Diese Redenwendung taucht in der islamischen Welt in Wort und Schrift so häufig auf wie keine andere. Kalligraphen jedweder Generation nahmen diese Worte in ihrer eigenen Art und Weise als Grundlage ihrer Arbeit und gestalteten sie vielfach künstlerisch aus.
In der arabischen Welt hat Schrift einen ganz besonderen Stellenwert. Als Kunstform der Kalligraphie hat sie eine lange Historie und ist eng mit dem Koran verbunden, der nur auf Arabisch verbreitet werden darf. Darstellungen von Menschen und Tieren sind gotteslästerlich, auch wenn im Koran explizit kein Bildverbot existiert. Anstelle von Bildern werden ornamentale Illustrationen mit Koranversen verwendet.
Das unausgesprochene Bildverbot führte dazu, dass die Aufmerksamkeit auf die arabischen Schriften sowie auf die Ornamentik enorm stieg und in den islamischen Ländern eine Vielfalt an traditioneller und kalligraphischer Kunst entstand.
Das früher bereits hohe Ansehen der arabischen Schrift spiegelt sich jedoch nicht nur in der Kalligraphie wieder, sondern auch in der aktuellen Schriftgestaltung. Immer noch benutzen viele Länder von Marokko bis China die arabische Schrift. Damals wie heute gab es wichtige Zentren der Entwicklung arabischer Schrift und Kalligraphie. Diese lagen manchmal sogar außerhalb der arabischen Welt, wie zum Beispiel in der Türkei.
Die Kufi-Schrift ist eine Monumentalschrift, die bereits vor dem Islam in Arabien entwickelt wurde. Sie ähnelt in ihrem Schriftbild der römischen Capitalis-Schrift. Die nach der Stadt Kufa im Süd-Irak benannte Schrift findet Anwendung in der Münzprägerei, in der Wandbeschriftung von Moscheen, auf Grabmalen, in Holzarbeiten und sogar in Metall- und Keramikarbeiten.
Heutzutage steht Bagdad stellvertretend als die wichtigste Hochburg dafür. Hier überreichen namenhafte Kalligraphen bis heute die Feder zur Weiterentwicklung der Schriften an die nächste Generation. Früher hatte jeder Kalligraph sein eigenes Rezept zur Herstellung der Tinte. Gleichzeitig schöpften sie ihr eigenes Papier und kreierten ihre eigenen Schreibwerkzeuge, die aus speziellen Bambusrohren gewonnen werden. Je nach Winkel, in welchem sie über das Papier geführt werden, entstehen individuelle Handschriften. Das wichtigste Produkt eines Kalligraphen ist die Gestaltung des Korans. Dazu benötigt er als absolutes Minimum zwei Schriften: Nashki und Kufi.
Die arabische Schrift sowie die nabatäische Schrift entwickelten sich aus der aramäischen Schrift. Mit 29 Buchstaben gilt die arabische Schrift als reich, da diese zusätzliche Formen je nach Stellung innerhalb eines Wortgefüges haben.
Sie können entweder:
1. mit den folgenden Buchstaben verbunden werden,
2. mit beiden Seiten miteinander verbunden werden,
3. mit dem vorangehenden Buchstaben verbunden werden oder
4. unverbunden bleiben, was eher die Ausnahme ist.
Die Nashi-Schrift wurde auf der Grundlage der Kufi-Schrift entwickelt und wird meistens in Kombination mit ihr eingesetzt, insbesondere zum Koran-Schreiben. Das besondere Merkmal der Nashi-Schrift ist, dass alle vertikalen Linien schmal dargestellt werden, wodurch das Schriftbild seinen schlanken Charakter erhält. Diese Schrift bildet also mit die Grundform der arabischen Druckschrift.
Als wichtigsten Buchstaben kann man den ersten des Alphabets bezeichnen, den sogenannten „Alif“. Er gilt als gesund, da er unumstößlich senkrecht steht. Er entspricht dem ersten Buchstaben des Wortes Allah, also Gott, wodurch seine Stellung und Stärke zum Ausdruck kommt.
Die besonderen Merkmale der arabischen Schrift sind:
1. sie wird von rechts nach links geschrieben,
2. es gibt weder Groß- und Kleinschreibung noch Druckschrift und
3. mit wenigen Ausnahmen werden alle Buchstaben miteinander verbunden. Die Schriften sind ornamental und genau das wirft in unseren elektronischen Zeiten verschiedene Probleme auf.
Als Schriftdesigner muss ich also die folgenden Fragen beantworten: Wie muss ein arabischer Font aussehen, der auf traditionellen Schriften aufbaut, aber besser lesbar ist durch eine gute Darstellung auf Computern? Wie wird man in Zukunft mit arabischem Informationsdesign umgehen? Wie unterstützen Soft- und Hardware-Firmen den Bedarf an arabischer Software? Es gibt eine Menge technischer Schwierigkeiten, aber auch kulturelle.
Mein Ziel ist also, je eine neue, moderne Schrift zu gestalten, die auf der Tradition der arabischen Schrift aufbaut, aber gleichzeitig unserem Zeitalter und der fortschreitenden technischen Entwicklung im Bereich der technischen Medien und Arbeitsmittel gerecht wird.
Die Kufi-Schrift ist im Vergleich zur Nashi-Schrift, welche eine runde, kursive, kurrente und einfache Schrift ist, eine eckige, vertikal linierte und horizontal laufende Schrift, die aufgelockert wird durch rankenförmige, ornamentreiche Verzierungen, aber dennoch schwer und durch den horizontal betonten Duktus sehr steif wirkt.
Der Informationsgehalt spielt in meinen Überlegungen eine größere Rolle als in Arabien. Im Orient reden die Leute miteinander. Das heißt: wenn jemand eine Straße sucht, dann braucht er kein Schild, sondern fragt einfach einen Passanten. Und mit Sicherheit wird er einen Begleiter finden, der ihn zu dem gesuchten Ort hinführt. Doch der Bedarf ändert sich. Ist man z.B. mit einem Auto unterwegs, kann man nicht immer anhalten und fragen. Und als die Autobahnen gebaut wurden, stellte man fest, dass man Beschriftungen für Schilder braucht. Die arabischen Schriften, die es gibt, sind für so etwas aber nicht gedacht. Durch die Vokalisationszeichen (die Punktierungen sind zu ornamenthaft) braucht man Zeit, um diese Schrift zu lesen. Zu den Verkehrsschildern muss Schrift nun auch auf Navigationsgeräten funktionieren etc. So entwickelte ich im Laufe der Jahre verschiedene Schriften für Informations- und Leitsysteme wie zum Beispiel für die neue Metro in Dubai.
Dabei verstehe ich mich als Vermittler und Vertreter beider Gesellschaften, um auf meine Weise die großen Unterschiede zwischen Orient und Okzident zu verkleinern.