Kopftuchdebatte

Aigner lehnt Kopftücher an Schulen ab

Auch wenn das Bundesverfassungsgericht das Aus für ein pauschales Kopftuchverbot an Schulen verkündet hat: Die stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin Ilse Aigner (CSU) hat sich deutlich gegen das Tragen von Kopftüchern an Schulen ausgesprochen.

23
03
2015

Die stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin Ilse Aigner (CSU) hat sich gegen das Tragen von Kopftüchern an Schulen ausgesprochen. Mehr als die Hälfte der in Deutschland lebenden Muslima empfänden das Kopftuch „als Zeichen einer nicht vorhandenen Gleichberechtigung“, sagte die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin der „Welt“ (Montag). „Das widerspricht unserem Grundgesetz.“

Insofern könne das Kopftuch „kein Beispiel für unsere Jugendlichen und Kinder“ sein, so Aigner weiter. Das Kindeswohl wiege schwerer als das Recht auf Religionsfreiheit. Zugleich betonte die Politikerin, Deutschland sei „nach wie vor“ ein christlich geprägtes Land.

Mitte März hatte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein pauschales Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen als verfassungswidrig abgelehnt. Das Urteil führte bundesweit zu einer Debatte. Die katholische Kirche begrüßte es als „starkes Signal für die Glaubens- und Bekenntnisfreiheit“. Zuletzt hatten Schulleiter kritisiert, die Neutralität der Schulen müsse nun neu ausgehandelt werden. (KNA)

Leserkommentare

Jürgen sagt:
Schon wieder taucht das Märchen vom christlich geprägten Deutschland auf. Viele unserer heutigen Werte wurden gerade gegen den Widerstand der christlichen Kirchen entwickelt. Völlig ignoriert werden die Einflüsse des Islam auf unser Denken. Und schließlich behauptet Frau Aigner auch noch, dass das Kopttuch gegen Gleichberechtigung spreche. Unabhängig davon, ob wir nun glauben, dass Deutschland ein christliche geprägtes Land sein, müssen wir endlich anerkennen, dass hier viele Muslime leben, die eben auch gemäß ihren religiösen Traditionen leben möchten.
24.03.15
13:03
Fatima Farag sagt:
Frau (Ministerpräsidentin) muss ja zeigen wer der Herr im Hause ist . Die angesprochene Hälfte der in Deutschland lebenden Musliminnen ist sicher diese Hälfte die Kopftuch trägt! (Ironie)
24.03.15
13:21
Fatima sagt:
Liebe Frau Aigner Eine "Empfindung" ist meiner Ansicht nach kein Bruch des Grundgesetzes. Es waere besser, wenn wir in Deutschland dafuer arbeiten, Gleichberechtigung zwischen allen Menschen auf allen Ebenen zu schaffen. Es hilft nichts, "empfundene Zeichen" einer nicht vorhandenen Gleichberechtigung abzuschaffen. Ueberhaupt gibt es diese (deutsche?) Unart, wie man sie immer haeufiger in Internet Foren von Zeitnugen findet, in denen Menschen fordern man solle praktisch alles was Probleme macht abschaffen. Auslaender, Kopftuecher, Religionen etc. - am Ende kann man aber die Menschheit nicht einfach "abschaffen", sondern man muss lernen alle Verschiedenheiten zu vereinen, und nicht Menschen, die anders aussehen und auch anders sind (und das ist jeder einzelne! nicht nur Frauen mit Kopfbedeckung!) einfach ausgrenzen und ihnen den Ausdruck ihrer Persoenlichkeit und ihres Glaubens zu VERBIETEN. Sie haben mit ihrer Aussage selbst ein Zeichen der nicht vorhandenen Gleichberechtigung geschaffen, indem sie sagen: Nur Menschen die wertefrei und neutral AUSSEHEN, duerfen in oeffentlichen Einrichtungen unterrichten. Damit benachteiligen sie viele engagierte, arbeitswillige Menschen und besonders Frauen. Sie sorgen somit fuer eine nichtvorhandene Gleichberechtigung von Frauen und glauebig (aussehenden) Frauen. Im Uebrigen - wenn sie ihren christlichen Glauben wahrhaftig leben wuerden, denke ich nicht, dass sie solche Aussagen machen wuerden. Vielmehr spricht hier die Angst vor Ueberfremdung, und moeglicherweise die Angst, dass einige Muslime ihren Glauben vll. ernster leben und ihn taeglich audruecken, als Christen in Deutschland. Viele Gruesse!
25.03.15
10:45
Fatima sagt:
Uebrigens lesen sie mal zum Thema Hauptbedeckung in der Bibel nach, aber sagen Sie mir nicht, sie wollten letztere nun auch abschaffen, wegen "Zeichen einer nicht vorhandenen Gleichberechtigung" ;-) Beachten Sie den ersten Satz und beziehen sie ihn auf das Koptuch! Haben Sie auch ein Augenmerk auf den letzten Satz... Ich wuerde mich AUCH fragen, ob Sie einer glauebigen jueidschen Dame mit Kopftuch das Unterrichten in Deutschland verbieten wuerden? Da weurden Sie aber ganz schnell als Antisemitin eingestuft werden. Korinther 11,2-16: «Ich erkenne es lobend an, dass ihr in allen Beziehungen meiner eingedenk seid und an den Weisungen festhaltet, wie ich sie euch gegeben habe. Ich möchte euch aber zu bedenken geben, dass das Haupt jedes Mannes Christus ist, das Haupt der Frau aber der Mann, und das Haupt Christi ist Gott. Jeder Mann, der beim Beten oder bei er baulichen Reden eine Kopfbedeckung trägt, entehrt sein Haupt; jede Frau dagegen, die mit unverhülltem Haupt betet oder erbauliche Reden hält, entehrt ihr Haupt; sie steht dann ja auf völlig gleicher Stufe mit einer geschorenen (Dirne). Denn wenn eine Frau sich nicht verschleiert, so mag sie sich auch scheren lassen; ist es aber für eine Frau schimpflich, sich das Haar abschneiden oder abscheren zu lassen, so soll sie sich verschleiern. Der Mann dagegen darf das Haupt nicht verhüllt haben, weil er Gottes Ebenbild und Abglanz ist; die Frau aber ist der Abglanz des Mannes. Der Mann stammt ja nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; auch ist der Mann ja nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. Deshalb muss die Frau ein Zeichen der Macht auf dem Haupte tragen um der Engel willen» (Menge-Übersetzung).
25.03.15
10:50
Raimund sagt:
Das ständige "Zu einem Juden würden Sie das nicht sagen" oder "Mit einer Jüdin würden Sie das nicht machen" bringt uns nicht weiter.
26.03.15
17:07
stefanie sagt:
Liebe Fatima, Paulus (der war es ja, der an seine Korinther schrieb) ist als Frauenfeind ja längst identifiziert -- von Christinnen und Nichtfrommen. Selbst wenn dem nicht so wäre: Der Punkt ist: dank Aufklärung, Gewerkschaftsbewegung, Demokratie (zumindest nach dem 2. Weltkrieg), Frauenbewegung (seit den 1920er Jahren) - also dank der steten, zum Teil mutigen und lebensgefährlichen Arbeit von Menschen, die der Überzeugung waren, dass Gott nicht oberste Instanz in einer menschlichen Gemeinschaft sein kann, hält sich zum Glück niemand an den alten Schwerenöter Paulus. Das christliche System als Ordnungssystem ist in Europas Staaten überwunden. Deswegen halte auch ich - bei allem Recht von Minderheitenreligionen auf Gleichberechtigung - die äußere, absolute weltanschauliche Neutralität staatlicher Funktionsträger wie z.B. Lehrer an öffentlichen (nichtkirchlichen Privat-Schulen!) - für notwendig. Dass das Kreuz an der Wand auch weg muss, ist logisch. Bitte versteh, dass große Teile der (liberalen) deutschen Öffentlichkeit aus diesem Grund keine Lehrerinnen wünschen, die so deutlich sichtbare Zeichen einer bestimmten Religion tragen. Tatsächlich ist es ja so, dass Lehrer Orientierungspersönlichkeiten für Heranwachsende sind. Deswegen haben sie im Hinblick auf die politische und religiöse Neutralität eben auch besondere Verantwortung. In Bayern gilt für viele Lehrer, die sich in ihrer Studentenzeit bestimmten politischen Gruppierungen angeschlossen haben, seit Jahrzehnten ein Berufsverbot eben weil sie mit ihrem Gedankengut Kinder infizieren könnten. Dabei hatten die meisten lediglich ihre demokratischen Rechte auf politische Beteiligung wahrgenommen - nur war der Staatsschutz eben anderer Meinung. Dass zahlreiche Menschen, denen diese Prozesse noch im Gedächtnis sind, Bauchweh bekommen, wenn statt mehr Neutralität in den Schulen jetzt mehr Symbole erlaubt sind, kann man irgendwie verstehen. Ich bin der Meinung: Religion ist absolut privat und dann auch absolut schützenswert, natürlich. Aber den Staat haben wir uns solange so hart erkämpft, bis er so halbwegs religiös neutral war, dass wir dort eigentlich gar keine Religion wollen. Ja, dazu gehört auch die Entflechtung der ganzen Karitativen Einrichtungen, kann ja nicht sein, dass katholische Krankenhäuser Frauen mit Kopftuch nicht einstellen, obwohl die Kirche gar nicht Herr im Haus ist, denn 90% der Kosten dieser Krankenhäuser werden vom Staat, also von uns allen bezahlt.
31.03.15
12:02