„Die Kunst ist frei“. Frei von Debatten und Grenzen. Künstler mit muslimischem Migrationshintergrund nutzen diese Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute der Filmemacher Mirza Odabaşı.
Kannst Du Dich bitte vorstellen?
Ich heiße Mirza Odabaşı und bin 27 Jahre alt. Seit kurzem lebe ich in Berlin. Studiert habe ich Kommunikationsdesign in Düsseldorf und seit einigen Jahren bin ich als Fotograf und Filmemacher unterwegs, wobei ich schwerpunktmäßig Filme mache.
Was möchtest Du mit Deiner Arbeit bewirken?
Verständnis! Menschen die so empfinden wie ich, sollen durch meine Arbeit verstanden werden und Menschen die nicht so empfinden, sollen meine Arbeit als eine Art Übersetzung wahrnehmen. Ich möchte ihnen die Möglichkeiten bieten, alles durch meine Augen zu sehen, mit dem Wissen, dass viele andere den gleichen Blick wie ich haben und sie somit auch verstanden werden.
Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?
Ja mein kultureller Background ist mir sehr wichtig. Er ist meine Kraftquelle und meine Schatzkarte. Ohne diesen Hintergrund, bin ich ein Teil der Mehrheitsgesellschaft und der Situation nicht ausgesetzt sich verdeutlichen zu müssen. Mein Background ist meine Inspirationsquelle und gefundenes Fressen für meine Kreativität. Ich würde wahrscheinlich ganz andere Themen aufgreifen, wenn ich in einem anderen Land leben würde oder in der Heimat meiner Eltern.
Mein religiöser Background ist mir ebenfalls wichtig, aber diese Beziehung halte ich für etwas Intimes. Es ist eine Sache die zwischen mir und Gott abläuft und somit undurchschaubar ist. Ich bin auch kein Mensch, der äußeren Merkmalen viel Aussagekraft verleiht. Dementsprechend auch nicht an religiösen Symbolen den Grad der aufrichtigen Liebe zu Gott ausmacht. Deswegen hat religiöse Identität keinen direkten Einfluss auf meine Arbeiten.
Studien attestieren eine steigende antiislamische Stimmung in Europa. Bist Du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?
Diskriminierungen ist man überall auf der Welt als Minderheit ausgesetzt. Seit dem 11. September hat sich diese Problematik zusätzlich angespitzt. Ich bin aufgrund meines Äußeren und meinem Namen leicht einzuordnen und habe wie jeder Betroffene unzählige Geschichten dazu zu erzählen. Leider werden diese Themen nicht mit der nötigen Sorgfalt und Achtung von der Mehrheitsgesellschaft angegangen und die Doppelmoral die man in den Mainstream-Medien und in den Social Medien beobachtet, führt dazu, dass diese einzelnen Fronten ihre Schnittstelle verlieren. Das Vertrauen zwischen der Muslimischen Community und der Mehrheitsgesellschaft leidet darunter und führt dazu, dass extreme Ausrichtungen mehr Zuspruch bekommen.
Mein Hausverwalter der bei meinen eigenen Freunden nachfragt ob ich ein Extremist sei und beim Aufeinandertreffen, mir ganz nett die Hand schüttelt und fragt wie es mir geht, beschreibt am besten die Lage in diesem Land.
Denkst Du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?
Eine weitere Scheindebatte, die uns nicht weiterbringt. Die wichtigere Frage wäre, muss der Islam zu Deutschland gehören, damit ich hier problemlos leben kann?