und islamischer Kultur, gleichgültig ob in der islamischen Welt oder in Europa, führt nicht allein über die Schrift“, so die Professorin an der Freien Universität Berlin. Eine „Fixierung auf den Koran und die geradezu obsessive Ausdeutung noch des letzten Nebensatzes“ spiegele dagegen das Islamverständnis derer, „denen man den Alleinvertretungsanspruch auf den Islam gerne aberkennen möchte“. (KNA/iQ)