Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz kritisiert die Reaktionen auf Christian Wulffs Aussage, „der Islam gehöre zu Deutschland“. Die feindselige Islam-Debatte deute auf Ängste und Unsicherheiten vor dem Fremden hin.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), hat über die scharfen Gegenreaktionen auf die Islam-Aussage des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff gestaunt. Sie habe sein Statement – „Der Islam gehört zu Deutschland“- für einen „freundlichen Akt“ gehalten, sagte Özoguz am Freitag in Berlin. Bei den dann folgenden Reaktionen sei sie irritiert gewesen. Sie hätten gezeigt, „was unter der Oberfläche da ist“. Dazu gehörten viele Ängste und Unsicherheiten vor dem Fremden.
Für sie gehörten die christliche, jüdische und muslimische Religion zusammen, so die muslimische Politikerin. Sie könne die Wurzeln ihrer Religion nicht verstehen, ohne die beiden anderen zu kennen. Özoguz äußerte sich bei einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion zum Miteinander von Menschen verschiedener Religionen und Kulturen.
Sie warb für mehr Bemühungen, das Wissen über Religionen zu verstärken. „Da investieren wir derzeit kaum Anstrengungen“, so Özoguz. Bildungspolitiker müssten sich stärker fragen, was etwa Schülern über Religionen und Weltanschauungen vermittelt werden solle. Auch dadurch lernten Kinder und Jugendliche „die Vielfalt, die wir haben, zu verstehen und damit umzugehen“. Nach ihren Angaben hat jeder dritte Schüler unter 15 Jahren „eine Einwanderungsgeschichte“.
Die SPD-Kirchenbeauftragte Kerstin Griese rief dazu auf, dass die christlichen Kirchen sowie die islamische und die jüdische Gemeinschaft gemeinsam gegen extremistische Tendenzen aufbegehren sollten. Islamfeinde und radikale Islamisten verbinde, dass beide Gruppen eine pluralistische und tolerante Gesellschaft ablehnten. Zugleich müssten Probleme der Einwanderungsgesellschaft offen angesprochen werden. „Pluralität ist keine Idylle, sie muss gestaltet werden“, so Griese.
Bei vielen junge Menschen mit Migrationshintergrund sei die Bindung zur Religion durchschnittlich höher, so Griese. Sie begrüße es deshalb, dass viele Bundesländer nun islamischen Religionsunterricht einführten. Diese Bindung sei viel zu lange kaum zur Kenntnis genommen worden.(KNA/iQ)