Ob in der U-Bahn, der Schule oder im Verein: Für viele Menschen gehört der Rassismus zum Alltag in Deutschland. Ein Karlsruher Filmemacher hat die Problematik auf Film erfasst – und würdigt diejenigen, die sich dagegen wehren.
Ein Boxer trainiert mit einem Schüler im Ring, ein Theaterpädagoge spielt im Unterricht eine Szene vor, und ein junger Koranlehrer spricht mit Jugendlichen über den Islam in Deutschland. Was haben sie alle gemeinsam? Mit ihren Projekten versuchen sie den Rassismus im Alltag zu bekämpfen. Und: Sie sind Protagonisten des Dokumentarfilms “Alle anderen sind nicht gleich anders“ von Filmemacher Oliver Langewitz, der am Samstag im Rahmen der Antirassismus Wochen in Karlsruhe Weltpremiere feiert.
“Ich wollte nicht nur den Rassismus aus Expertensicht darstellen», sagt der 38-jährige Karlsruher. Er habe erforschen wollen, was es für Lösungen gibt. Langewitz stellte sich die Frage: «Wie bring man Menschen dazu, über die Grenzen hinweg zu springen?“
“Es war eine Herausforderung, so ein komplexes Thema darzustellen.“ 90 Minuten lang folgt die Kamera Individuen in Karlsruhe, die vermeintlich nichts mit einander zu tun haben: zum Beispiel den Boxer Ibraimo Alberto, der ursprünglich aus Mosambik stammt und boxen gelernt hat, um sich selbst und andere zu verteidigen. Unter anderem unterrichtet er heute den Sport. Oder den Theaterpädagogen Rusen Kartaloglu, der seinen Schülern bei der sprachlichen und sozialen Entwicklung helfen möchte.
Die meisten der Protagonisten haben selber einen Migrationshintergrund. Auf die Frage, wo und wann sie Rassismus spüren würden, habe jeder einzelne Langewitz geantwortet: in öffentlichen Verkehrsmitteln. Und so öffnet auch der Film – mit einer Szene in einem Bus, in dem ein junger dunkelhäutiger Mann von zwei Jugendlichen wegen seiner Hautfarbe beleidigt und beschimpft wird. Nur eine Studentin steht auf und verteidigt ihn.
Auch Langewitz habe Drohungen wegen seines Filmes erhalten. Ein Droh-Email liest er vor: als „linker Scheißer“ wird er beschimpft. Doch durch die Recherche und Dreharbeiten habe der 38-Jährige vor allem positive Eindrücke gewonnen. Er sei beeindruckt gewesen darüber, wie viele Projekte sich etwa mit Kunst, Musik oder Sport dem Thema Rassismus annehmen und Menschen verschiedener Kulturen zusammenbringen. “Das belebt eine Gesellschaft.“
Die Gesellschaft zum Nach- und Überdenken zu bewegen ist ein Ziel der Internationalen Wochen gegen Rassismus, in dessen Rahmen letzte Woche bundesweit mehr als 1300 Vorträge, Theateraufführungen und Konzerte stattfanden. Dabei sei es wichtig, die von Diskriminierung Betroffenen zu „empowern“ und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu artikulieren und zu wehren, sagt Christoph Rapp vom Kulturamt der Stadt Karlsruhe. In Karlsruhe haben sich laut Rapp rund 100 Veranstaltungen dem Thema angenommen – die bist jetzt mehr als 8000 Besucher angezogen haben.
Auch der Antirassismus-Film des Karlsruher Produzenten und Regisseurs soll den Betrachter zum Nachdenken anregen und als Diskussionsgrundlage dienen. Vordergründig sei er ein Dokumentarfilm, er habe aber auch «Präventionscharakter», sagt Langewitz. Indem man die Menschen und ihrem Alltag auf der Leinwand zeige, könne man vielleicht dazu beitragen, Vorurteile zu minimieren.
“Alle anderen sind nicht gleich anders“ – im Titel des Filmes steckt auch die Aussage. Es gehe nicht darum, dass alle gleich sind oder die gleichen Werte vertreten, sagt der 38-jährige Filmemacher. Sondern es geht darum, «dass Menschen Bereitschaft zeigen sollten, sich auf andere einzulassen, ohne, dass ihre Werte gefährdet werden».