Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) lud zu einer Fachtagung über die psychosoziale Entwicklung von Pflegekindern ein. Bei der Tagung wurde der Abschlussbericht des zweijährigen „Projektes Pflegekinderwesen“ vorgestellt.
Anlässlich des Internationalen Tages der Familie 2015 organisierte die Bildungsabteilung der Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) am 27. Mai eine Fachtagung. Unter dem Leitsatz „Kinder zwischen zwei Stühlen“ wurde die psychosoziale Entwicklung von Pflegekindern in Pflegefamilien und ihre Entfremdung von der Eigenfamilie diskutiert. Ein besonderes Augenmerk wurde hierbei auf muslimischen Pflegekinder gelegt.
Im Rahmen der Fachtagung wurde das von der Bildungsabteilung der IGMG erarbeite „Projekt Pflegekinderwesen“ vorgestellt und gleichzeitig der Abschlussbericht vorgelegt. Bekir Altaş, kommissarischer Generalsekretär der IGMG, sprach das Projekt in seiner Begrüßungsrede an. Ein zentrales Ergebnis der Untersuchungen sei, dass „muslimische Pflegekinder (als) eine eigene Zielgruppe mit speziellen Bedürfnissen definiert werden müssen“, so Altaş.
Dieses Ergebnis folge aus der zweijährigen Arbeit der IGMG. In diesem Rahmen kam es zu einem regen Kontakt mit Jugendämtern. Zudem wurden diverse Informationsveranstaltungen über Jugendämter und Pflegefamilien veranstaltet. „Somit konnte eine Plattform vor Ort geschaffen werden, um gemeinsame Antworten auf Unsicherheiten und Fragen bzgl. der Jugendämter zu suchen“, so Dr. Abdulhalim Inam, Leiter der IGMG Bildungsabteilung. Außerdem bemerkte Inam, dass europaweit tausende muslimische Pflegekinder in die Obhut von Familien kämen, die sich über die religiösen und kulturellen Werte der Pflegekinder nicht bewusst seien. Das IGMG-Projekt habe zum Ziel gehabt, beratend an der Seite von muslimischen Familien zu stehen und darüber zu informieren, wie man eine Pflegefamilie werden kann.
Neben der Projektvorstellung standen zahlreiche wissenschaftliche Beiträge auf dem Tagesplan. Prof. Dr. Klaus Wolf, Professor für Erziehungswissenschaften und Sozialpädagogik an der Universität Siegen, referierte über die Möglichkeiten einer guten Entwicklung im Spannungsfeld von Pflegefamilien und Eigenfamilien. Prof. Klaus, der ebenfalls Leiter der Forschungsgruppe Pflegekinder an der Universität Siegen ist, machte vor allem auch auf eine migrationssensible Sicht auf Pflegefamilienarbeit aufmerksam.