Islamfeindlichkeit

Neue Studie zur Dresdner Pegida

Seit Oktober vergangenen Jahres geht Pegida nahezu wöchentlich in Dresden auf die Straße, um gegen eine angebliche Islamisierung zu demonstrieren. Damit ist bald Schluss, meint Politologe Patzelt, der die Pegida-Anhänger in einer Studie unter die Lupe genommen hat.

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05
2015
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Die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) stehen nach Ansicht des Dresdner Politologen Werner J. Patzelt vor dem Aus. „Pegida ist ausgegrenzt und geht ins Nirwana hinein“, sagte der Politikwissenschaftler der TU Dresden am Donnerstag bei der Vorlage einer neuen Studie zur Anhängerschaft des islamkritischen Bündnisses, das seit Oktober vergangenen Jahres in der sächsischen Landeshauptstadt nahezu wöchentlich auf die Straße geht, zuletzt mit deutlich weniger Teilnehmern.

In der Studie kommt er zu dem Schluss, dass Pegida zwar seit dem Bruch in der Führungsspitze Ende Januar nach rechts gerückt, aber in der Mehrheit nach wie vor nicht als rechtsradikal zu bezeichnen sei. Die Untersuchung beruhe auf repräsentativen Stichproben. Bei zwei Kundgebungen Ende April und Anfang Mai seien insgesamt mehr als 700 Teilnehmer von Studenten anhand eines Fragebogens interviewt worden. Zudem seien die Ergebnisse einer ersten Studie mit eingeflossen.

Die Lebenszeit des Dresdner Bündnisses sei durch das Aufstellen einer eigenen Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl, die frühere Hamburger AfD-Politikerin Tatjana Festerling, „künstlich verlängert worden“, sagte Patzelt. Er glaube nicht, dass Pegida im Anschluss an die nach der Wahl am 7. Juni angekündigte Sommerpause „Wiederauferstehung erleben“ werde. Dennoch sei mit nachhaltigen Folgen zu rechnen. Über die Konfrontation von Pegida und Nichtpegida seien viele soziale Beziehungen gestört und „das Klima in Dresden großenteils vergiftet worden“, sagte Patzelt.

In der sozialen Zusammensetzung habe sich Pegida in den vergangenen Monaten kaum verändert. Gut Dreiviertel der Anhänger seien Männer aus Dresden oder Umgebung im Alter von etwa 50 Jahren, konfessionslos, erwerbstätig oder im Ruhestand mit guter, praktischer Ausbildung.

Gut die Hälfte der Demonstranten seien als „xenophobe Patrioten“ zu bezeichnen, „wobei Xenophobie nicht Ausländerhass ist, sondern einfach Sorge vor dem Fremden, Abwehr des Fremden“, sagte Patzelt. Rund 30 Prozent seien „bedingt xenophil“ und für den Islam offen, „aber unter der Bedingung, dass nicht zu viele Flüchtlinge ins Land kommen und der Islam friedlich bleibt“.

Bei 17 Prozent könne man von „rechtsradikalen Xenophoben“ sprechen. „Das ist jener hässliche Pegidianer, den die Gegner von Pegida immer schon auf dem Schirm hatten: jung, rechtsradikal, zur Gewalt neigend und ganz klar gegen Ausländer und Muslime eingestellt.“

Patzelt hatte im Februar eine erste Fallstudie zur Pegida vorgelegt. Kritiker hatten ihm daraufhin vorgeworfen, fremdenfeindliche Bestrebungen zu verharmlosen. In Dresden waren zu Hochzeiten mehr als 20 000 Menschen zu den wöchentlichen Demonstrationen der islamkritischen Bewegung gekommen. Zuletzt zählte die Polizei noch rund 3000 Teilnehmer. (dpa, iQ)