Frankreich

Front National bricht mit Gründer Le Pen

Die rechtsextreme und islamfeindliche französische Partei Front National distanziert sich öffentlich von ihrem antisemitischen Gründer Jean-Marie Le Pen. Damit verfolge die Partei eine neue politische Strategie um an die Macht zu kommen.

06
05
2015
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Als Bürgerschreck, der er immer war, ist der alte Le Pen für seine smarte Tochter langsam untragbar geworden. Marine bemüht sich seit Jahren, dem rechtsradikalen Front National (FN) einen respektablen Anstrich zu geben. Weil antisemitische Hetzparolen da einfach nicht ins Bild passen, wird der Papa nun abserviert. Man muss der FN-Chefin zugutehalten, dass sie den Judenhass ihres Vaters nie geteilt hat. Das freilich macht aus der blonden Frontistin noch lange keine Humanistin. Populisten brauchen ein starkes Feindbild, diese Lektion des Vaters hat die Erbin durchaus verinnerlicht. Gegen Immigranten und Muslime zieht auch sie gerne vom Leder, bloß enthält sie sich dabei jeder verbalen und juristisch angreifbaren Entgleisung.

In Wahrheit geht es bei der Familienfehde der Le Pens nicht um Inhalte, sondern um die Verpackung. Mit Marine kommt das alte Gedankengut nett aufpoliert als moderner Rechtspopulismus daher, ihren polternden Vater hingegen umweht nach wie vor der rechtsextreme Schwefelgeruch.

Die Tochter, intelligenter und gefährlicher zugleich, setzt auf eine gefälligere Duftnote. Auch in der Zielsetzung unterscheiden sich der alte Haudegen und die blonde Anwältin. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der als notorischer Unruhestifter eine reine Protesthaltung verkörpert, will Marine wirklich an die Macht. Und den Weg dorthin will sie sich von niemandem verbauen lassen.(OTS)