Ein Künstler will auf der Biennale in Venedig mit einer Moschee in einer Kirche auch auf den Konflikt der Religionen aufmerksam machen. Das gelingt ihm – allerdings auf etwas andere Weise als wohl vorgesehen.
Nach wochenlangem Streit muss ein Moschee-Kunstprojekt in einer Kirche für die Biennale in Venedig schließen. Der Schweizer Künstler Christoph Büchel hatte für den isländischen Pavillon eine Moschee in der ehemaligen katholischen Kirche Santa Maria della Misericordia in der Lagunenstadt installiert.
Die Stadt Venedig zog nun allerdings die Betriebserlaubnis zurück, da die Betreiber Vorgaben verletzt hätten. Sicherheitsvorgaben würden nicht eingehalten, hieß es in einer Mitteilung der Kommune und der Polizei. Am Freitag wurde das Projekt nach übereinstimmenden Medienberichten geschlossen. Unmut gab es vor allem, weil Muslime den Ort für Gebete benutzt hatten – was laut Stadt gegen die Auflagen verstoße, das Gebäude nicht für religiöse Zwecke zu nutzen. Die Kuratoren haben 60 Tage Zeit, Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen.
Das Icelandic Art Center, das mit hinter dem Kunstprojekt steht, wollte sich zunächst nicht dazu äußern. Jedoch veröffentlichte das Zentrum einen offenen Brief auf seiner Internetseite, in dem es die Absicht des Künstlers darlegt. Büchels Installation solle ein Licht auf institutionalisierte Ausgrenzung und Vorurteile in der Gesellschaft werfen – auch mit Blick auf das Thema Einwanderung. Selbst wenn die Moschee geschlossen würde, sei etwas erreicht worden. Die derzeitige Debatte reflektiere Vorurteile und das Zeitgeschehen.
Das Projekt hatte schon vor Beginn der Biennale Anfang Mai polarisiert. Auch die katholische Gemeinde in Venedig hatte protestiert. Erst in letzter Minute habe es eine Genehmigung der Behörden gegeben, hieß es beim Icelandic Art Center. Beim Publikum würde das Projekt sehr gut ankommen. In Venedig läuft derzeit der Wahlkampf für die Bürgermeisterwahl am 31. Mai. Kandidaten der Rechtspartei – die in der Region Venetien stark ist – hatten das Kunstprojekt kritisiert.
Die muslimische Gemeinde in Venedig bemängelt seit langem, dass es keine Moschee im historischen Zentrum der Stadt gibt. „Wir wollten die Gelegenheit nutzen, um eine Diskussion zu beginnen“, sagte Mohammed Amin Al Ahdab von der muslimischen Gemeinde in Venedig und Region laut der Zeitung „Corriere del Veneto“. „Aber es ist klar, dass niemand daran Interesse hat.“ Die jetzige Kontroverse würde Venedigs Image und dem Dialog der Religionen schaden.
Zuletzt hatte der Plan für ein islamisches Museum in Venedig für Aufregung gesorgt. Nach Protesten der Lokalpolitiker wurde die Idee nicht weiterverfolgt. (dpa)